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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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drängender. Vorsichtig gab ich ein wenig Energie frei, ließ sie aus mir in den Raum fließen, auf der Suche nach dem, der versuchte, mich auf sich aufmerksam zu machen.
    Ein hellblauer Schimmer, weit heller als Hughs Aura, löste sich aus Mr Wolfes Brustkorb, erhob sich in die Luft und nahm die Gestalt des Mannes an, der darunter im Bett lag. Nick schnappte hörbar nach Luft.
    Mr Wolfes Geist bewegte die Lippen. Ich ließ noch mehr Energie in ihn fließen.
    » Noch bin ich nicht tot « , sagte Nicks Großvater. » Aber mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich bin dem Tod bereits näher als dem Leben. Das ist auch der Grund, warum ich auf diesem Weg Kontakt zu dir aufnehmen kann. «
    Nick, der erneut nach meiner Hand gegriffen hatte, lehnte sich vor. » Wir werden ihn rechtzeitig finden! «
    Mr Wolfe schüttelte den Kopf. » Deshalb wollte ich mit dir sprechen. Es gibt so vieles, das ich dir noch sagen möchte. So viele Dinge, die ich dir erzählen oder erklären will. Aber die Zeit dafür ist vorbei. Am Ende ist es immer zu wenig Zeit, nicht wahr? «
    Seine Erscheinung flackerte und ich gab ein wenig mehr Energie. So viel, bis ich die Schwäche in mir aufsteigen spürte, dann hörte ich auf.
    Mr Wolfe sah zu mir, dann wieder zu seinem Enkel. » Ich bin froh, dass du nicht mehr allein bist. «
    » Das war ich nie. Ich habe schließlich dich. «
    » Nick, wir wissen beide, dass es nicht ewig so weitergehen kann. « Die schimmernde Gestalt seines Großvaters kam näher. Er hob die Hand und streckte sie nach Nicks Gesicht aus, ohne ihn zu berühren. » Ich bin alt « , sagte er. » Ich hatte ein langes und glückliches Leben. Wenn du mich jetzt rettest, kaufst du mir ein paar Jahre. Aber was dann? Das Leben lässt sich nicht aufhalten. Ebenso wenig der Tod. Ich werde weiter altern, vielleicht wieder krank werden. Was willst du dann tun? Wieder auf Dämonenjagd gehen? « Er schüttelte den Kopf. » Es ist an der Zeit. Lass mich gehen, Nick. Bitte. «
    Der Druck von Nicks Fingern um meine Hand wurde stärker. Sein Zittern übertrug sich auf mich, und als ich ihn ansah, sah ich die Tränen in seinen Augen schimmern. Er rang mit sich, kämpfte um Worte und um eine Entscheidung. Dann sah er mich an. Als könnte ich ihm sagen, was er tun sollte.
    Als er schließlich wieder zu seinem Großvater sah, liefen Tränen über seine Wangen. » Willst du das wirklich? Willst du wirklich gehen? «
    Mr Wolfe nickte. » Deine Großmutter wartet auf mich. «
    Nick streckte die Hand nach ihm aus, doch seine Finger glitten durch den Arm seines Großvaters. Daran, dass er nicht materiell war, konnte auch die weitere Energie nichts ändern, die ich in ihn fließen ließ.
    » Du wirst deinen Weg gehen « , sagte Mr Wolfe. » Das weiß ich, so wie ich weiß, dass ich dich liebe. « Dann sah er mich an. » Pass auf ihn auf, ja? «
    Ich schluckte den Kloß herunter, der mir im Hals saß. » Das werde ich. «
    Mr Wolfe lächelte und verschwand.
    Zurück blieb der reglose Körper im Bett. Das Rasseln, das ich zuvor vernommen hatte, war fort. Er atmete jetzt lautlos. Als würde es ihm nicht länger Mühe bereiten.
    » Ich liebe dich « , sagte Nick, und ich wusste, dass er nicht nur seinen Großvater meinte.

Epilog
    Ulysses Thorne, ehemals der Oberste Bewahrer, stand in seinem Zimmer, in das sie ihn eingesperrt hatten, und blickte aus dem Fenster. Dabei sah er weder den Garten noch die dahinter liegende Straße– sein Blick war in die Zukunft gerichtet.
    In ein paar Tagen würden sie über ihn zu Gericht sitzen. Er kannte das Urteil bereits, vor gar nicht allzu langer Zeit hätte er selbst ganz genau so geurteilt.
    Heute jedoch wusste er es besser.
    Seine Magie blockieren, damit er nicht mehr darauf zugreifen konnte. Sie hatten ja keine Ahnung!
    Er hob die Hand und betrachtete seinen Handrücken. Dort, wo die Haut vor einigen Tagen noch faltig und gezeichnet von beginnenden Altersflecken gewesen war, war sie nun straff und ohne Makel. Auch sein Gesicht hatte sich verändert, so wie sein gesamter ganzer Körper. Als der Antersoman zerborsten und die freigesetzte Magie in ihn geflossen war, ihn durchdrungen hatte, all die Magie, die er im Laufe der letzten Jahre gesammelt hatte, war etwas mit ihm passiert. Er fühlte sich jung. Fit. Die anderen hatten es auch bemerkt, schoben es in ihrer Einfalt aber darauf, dass der Zirkel wieder geschlossen war.
    Narren!
    War ihnen nicht aufgefallen, dass er der Einzige war, der sich auf so drastische Weise
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