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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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auffängst«, wagte der Rittknappe eine Spekulation.
    »Oh. Nun, sie hätte es mir vorher sagen können. Was machen wir mit ihr? Lassen wir sie liegen?«
    »Besser nicht. Die Leute könnten denken, sie sei ebenfalls tot und sie mitvergraben.«
    »Tastsächlich?« Rettger grinste. »In dem Fall lassen wir sie liegen. Das ist die Gouvernante der Prinzessin. Ich würde wetten, dass wir von ihrer Hoheit einen Orden dafür bekommen, wenn wir sie nicht anrühren. Schon gut, schon gut«, fügte er hinzu, als er Mjirs entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Das war ja nur ein Scherz. Du wirst so oder so einen Orden bekommen. Und ich werde wahrscheinlich für mein kleines Nickerchen degradiert werden, selbst wenn ich der Gouvernante höchstpersönlich die Gurgel umdrehe.«
    Mjir sah in das unglückliche Gesicht seines Freundes – und fasste einen Entschluss.
    Bald kamen mehr Leute aus dem Königsheim. Der Kämmerer, in Nachthemd und Pantoffeln, Dienstmägde, der Mundschenk, viele Mitglieder des königlichen Hauses. Und schließlich kam der König, mit einer höchst unköniglichen lila Schlafmütze auf seinem edlen Haupt.
    Es passierte viel. Die ganze Aufregung konzentrierte sich auf die Leiche des Erthainers, die lange untersucht und irgendwann fortgetragen wurde. Mjir und Rettger standen am Rande des Geschehens, fast vergessen. Dann kam der König zu ihnen. Er stand nur vor den beiden, ließ seinen Blick vom Einen zum Anderen schweifen. Dann lächelte er, nickte wortlos und ging fort.
    Mjir wusste nicht, was das bedeutete. Aber er fühlte sich glücklicher als seit einer langen, langen Zeit.
    Eine Weile geschah nichts. Doch dann kam eine Gestalt in Miruwars Blickfeld. Und dann – beim Atem des Dämon!
    Fassungslos schaute er zu den zwei Soldaten auf, die eine schlaffe, bärtige Gestalt den Turm hinuntertrugen. Seine Miene verdüsterte sich. Also doch. In diesem Turm waren geheime, böse Kräfte am Werk, von denen er bisher nichts geahnt hatte.
    Fragen wurden gestellt, sehr unangenehme Fragen, wie das so üblich ist, wenn ein König fast umgebracht wird. Mjir vergaß ganz plötzlich zu erwähnen, dass Rettger geschlafen hatte, als er ihm unten in der Halle begegnet war. Er griff hingegen, zum großen Amüsement seines Gewissens, auf seine Fähigkeiten als Poet zurück und erdichtete eine wahrhaft wunderbare Heldengeschichte vom tapferen Kampf Rettgers und seines treuen Helfers Mjir, wie sie mit dem Attentäter gerungen hatten um das Leben ihres geliebten Königs zu schützen, und wie sie nur gemeinsam dessen gewaltige, wilde Kraft hatten überwinden können.
    ‚Eigentlich’, dachte Mjir, ‚sind Heldengeschichten wie Lügen. Sie klingen nur besser.’
    ‚ Endlich hast du’s begriffen’ , jubilierte seine innere Stimme.
    Also wandte sich die Aufmerksamkeit der wer-hat-Mist-gebaut-Nachforscher auf den Wächter vor der Zelle des Erthainers. Ein sehr verdächtiges Individuum, denn eine unglaubwürdigere Geschichte als die seine – er behauptete von einem Schwarm wilder Bienen durch die Korridore von seinem Posten fortgejagt worden zu sein – konnte man sich wohl kaum ausdenken. Trotzdem fand man auch bei genaueren Nachforschungen keinen Hinweis auf Bestechung oder Verrat in der nahen Vergangenheit dieses Mannes.
    Niemand konnte sich genau erklären, wie es passiert war.
    Und dann, am Tag, der auf den Attentatsversuch folgte, erschallten die Trompeten und riefen das Volk von Batrilon zur Versammlung.

42. Kapitel
    Ehrung
    Absolute, unendliche Stille lag über der Menge, die sich bis zum Horizont zu erstrecken schien. Alle waren gekommen. Die Alten, die Jungen, die Weisen, die Dummen, die Großen, die Kleinen, ja selbst die Krüppel waren hinausgehumpelt auf den Platz vor dem Elvenbeinturm, und hie und da sah man eine Frau mit einem Kind auf dem Arm, das kaum ein paar Tage oder Wochen alt sein konnte.
    Niemand von ihnen gab einen Laut von sich, während sie warteten, vor der großen Tribüne, die am Fuße des Himmelspalastes errichtet worden war.
    Der König kletterte auf die Tribüne.
    Sie war mit Stoffen in den Farben von Iakainor geschmückt worden: Blau und Gold. Vor seinem gleichfalls geschmückten Thron hielt der König inne und ließ seinen Blick über die weite Menge schweifen, die sich vor ihm versammelt hatte.
    »Männer meines Volkes«, sprach er, »meine Freunde, heute habe ich eine zugleich noble, zugleich schwere und zugleich freudige Pflicht zu erfüllen. All diese Gefühle erfüllen unsere Brust wenn das, was
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