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Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat

Titel: Mr. T-Cup und der (grosse) Abstimmungsapparat
Autoren: Felix Longolius
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Kapitel 2 Die Wissenschaft hat festgestellt
     … Ein Wissenschaftler aus der Schlafforschung kam bei
seinen Forschungen zu derart überwältigenden Ergebnissen, dass er
um das Wohl der Menschheit fürchten musste. Er hatte eine Technik
zur Hand, mit der er Gedanken anderen Menschen sprichwörtlich
eingeben konnte. Falls die Erfindung in falsche Hände geraten
würde …
    Nun hätte die von ihm entwickelte Technik genutzt werden können,
die Menschen gegeneinander aufzubringen. Seiner Einschätzung nach
wäre es durchaus möglich gewesen, den Menschen im Schlaf das
unbedingte Bedürfnis nach einer Revolution unterzuschieben. Mit
seinem Wissen könnte jemand das Realitätsbild des Volkes so
verzerren, dass schliesslich eine Unzufriedenheit in der
Gesellschaft geschaffen würde. Damit nicht genug. Man hätte das
Volk auch an die Lösung denken lassen. Zum Beispiel von dem Datum,
an dem eine Revolution stattfinden würde.
     Er selbst hätte also die ganze Stadt davon träumen lassen
können, dass am nächsten Montag der Zeitpunkt gekommen wäre die
Besitzverhältnisse neu zu definieren. Alle hätten von dieser Idee
gewusst. Und in den vorhergegangenen Wochen hätte er ja dafür
gesorgt, dass alle das Gefühl haben, dass es nun wirklich – und
auch für sie – ungerecht zugeht. Ein Startschuss, und die Leute
nähmen ihren ganzen Mut zusammen, sich gegenseitig auf die Köpfe zu
hauen.
     Warum nicht, dachte er zunächst. Doch der Wissenschaftler
wollte das nicht verantworten, und hielt es nicht für vernünftig.
Nein, ganz klar, Besitz bedeutet Verantwortung, und wenn die
wirklich nicht gut verteilt wäre … dann bedürfe es auch nicht
seiner Erfindung, um den Tag X zu provozieren.
     Trotz aller Gefahren, die damit verbunden waren, hielt er
es für das Beste, wenn seine Erfindung allen gleichermassen
zugänglich wäre. Nicht auszudenken, wenn ein Einzelner ein
unvorbereitetes Volk mit den neuen Möglichkeiten konfrontieren
würde. Er fasste also einen Plan. Er wollte seine Entwicklung
völlig unpolitisch präsentieren.

Kapitel 3 So
wie Brot?
    Aus Studienzeiten kannte der Wissenschaftler einen Mann, der
heute für eine Werbefirma arbeitete. Sein Name war Nero. Die zwei
hatten an der Universität philosophische Vorlesungen besucht. Das
ist zwar länger her, doch er meinte sich seines Vertrauens sicher
sein konnte. Man traf sich und kam ins Gespräch.
    Unser Wissenschaftler interessierte sich insbesondere für
Produkte, die aktuell von Neros Werbeagentur vermarktet wurden.
Nicht ohne Grund: Er suchte nach einem Aufhänger für die ganze
Gedanken-Story.
    Stellen Sie sich also bitte vor, Sie sind Wissenschaftler. Sie
suchen nach einem unverfänglichen Alltagsgegenstand, von dem man
die Bevölkerung risikolos träumen lassen kann. Und stellen Sie sich
vor, Sie arbeiten bei einer Werbefirma und ein alter Bekannter will
sich plötzlich mit ihnen treffen:
    »Du arbeitest doch noch in der Werbung, Nero?«
    »Ja«
    »Erzähle mir davon. Was sehe ich denn so in den Strassen auf den
Plakaten, wo deine Arbeit drin steckt?«
    Er arbeite schon seit Jahren für einen Autohersteller, der seine
neuesten Modelle von Neros Mannschaft ins rechte Licht rücken
liess. Die Idee mit dem Alkoholvergleich, die sei von ihm
persönlich:
»Die Idee kam uns auf einer Party. Einer unserer Kollegen hatte
grosse Probleme mit dem Zeug bekommen. Wir sprachen darüber wie es
dazu kommen konnte.«
    Jetzt erzählte er von dieser 'Sie brauchen Selbstvertrauen –
kaufen sie unseren neuen Sportwagen'-Kampagne. Die hatte der
Wissenschaftler gesehen. Aber das war nicht das richtige.
    »Warum braucht er dieses Zeug, fragen wir uns also. Ok, er ist
mittlerweile richtig abhängig, das ist klar. Aber warum hat er
eigentlich damit angefangen. Und jetzt kommt es: Ein Kollege
erzählte nun, dass ihn seine Frau verlassen hat. Sie fange seitdem
eine Beziehung nach der anderen an. Und unser Verlassener verspürte
den Drang, ihr in nichts nachzustehen.«
    Komm zum Punkt, denkt man da. Vor diesem Hintergrund kann man
keine Gedankenmaschine präsentieren.
    »Die Liebe seines Lebens konnte er nicht einfach so vergessen.
Und doch brauchte er ein Liebesleben, da er mit seiner Einsamkeit
nicht klar kam – und seine Ex-Frau hatte schliesslich auch neue
Beziehungen. Er fing also an sich mit anderen Frauen zu treffen.
Doch so sehr er auch wollte; er konnte nichts mit ihnen
anfangen.«
    »Aha, ich kann mir schon denken wie es weitergeht. Eine gibt ihm
Schnaps und es klappt.
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