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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz
Autoren: Cornelia Zogg
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und der Zeiger meiner Uhr zeigte dreiundzwanzig Uhr. In acht Stunden musste ich schon wieder hier sein. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken.
    Ein Geräusch schreckte mich aus meinen düsteren Zukunftsvisionen. Es kam von draußen.
    Ich warf einen Blick zu den Fenstern oberhalb der Blechwände. Nichts.
    Das Geräusch wurde lauter. Flattern von Flügeln. Ich runzelte die Stirn und erhob mich von meinem Sitzplatz.
    Ich trat zur Tür, um draußen nach dem Rechten zu sehen, da kam die Antwort herein.
    Durch die Fenster!
    Es krachte und klirrte ohrenbetäubend. Ich schrie auf und riss die Arme über den Kopf, als die Scherben nieder prasselten.
    Angestrengt starrte ich in die Halle. Fast alle Neonröhren waren ausgegangen. Zwei im hinteren Teil flackerten.
    Ich konnte kaum etwas erkennen. Ein Schatten regte sich. Was um alles in der Welt kam so hoch hinauf, um durch die Fenster der Lagerhalle zu brechen?!
    Meine Hand glitt zum Türknauf. Ich wollte es lieber nicht wissen. Nichts wie weg.
    Zu spät. Mein Blick fiel auf die Gestalten, die sich aus dem Chaos aus leeren Schachteln erhoben und ich erstarrte.
    Ihre Haut war lederig, Flügel prangten auf ihren Rücken und die gelben Augen leuchteten wie riesige Eiterbeulen in der Dunkelheit.
    «Was zum...», flüsterte ich.
    Panik grub sich durch meine Glieder. Mir wurde kalt. Starr vor Schreck blickte ich auf die Kreaturen, die mich bemerkten und mit ihren fürchterlichen Augen fixierten.
    Da wurde die Tür hinter mir aufgerissen und jemand zog mich aus der Halle. Wie in Zeitlupe knallte ich gegen die Außenwand und spürte eine warme Hand, die meinen Mund versiegelte.
    «Zum Teufel genau», wisperte der Fremde.
    Im hellen Licht der Straßenlaternen am Hauptgebäude konnte ich ihn gut erkennen. Er war etwas grösser als ich und musste zwei oder drei Jahre älter sein. Die schwarzen Haare hingen ihm willkürlich ins Gesicht. Ein schwarzer Strich – ein Tattoo? - prangte unter seinem linken Auge. Wer zur Hölle tätowierte sich einen Strich unters Auge?!
    Seine Kleidung war zerfleddert. Das schwarze Hemd hing aus seiner Jeans und zwei Knöpfe daran waren abgerissen.
Irgendwie EMO
, schoss es mir durch den Kopf. Also einer, der sich mit meinen zwei zurzeit größten Problemen auskannte. Meiner düsteren Grundstimmung und den düsteren Was-auch-immer-es-waren im Schuppen hinter mir.
    «Hör zu«, begann er hastig. «Wenn du überleben willst, tu was ich dir sage!»
    Ich nickte hastig. Lieber vertraute ich einem fremden Typen, als diesen Dingern auf der anderen Seite dieser Wand.
    «Ich sehe, wir verstehen uns», flüsterte er. «Ich hoffe du bist schnell.»
    Das hoffte ich auch.
    Er packte meine Hand, riss mich von der Wand und rannte über den Parkplatz.
    Im ersten Moment fürchtete ich zu stolpern. Als hinter mir erneut Scheiben zersplitterten und das Geräusch der Flügel bedrohlich lauter wurde, bewegten sich meine Beine von alleine.
    Wir rannten. Ich war in meinem bisherigen Leben noch nie so gerannt. Natürlich waren da die ganzen Schulsport-Tage, an denen uns die Lehrer im Minutentakt die 100-Meter-Bahn hoch und wieder runter gejagt hatten. Aber meine Fresse... Angesicht einer Gefahr läuft man doppelt so schnell wie für eine gute Sportnote in der Abschlusszensur. Dreimal so schnell, wenn einem wildgewordene, gelbäugige Bestien mit Flügeln auf den Fersen sind.
    Während ich rannte und ab und an hinter dem Fremden her stolperte, ehe er mich mit einem Ruck seiner Hand wieder auf Kurs brachte, schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. War das mein Ende? War das mein Leben gewesen, das mir auf dieser Erde vergönnt war? War das alles gewesen?
    Nein. Es durfte nicht so enden. Ich war mit meinem Leben noch nicht ansatzweise an einem Punkt angelangt, an dem ich es als lebenswert bezeichnen könnte.
    Ich und mein Leben waren noch nicht fertig miteinander!
    Dieser Gedanke trieb die Panik wieder hoch und das Atmen fiel mir schwerer. Ich keuchte vor Anstrengung und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Die Angst lähmte meine Gedanken während mein Überlebenstrieb dafür sorge, dass meine Beine weiter in Bewegung blieben.
    Hinter mir keiften die Wesen. Ihr Flügelschlag wurde lauter.
    Der Parkplatz war mir noch nie so groß vorgekommen. Hier waren wir den Kreaturen schutzlos ausgeliefert. Kein Versteck, kein Unterschlupf, nur der schwarze, dunkle Asphalt mit den hell leuchtenden, weißen Markierungen.
    «Komm schon», rief der Fremde.
    Nein. Jetzt war nicht die Zeit um über
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