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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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so ein Zeug? «
    » Kobolde? « , ergänzte Drizzle.
    » Um Gottes Willen, nein! « Sie griff nach meinen Händen. » Es gibt keine Dämonen. Und bevor du fragst: auch keine Vampire, Zombies oder Werwölfe. Das Dritte Auge wird sich auch nicht auf deiner Stirn manifestieren und fröhlich in die Unterwelt blinzeln, Riley. Es geht nur darum, dass du die Dinge um dich herum deutlicher wahrnimmst. Schwingungen, wenn du so willst. Und Energien, die von Dingen und Lebewesen ausgehen können. «
    » Du hast Glück « , bemerkte Drizzle trocken. » Sie könnte dir statt dieses Budenzaubers hier auch einen schweineteuren Ring andrehen, der seine Farbe mit der Stimmung ändert. Gibt’s übrigens in jedem Kaugummiautomaten, der was auf sich hält. «
    » Das klingt nach einer Art Stimmungsbarometer « , sagte ich halb zu Drizzle und halb zu Madame.
    » Ein wenig ist es das auch « , gab Madame zurück. » Es wird deine Intuition stärken, ebenso wie deine Menschenkenntnis. Manche Menschen sind danach tatsächlich in der Lage, Übersinnliches wahrzunehmen. «
    War das der Grund für Madames mediale Fähigkeiten? Hatte sie dasselbe an sich selbst durchgeführt und war seitdem imstande, mit Geistern zu kommunizieren? Oder hatte sie mich nur verladen, als sie behauptete, mit Geistern sprechen zu können?
    » Ich habe diese Zeremonie vor langer Zeit selbst durchschritten « , sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. » Trotzdem musst du dir keine Sorgen machen. Meine Fähigkeit, mit Geistern zu sprechen, war schon vorher da. Das Ritual hat sie lediglich verstärkt. Und das ist alles, was passieren wird: die Stärkung bereits vorhandener Talente. Wenn du also noch nie einen Geist gesehen hast, brauchst du dir keine Gedanken zu machen. «
    Soweit ich wusste, war mir noch nie ein Geist begegnet. Die als Gespenster und Monster verkleideten Schauspieler aus dem London Dungeon zählten wohl nicht. Es sah also ganz danach aus, als könnte ich mich entspannt zurücklehnen und die Show genießen.
    Mir war sowieso schleierhaft, warum ich mich plötzlich wie ein Feigling benommen hatte. Nach meinem kurzen Anflug von Panik hatte ich mich jetzt aber wieder im Griff. Der Klumpen in meinem Magen hatte sich aufgelöst. Ich war bereit.
    Madame hielt immer noch meine Hände. » Schließ die Augen. «
    Dieses Mal folgte ich ihrer Aufforderung. Allerdings nur so weit, dass ich sie durch meine Wimpern hindurch noch schemenhaft erkennen konnte. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen das gedämpfte Rauschen des Verkehrs auf der nahen Oxford Street und die Atemzüge des Kobolds die einzigen vernehmbaren Laute waren.
    Dann begann Madame zu sprechen. Sehr leise und in einer Sprache, die ich nicht verstand. Vielleicht Latein.
    Es dauerte nicht lange und war im Vergleich zu den Séancen erstaunlich unspektakulär. Sobald Madame ihre Worte gesprochen hatte, gab sie meine Hände frei. Schlagartig verschwand die Wärme, mit der mich ihr Griff erfüllt hatte, und ich begann zu frösteln. Durch meine halb geöffneten Augen beobachtete ich, wie sie noch einmal nach dem Glas griff und mit dem Zeigefinger darin eintauchte. Wieder malte sie mir ein Symbol auf die Stirn. Dann blies sie die Kerze aus.
    » Wir sind fertig. Du kannst die Augen wieder aufmachen. «
    » Das war alles? «
    Madame lachte. » Ich habe dir doch gesagt, dass nichts Schlimmes passieren wird. Keine Tänze, keine rituellen Gesänge und auch keine Opfergaben. «
    Ich horchte in mich hinein, suchte nach einer Veränderung, nach etwas, das anders war als zuvor. Aber da war nichts. » Ich spüre nichts. «
    » Das sollst du ja auch gar nicht. «
    » Dann ist nichts passiert? «
    » Abwarten. « Sie stellte die Kerze und das Tiegelchen an ihren Platz zurück und verschwand hinter dem Vorhang, um sich Kaffee nachzuschenken.
    Ich warf einen Blick zu Drizzle.
    Der Kobold war aufgestanden und betrachtete mich fast schon nachdenklich. » Beim haarigen Hinterteil meiner Großmutter! Es sieht ganz so aus, als wäre doch nicht alles Betrug hier. « Er wirkte unentschlossen, dann schüttelte er den Kopf. » Weißt du was, Puppe? Damit will ich nichts zu tun haben. Mir hat der ganze Stress mit den Hütern und dem bescheuerten Jäger schon gereicht. Sag dem Rotschopf, dass ich mir die Stadt anschauen gehe. Mach’s gut! « Er machte kehrt und marschierte auf das Fenster zu, hielt aber noch einmal kurz inne. » Viel Glück, Puppe! « , rief er, ehe er durch den Spalt nach draußen sprang.
    Ich stürzte
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