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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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bewegungslos liegen.
    Dort, direkt vor Mjir, stand Rettger mit einem blutigen Schwert in der Hand.
    Miruwar der Orange keuchte die Treppe hinauf, so schnell es seine alten Beine und sein Rheumatismus ihm erlaubten. Das war das Problem mit der Magie. Man konnte mit ihrer Hilfe Menschen töten oder ihr Leben verlängern, die Sonne am Firmament einfrieren oder ein Stück vom Mond als Mittagessen verspeisen – aber ein Mittel gegen Rheuma bot sie nicht.
    Verdammte Magier. Sie kümmerten sich nie um die wirklich wichtigen Dinge. Und er war dummerweise auch noch selbst einer.
    Hingebungsvoll schnaufend erreichte er das obere Ende der Treppe. Tatsächlich. Die Fackel war nicht mehr da. Er hatte es, so in Gedanken wie er vorhin gewesen war, gar nicht bemerkt. Doch das Fehlen der Fackel war nicht das Einzige, was nicht zu stimmen schien. Der Magier beugte sich vor und beleuchtete die Gittertür mit dem spärlichen Licht seines Stabes.
    Er stieß einen leisen Fluch aus. Das hier, das war wahrlich einen Fluch wert!
    Die Gitterstäbe waren auseinandergebogen worden – nicht weit, gerade so, dass eine schmale Gestalt zwischen ihnen hindurchschlüpfen konnte. Aber wer von solcher Statur hatte die Kraft, dies zu tun? Er hatte nicht gesehen, wer der Eindringling gewesen war, nur einen kurzen Blick auf dessen Fuß erhascht, als der Kerl im Nebenraum verschwunden war. Er war die Treppe hinauf und hinaus wie der Dämon. Doch wer war es gewesen?
    Und viel wichtiger – was hatte er gesucht?
    »Das war nun wirklich nicht nötig!«
    »Was?« Verblüfft starrte Rettger seinen Freund an.
    »Den Mann zu erstechen!« Mjir deutete auf die Gestalt, die neben ihm auf dem Boden lag. In ihren leeren Augen spiegelte sich der morgendliche Himmel.
    »Er hätte dich fast erdolcht, Mjir!«
    »Das war sicher alles nur ein Missverständnis. Ich dachte, du wolltest dich mit ihm unterhalten? Mit Toten kann man sich nicht unterhalten.«
    »Missverständnis? Er wollte den König ermorden!«
    Mjir runzelte die Stirn.
    »Wirklich? Wie kommst du darauf?«
    Der Rittgardist wischte sein Schwert am Waffenrock ab und schob es in die Scheide. »Nun«, erwiderte er in jenem speziellen Tonfall, welcher für Dummköpfe, Schwerhörige und liebe Verwandte, denen man am liebsten ein Messer in den Rücken gerammt hätte, reserviert ist, »ich würde meinen die Tatsache, dass er versucht hat mit einem langen, scharfen Schwert bewaffnet in die Königsgemächer einzudringen und dabei laut ‚Tod dem König, Tod Iakainor’ gerufen hat unterstützt diese Vermutung ein klein wenig, was meinst du?«
    Plötzlich hörte er Schreie von draußen. Miruwar riss die Tür auf und humpelte ächzend und sich den Rücken haltend durch die Bibliothek bis zu der großen Buntglasfensterfront, die das Bild der Königsfamilie zeigte. Er presste seine Nase an das Glas und versuchte durch die dunkle Färbung etwas zu erkennen. Verdammt! Die verstorbene Königinmutter hätte zur Sitzung mit dem Glasmaler auch ruhig einen etwas helleren Rock anziehen können. Er trat zwei Schritte zur Seite und beugte sich erneut vor, um unter der Achselhöhle der Königin hindurchzuspähen.
    »Meine Güte! Meine gute Güte!« Mit bleichem Gesicht kam eine ältere Frau von etwa sechzig Jahren aus dem Königsheim geeilt. Sie trug ein halb durchsichtiges, weißes Seidennachthemd mit Rüschen.
    Leider.
    »Was ist mit diesem armen Mann geschehen?« Sie deutete auf den am Boden liegenden Erthainer. »Fühlt er sich nicht gut?«
    »Da müssen sie einen Priester fragen«, erwiderte Rettger schulterzuckend. »Vermutlich fühlt er überhaupt nicht sehr viel. Er ist tot.«
    »Himmel hilf! Doch nicht etwa ein schwaches Herz?«, fragte sie und beugte sich über die Leiche mit der klaffenden roten Wunde in der Brust.
    Der Rittgardist räusperte sich, fasste sie vorsichtig an der Schulter und zog sie zurück. »Wohl eher etwas Härteres und Spitzeres als ein schwaches Herz, Herrin. Ich habe ihn erstochen.«
    »Oooh.«
    Die Dame fasste sich an die Brust. Dann stolperte sie nach hinten und fiel um. Es knallte, als ihr Schädel auf den Platten aufschlug.
    Rettger kratzte sich am Kopf und blickte zu Mjir hinüber. »War das ein schwaches Herz?«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte dieser. »Sie ist in Ohnmacht gefallen. Die meisten Frauen tun das, wenn sie einen Toten sehen, das weiß ich aus Irustars Liedern. Vermutlich ist es Tradition.«
    »Ach so, wenn es nur das ist …«
    »Aber ich vermute, sie hat erwartet, dass du sie
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