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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz
Autoren: Cornelia Zogg
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Sinn und Unsinn meines Lebens nachzudenken. Hier ging es um mein Überleben.
    Ich keuchte und rannte weiter. Ignorierte den Schmerz in meinen Beinen, das Ziehen in meinen Lungen, während die Wesen Schatten über uns warfen.
    Wir erreichten die ersten Häuser. Der Fremde zog mich in eine der engen Gassen, vorbei an Containern und Feuerleitern.
    «Hier», zischte er plötzlich und ließ sich nach rechts fallen.
    Durch die Scheiben eines abgeschrägten Kellerfensters.
    Er zog mich mit. Feine Glassplitter rissen meine Haut auf, aber ich spürte keinen Schmerz. Der Aufprall im Keller war dafür umso heftiger.
    Ich landete mit voller Wucht auf ihm. Er keuchte auf, als ich ihn mit meinem Gewicht noch tiefer in die Glassplitter auf dem Boden drückte. Kaum konnte ich wieder Atmen und klar denken, rollte ich mich von ihm, stand auf und wich an die Kellerwand zurück.
    Nur fahles Licht fiel durch die zerbrochene Scheibe.
    Der Fremde schüttelte sich das Glas aus den Kleidern, trat zu mir, lehnte sich neben mich und sank zu Boden.
    Offensichtlich waren die Dinger weiter geflogen. Nachdem ich die zerstörte Scheibe lange genug angestarrt hatte, beruhigte sich mein rasendes Herz und ich setzte mich ebenfalls.
    Ich musterte ihn aus den Augenwinkeln. Er atmete schwer. Sein Brustkorb hob und senkte sich.
    «Scheiß Chimären», knurrte er.
    Ich musterte ihn schweigend.
    «Lucifels Schoßhunde», fügte er an.
    «Ah», machte ich und nickte.
    Klar. Chimären. Lucifels Schoßhunde. Hätte man ja auch drauf kommen können.
    Er lächelte. «Sagt dir nichts, hm?»
    «Doch. Natürlich. Alles klar».
    Er kicherte. «Ihr Menschen seid so erfrischend unwissend.»
    Kritisch wägte er ab, ob ich es wert gewesen war, gerettet zu werden.
    «Weißt du, was Dämonen sind?»
    Haha. Witzig.
    Ich musterte ihn argwöhnisch. Was war das für ein Spinner.
    «Theoretisch schon.»
    «Sehr schön.»
    Ich wartete vergeblich auf weitere Ausführungen. Also fragte ich nach.
    «Mehr Infos wären hilfreich», murmelte ich.
    «Warum? Genügt doch», erwiderte er achselzuckend.
    «Du willst mir weismachen, dass das Dämonen waren?» Ich nickte hinaus in die Dunkelheit.
    Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch. «Was dachtest du, was sie sind. Kolibris? Hast du dir die Dinger mal angesehen?»
    Mittlerweile musste mein Blick von Skepsis in Verzweiflung gewichen sein. Er zeigte sich gnädig.
    «Es sind Dämonen. Ich bin Raciel. Erzdämon. Diener des zweiten Ranges und ehemals rechte Hand des Teufels. Freut mich.»
    Er streckte mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie nicht und vergrub meine stattdessen in meinem Schoss, um das Zittern zu verbergen.
    Ich knurrte leise und lachte gequält. «Maria-Magdalena.»
    «Bist du nicht. Sie war grösser als du.»
    Sprachlos starrte ich ihn an. Grinsend gab er mir einige Sekunden, ehe er in ernsterem Ton fortfuhr.
    «Hör zu. Ich weiß, für euch Menschen ist nicht leicht zu verstehen, aber ich denke, du bist nicht dumm. Bist ein großes Mädchen.»
    Naja.
    Ich beschloss, das Spiel mit zu spielen.
    «Gut. Gehen wir davon aus, dass ich nicht geistesgestört bin und du ein Dämon bist.»
    «Erzdämon»
    «Ein Erzdämon bist», korrigierte ich mich. «Was sollte das da gerade?»
    Sein Blick wurde eindringlich. «Ich war ein Diener Lucifels, aber ich habe mich abgewandt. Das mag er gar nicht. Darum schickt er seine Chimären. Dummerweise warst du gerade in der Nähe. Sie dachten vermutlich, ich hätte mich in der Lagerhalle versteckt.»
    Wieder einige Sekunden, um das Gehörte zu sortieren. Ich schaffte es nicht.
    «Ich halte mich immer noch für Maria-Magdalena», antwortete ich,
    Er lachte.
    «Kann ich verstehen.»
    Ich schwieg einige Augenblicke, ehe ich mich fasste.
    «Irial», murmelte ich. «Mein Name ist Irial.»
    «Nett», grinste er und fuhr sich durch die Haare. «Wollte dich da nicht mit rein ziehen.»
    Ich schüttelte den Kopf, schwieg aber.
    «Ich geh jetzt. Bleib hier und warte. Sicher ist sicher.»
    Er lächelte. Ich wollte hier nicht allein bleiben. Nicht jetzt, da ich wusste, was draußen nachts unterwegs war!
    Raciel stand auf. Schnell hievte er sich am Fensterrand empor, durch die zerbrochene Scheibe nach draußen und verschwand aus meinem Blick noch ehe ich ihn aufhalten konnte.
    Innerhalb eines Augenblicks fasste ich einen Entschluss, der mein Leben für immer verändern sollte.
    Ich folgte ihm.
    Unbeholfen kletterte ich aus dem Keller, riss mir die Hand an einem Scherbensplitter auf und rollte schließlich mehr
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