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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz
Autoren: Cornelia Zogg
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mit.»
    Ich atmete auf, ließ den Arzt, der mich eben behandeln wollte stehen und folgte Gabriel durch den Gang.
    «Wo gehen wir hin?»
    «Zum einzigen Arzt in diesem Gebäude, der einem Erzdämon helfen kann», murmelte sie wütend. «Ich hoffe du weißt zu schätzen, was ich hier für dich tue. Er mag es nicht, wenn ich ihn störe. Und er mag Erzdämonen noch weniger.»
    Hauptsache Raciel wurde geholfen. Alles andere war irrelevant. Ich war immer noch der Überzeugung, dass ich ihm mein Leben verdankte und ich verspürte das dringende Bedürfnis, mich zu revanchieren.
    Gabriel blieb vor einer Tür stehen und bat mich, sie zu öffnen.
    Es war ein Büro. Am Schreibtisch saß ein Mann, der überrascht aufblickte. Er schob seine Brille zurecht und einige Strähnen seiner schwarzen Haare zurück.
    «Wie wäre es mit Anklopfen?» fragte er und seine Augen weiteten sich, als Gabriel hinter mir folgte. «Bist du übergeschnappt?» fauchte er und sprang von seinem Drehstuhl auf. «Raus mit ihm!»
    Gabriel warf mir einen ich-habe-dich-gewarnt-Blick zu.
    «Bitte, Sie müssen ihm helfen! Er hat mir das Leben gerettet», flehte ich sofort.
    Der Arzt ignorierte mich und starrte Gabriel weiter an. «Das gefällt mir überhaupt nicht.»
    «Mir ebenso wenig. Aber sie will, dass du ihm hilfst. Sie behauptet, er habe ihr das Leben gerettet und sie hat ihn nicht liegen lassen wollen. Hilfst du ihm?»
    «Aber ganz sicher nicht! Er ist ein Erzdämon. Es ist Raciel, verdammt nochmal!»
    «Achte auf deine Wortwahl», tadelte Gabriel.
    «Bitte», flehte ich nochmals und trat vor den Fremden. «Bitte. Bitte helfen Sie ihm. Er hat mir wirklich das Leben gerettet, ich kann ihn nicht einfach so sterben lassen.»
    «Aber ich kann es», antwortete er schroff. «Außerdem wird er in der Hölle widergeboren. Er wird dann nicht mehr ganz so hübsch sein, aber was soll‘s.»
    «Hilf ihm!», schrie ich laut. «Du kannst es, also tu es!»
    Er musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen und lehnte sich an seinen Schreibtisch. «Sie ist hartnäckig. Und sie weint. Das ist unfair.»
    «Sag ich doch. Bring es hinter dich, sie lässt sich vorher nicht behandeln und sieh sie dir an.»
    Widerwillig trat der Arzt zu Gabriel, zog Raciel von ihr weg und hob ihn hoch.
    «Mach mal meinen Schreibtisch frei», kommandierte er. Mit einer raschen Armbewegung schob ich seinen ganzen Kram vom Tisch.
    «Ich dachte eher an aufräumen und beiseite stellen», brummte er unzufrieden, während er Raciel unsanft auf die Tischplatte hievte.
    Böse Zungen hätten es als Werfen bezeichnet.
    «Hey!» nuschelte ich und stellte mich neben seinen Tisch. «Kannst du ihm denn helfen?»
    Er sah mich empört an. «Das soll ja wohl ein Witz sein!»
    Gabriel seufzte. «Raphael. Sie ist ein Mensch, woher sollte sie es wissen.»
    Er knurrte beleidigt, ehe er uns aus dem Büro warf. «Du, raus hier. Gabriel, raus hier.»
    «Nein», stammelte ich.
    Ich ging davon aus, dass es sich bei Arzt Raphael um
den
Raphael handelte. Wieder erschien es mir unklug, einem Erzengel zu widersprechen. Aber langsam gewöhnte ich mich daran. «Du wirst ihn töten.»
    «Du bist wirklich lästig. Hör zu, ich werde ihn nicht töten, sondern heilen. Du kannst dich nachher davon überzeugen, dass er fit ist wie ein Turnschuh. Also, würdest du jetzt bitte mein Büro verlassen, damit ich hier meine Arbeit machen kann?»
    Ich warf einen skeptischen Blick zu Gabriel. Sie lächelte aufmunternd und reichte mir die Hand.
    «Komm Liebes, er macht das schon.»
    Also folgte ich ihr hinaus in den Gang.
    «Warum wollt ihr ihm nicht helfen. Ich dachte, ihr Engel seid gute Wesen.»
    Sie lächelte, setzte sich auf die Bank vor der Tür und zog mich neben sich.
    «Was erwartest du? Es sind Dämonen.»
    «Sag mal», begann ich leise, doch sie legte mir den Zeigefinger auf die Lippen.
    «Keine Fragen. Du weißt schon zu viel über unsere Welt, mehr geht wirklich nicht. Wir helfen ihm und du lässt dich behandeln. Das war unser Deal. Danach gehst du nach Hause und denkst nicht weiter darüber nach.»
    Mir lagen etwa eine Million Fragen auf der Zunge. Wie war der Himmel? Wie war die Hölle? Kamen alle Menschen irgendwann da hin? Wie alt war sie? Wie alt war die Welt? Und wo waren ihre Flügel?
    Sie erstickte meinen Wissendurst im Keim. Ich nahm es ihr nicht übel. Je weniger ich wusste, desto weniger musste ich mir den Kopf zerbrechen.
    Eine Frage konnte ich noch stellen. Es erschien mir zu unglaublich, um wahr zu sein.
    «Ist
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