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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider
Autoren: Rupert Schöttle
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wäre es ja klar gewesen, dass er nicht einfach eingeschlafen ist.«
    »Verstehe. Jetzt wieder zu Ihnen, Frau Neuhold, warum haben Sie uns am Tag danach überhaupt in die Wohnung gelassen?«
    Schwester Esther hatte unterdessen ihren Kopf in beide Hände gesenkt.
    Sie sprach fast unhörbar.
    »Durch einen dummen Zufall. Eigentlich habe ich die Sabine erwartet, damit sie mir beim Saubermachen des OPs hilft. In dem Moment, in dem ich Bilovics Wohnung betrat, hat sie ja schon unten am Eingang geläutet. Offensichtlich ist sie direkt nach Ihnen gekommen, aber leider war sie ein wenig zu spät dran. Ich hab’ mich eh gewundert, dass sie dann so schnell vor der Tür stand.«
    »Und ich habe Ihre Stimmen im Stiegenhaus gehört«, erklärte nun Schaub, »und erst einmal abgewartet, bis Sie in einer Wohnung verschwunden waren. Einer von Ihnen blieb jedoch mit einem Hund draußen, was ich deutlich hörte, da Sie ständig auf das Tier einredeten. Und da hab’ ich lieber abgewartet. Als Ihnen dann Ihr Kollege etwas mitteilte, was ich nicht verstand, und Sie daraufhin mit dem Hund nach unten kamen, habe ich mich versteckt. Nachdem Sie dann verschwunden waren, ging ich hinauf und hörte Stimmen in Bilovics Wohnung. Da war mir klar, dass es besser ist, wieder zu verschwinden.«
    »Wie kamen Sie eigentlich so schnell an das Gift, Frau Neuhold? Sie hatten ihn doch gerade einen Tag vor dem Mord erwischt. Und das auch noch am Abend. Beim dm wird es das wohl kaum geben. Oder hatten Sie schon länger den Plan gefasst?«
    »Nein, ich hab’ es mir halt schnell bei jemandem besorgt, von dem ich wusste, dass er es hat«, antwortete sie ausweichend.
    »Da der Besitz eines solchen Giftes nicht strafbar ist, können Sie es mir eigentlich schon sagen. So aus reiner Neugierde: Woher hatten Sie es?«
    »Von mir«, sagte plötzlich Schaub. »Wie hab’ ich den Bilovic gehasst, nachdem er mich fallengelassen hatte! Ich hätte ihn umbringen können, auf der Stelle – und die Esther auch! Und da hab’ ich mir halt das Gift besorgt, hatte aber nicht wie die Esther den Mut, es auch anzuwenden. Und als sie mir von dieser Sache mit der Neuen und ihrem Vorhaben, ihn umzubringen, erzählte, habe ich ihr es gleich gegeben.«
    »Mitsamt der Gebrauchsanleitung?«
    »Na ja, als sie mich noch in der Nacht anrief, habe ich ihr angeboten, gleich zu mir zu kommen. Ich wusste ja genau, wie sie sich fühlte. Und als sie mir dann ihre Geschichte erzählte, da war plötzlich der ganze Hass auf den Bilovic wieder da.«
    »Dann haben Sie ihr also von ihren Mordabsichten erzählt und ihr das Gift gegeben?«
    Wortlos hob Schaub ihre Schultern.
    »Das könnte Ihnen eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord einbringen, das wissen Sie schon?«
    Traurig senkte Schaub ihren Kopf und sagte nichts.
    »Gott beschütze uns vor der Solidarität der Frauen, wenn sie sich gegen uns richtet«, murmelte Vogel, bevor er sich wieder an Schwester Esther wandte. »Und jetzt zu der Frage, die uns am meisten beschäftigt, Frau Neuhold. Wie haben Sie es eigentlich fertig gebracht, Herrn Bilovic zu vergiften, ohne dass dieser es merkte?«
    Nachdem sie mit gesenktem Kopf da saß und keine Anstalten machte, zu antworten, legte Sabine Schaub liebevoll ihren Arm um Esthers Schulter.
    »Soll ich es ihnen sagen?«
    Kaum merklich nickte Neuhold.
    »Das ist eine etwas delikate Angelegenheit, meine Herren. Ich sagte Ihnen ja bereits, Bojan war ein echtes Schwein. In jeder Beziehung. Auf sexuellem Gebiet neigte er auch zu extremeren Sachen. Unter anderem liebte er es geradezu, wenn man ihm ein … mit Wodka gefülltes Klistier setzte. Sie kennen das ja vielleicht … Für so etwas war ihm die Esther noch gut genug, die Neue hätte solche Sachen ja nie mit ihm gemacht. Und da hat sie ihm einfach das Gift zusammen mit einem schweren Narkotikum in den Wodka gemischt. Neben dem Vorteil, dass er nichts davon merkte, trat es auf diesem Wege auch besonders schnell in den Blutkreislauf ein.«
     
    Nachdem die Damen von ihren Kollegen abgeholt worden waren, beschlossen die Inspektoren, ihren Triumph angemessen zu feiern und sich ein entsprechendes Gabelfrühstück im Café Jelinek in der Otto-Bauer-Gasse zu gönnen.
    »Ist dir eigentlich bewusst, dass wir meiner Emily die schnelle Klärung des Falles verdanken?«, fragte Vogel, der gerade hingebungsvoll mit seinem Ei im Glas beschäftigt war.
    »Und der Unpünktlichkeit der Frauen, was wieder einmal mehr beweist: Es sind nicht wir Männer, die zu früh kommen, die
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