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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers
Autoren: Rolf Michael
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Aber der Wille eines Mächtigen riß sie vorwärts. Christiana taumelte ihrem Schicksal entgegen. Nicht weit von ihr lag das Heiligtum der gräßlichen Voodoo-Leute, die ihre Unheiligen Riten hier feierten. Die Luft war erfüllt vom Hämmern und Wummern der Trommeln. Sie riefen zum Blutopfer.
    Denn Christiana sollte auf dem Altar der abscheulichen Götzen getötet werden. Man hatte sie ausersehen, mit ihrem Blut einen mächtigen Ju-Ju-Zauber zu stärken....
    ***
    Wie durch ein Sehrohr bei einem U-Boot sah Amun-Re, der Magier aus den Tagen des alten Atlantis, durch die Augen der Tochter des Estanciero Emilio del Muljardor. Sein Geist war aus seiner sterblichen Hülle gewichen und hatte diese steif und erkaltet neben Gonzales Morena, einem skrupellosen Waffenhändler aus Caracas, zurückgelassen. Morena sollte ihm mit seinem Geld und seinem Einfluß dazu verhelfen, zum Herrn der Welt aufzusteigen.
    Wenn das Blutopfer in der Mitte der Nacht die Herren der Finsternis günstig stimmte, verfügten sie über eine schlagkräftige Armee. Denn die Geister derer, die im Dienste des Bösen stehen, sollten die Leiber der Verstorbenen zu neuem Leben erwecken.
    Zombies! Die wandelnden Leiber der Toten. Die Schrecken der Karibik. Sie würden zu furchtlosen Mitstreitern des Bösen werden. Und in den Körpern, die von neuem, unheiligen Leben beseelt waren, schlug kein Herz und meldete sich kein Gewissen.
    Nur einer konnte die finsteren Pläne Amun-Re’s kreuzen, der einst den Krakenthron von Atlantis beherrscht hatte. Und obwohl es ihm nicht gelungen war, ihn in Caracas zu töten, war es doch im Moment fraglich, ob dieser Jemand noch Gelegenheit haben würde, dem Amun-Re zu schaden.
    War es dem uralten Zauberpriester auch verwehrt, seinen Gegner auf magischem Wege zu töten; den Gewaltigen der Natur hatte dieser nur seinen scharfen Verstand und die Kraft seiner Arme entgegenzusetzen.
    Im Augenblick zappelte dieser Jemand hilflos in einer Schlingenfalle. Und im Baumwipfel über ihm schlief ein Reptil von ungefähr zehn Metern Länge. Ein lebendes Wesen, das sich einmal in seinen Windungen verfangen hatte, war dem Tode geweiht.
    Amun-Re hätte es nicht besser treffen können. Auch wenn die Polizei eintraf, es mußte alles wie ein Unfall aussehen. Denn die Nachforschungen der Polizei konnten Amun-Re’s Pläne erheblich behindern. Es galt daher, den Tod seines Gegners so natürlich wie möglich erscheinen zu lassen.
    Der Wille des Mädchens, den er beiseite gedrückt hatte und das er mm zu dem Versteck dirigierte, war sehr schwach. Morena wartete bereits darauf, ihr die Fesseln überzuwerfen.
    Amun-Re konnte es riskieren, seinen Geist zu teilen und die Schlange zum Angriff zu reizen. Der Wille eines Tieres war nicht besonders schwer zu beeinflussen.
    Unsichtbar glitt ein Teil von Amun-Re’s Willen in das Bewußtsein der großen Anakonda.
    ***
    Sie hatte vor zwei Tagen eine Ziege gewürgt, und diese mit Haut und Haaren verschlungen. Nun hatte sie sich auf den mittleren Ästen eines Baumes zum Schlaf ausgestreckt.
    Sie schlief ihren traumlosen Schlaf, aus dem sie erst erwachen würde, wenn die Nahrung verdaut war und sich neuer Hunger einstellte. In ihrem derzeitigen Zustand war die Riesenschlange harmlos.
    Wie ein Blitz traf etwas ihr Innerstes. Bei einem Wesen, das keiner Vernunft fähig ist und dessen Leben einzig aus Jagen, Töten, Fressen und Schlafen besteht, kann man nicht davon reden, daß hier ein bestimmtes Zwiegespräch geführt wurde.
    Der unerbittliche Wille Amum-Re’s brach in ihren Schlaf ein, wie man mit einer Ramme eine Tür eindrückt. Und der Befehl, den ihr Amun-Re gab, war gleichbedeutend mit den Grundsätzen ihres Lebens.
    Wenn man erwacht ist man hungrig. Und man schlägt die erste Beute, die man findet.
    Nur den Bruchteil einer Sekunde hatte der Herrscher des Krakenthrones benötigt, um die Schlange aus ihrer Ruhe aufzurütteln und ihre Gier nach Fraß zu entfesseln. Schon kehrte er in das Gemüt des Mädchens Christiana zurück.
    Aber der Zweck der Excursion war erfüllt. Die gewaltige Schlange war geweckt. Die lidlosen Augen öffneten sich, kalte Augen glitzerten in der Dunkelheit.
    Yakku-Mama, die Mutter des Stromes, wie sie von den Indios ehrfurchtsvoll genannt wurde, war erwacht.
    Unter sich verspürte die Schlange Leben. Und »Leben« war für sie gleichbedeutend mit »Beute«. Es war nicht der Befehl des Amun-Re oder ein Hungergefühl. Der reine Jagdinstinkt reizte das Tier.
    Ruckartig hob sich der Kopf.
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