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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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Nutzlos. Nichts weiter als ein Haufen magischer Schrott.

49
    Als wir das Zimmer seines Großvaters betraten, umklammerte Nick meine Hand fester. Er war vor ein paar Tagen vom Pflegeheim in ein Hospiz verlegt worden.
    Das Zimmer war groß, die Wände in freundlichem Gelb gestrichen, die Böden mit Parkett ausgelegt statt mit hässlichem Linoleum. Die Schwestern und Pfleger, denen wir auf dem Gang begegnet waren, hatten alle ein Lächeln auf den Lippen gehabt und uns gegrüßt. Es war ein schöner Ort, hell und liebevoll gestaltet. Aber es war auch die letzte Station auf der Reise eines Lebens. Des Lebens von Nicks Großvater.
    Während ich mich mit meiner Erkältung herumgeschlagen hatte, hatte ich Nick immer wieder fortgeschickt, damit er seinen Großvater besuchte. Ich hatte ihn jedes Mal regelrecht rauswerfen müssen, weil er mich einfach nicht allein lassen wollte. Nach allem, was passiert war, fürchtete er wohl, ich könnte plötzlich nicht mehr da sein, wenn er zurückkam.
    Nick hatte weder Salina noch einem der anderen Bewahrer von seinem Großvater erzählt. Nicht dass er nach einem Herzstein suchte oder warum, und auch nicht, dass sein Großvater ein Zauberer war. Er wusste, dass die Bewahrer die Verwendung eines Herzsteins nicht billigen würden. Es gar nicht konnten, wenn sie ihre Aufgabe ernst nahmen. Adam allerdings hatte angeboten, die Suche wieder aufzunehmen.
    Bisher ohne Erfolg.
    Die Zeit von Nicks Großvater lief ab, und auch wenn Nick die Hoffnung noch nicht vollends aufgeben wollte, so hatte er zumindest gewollt, dass ich den alten Mann kennenlernte, bevor es zu spät war.
    Nick stellte zwei Stühle an die Seite des Bettes.
    » Grandpa? « , fragte er, sobald wir saßen. » Ich habe heute jemanden mitgebracht. «
    Sein Großvater reagierte nicht. Er lag vollkommen reglos da. Die Wangen eingefallen, der Mund leicht geöffnet, die Augen geschlossen. Jeder Atemzug rasselte in seinen Lungen und kroch schwer über seine Lippen. Trotzdem war Nick überzeugt, dass er ihn hörte.
    » Das ist Riley. Meine Freundin. «
    Zu hören, wie er mich vor einem anderen als seine Freundin bezeichnete, war immer noch ungewohnt. Aber es war ein gutes Gefühl. Während der letzten Tage hatten wir so viel Zeit miteinander verbracht, dass mir seine Nähe längst vertraut war. Als meine Halsschmerzen am schlimmsten waren, hatte er das Reden übernommen, und inzwischen hatte ich das Gefühl, alles über ihn zu wissen. All die Dinge, bei denen er vor etwas mehr als einer Woche nicht im Traum daran gedacht hätte, dass er sie mir jemals erzählen könnte. Der Nick Wolfe, den ich bei unserer ersten Begegnung kennengelernt hatte, schien ein vollkommen anderer zu sein als der, der jetzt neben mir saß. Mein Nick war weder arrogant noch oberflächlich. Er sorgte sich um die Menschen, die ihm nahestanden, auch wenn es nicht viele waren, und er hatte sich sogar bei Pepper dafür entschuldigt, wie er sie behandelt hatte, als er wegen der Séance in den Laden gekommen war. Es würde nicht leicht werden, unsere doch sehr unterschiedlichen Welten zusammenzubringen, aber wenn wir uns beide bemühten, konnten wir es schaffen. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel, dass er die Kleider und den Schmuck bezahlen musste, wenn ich ihn zu einer seiner Veranstaltungen begleiten sollte.
    Ich legte meine Hand auf den Arm seines Großvaters. » Hallo, Mr Wolfe. Schön, Sie kennenzulernen. «
    Von Nick wusste ich, dass er seinem Großvater bei jedem Besuch von mir erzählt hatte. Und von dem, was wir während der letzten zwei Wochen erlebt hatten. Die Sache mit meinem Dämonenblut hatte er dabei hoffentlich für sich behalten.
    Etwas zog an mir. Ich hatte bereits ein paar Unterrichtsstunden bei Madame hinter mir und kannte die Zeichen. Wie von selbst öffnete ich mich, während ich darauf achtete, keine Energie abzugeben, die ein Geist als Einladung auffassen könnte. Das Ziehen kam von Nicks Großvater. Erschrocken sah ich ihn an und hätte um ein Haar aufgeseufzt, als ich sah, wie sich sein Brustkorb unter rasselnden Atemzügen hob und senkte. Gott sei Dank!
    Aber warum hatte ich ihn gespürt? Es war eindeutig von ihm gekommen, dessen war ich sicher. Außer ihm war niemand im Zimmer.
    Behutsam öffnete ich meinen Geist ein Stückchen mehr und tastete nach der Quelle des Ziehens. Was ich auch versuchte, es führte mich immer wieder zurück zu Mr Wolfe.
    Ich versuchte es zu ignorieren, doch das Zupfen hörte nicht auf. Stattdessen wurde es
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