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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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war an den Sarkophag herangetreten. Er stand am Kopfende, die Hände über dem Gefäß mit der Magie haltend. Das Leuchten sprang in strahlenden Lichtbögen zwischen dem Antersoman und seinen Händen hin und her.
    Ich streckte meinen Geist nach der Seele des toten Bewahrers aus. Er war da, das spürte ich, aber er entzog sich mir. Als ahnte er, was ich vorhatte.
    Thorne begann leise Worte zu murmeln. Die Sprache schien dieselbe zu sein, die auch Madame für ihr Ritual benutzt hatte. Das Ritual, das mir den ganzen Ärger erst eingebrockt hatte. Nein, das stimmte nicht. Thorne war da bereits hinter mir her gewesen. Ich versuchte dem unverständlichen Kauderwelsch einen Sinn abzutrotzen, doch keines seiner Worte löste Erkennen in mir aus. Wieder zerrte ich an meinen Fesseln, spürte, wie die Haut an meinen Handgelenken aufriss. Mehr passierte nicht.
    Erneut tastete ich nach Severius’ Seele. Da war sie! Schwach wie ein Lufthauch, aber sie war da. Entzog sich mir nicht länger.
    Komm! Zeig dich, Severius!
    Ich wagte nicht, die Worte laut auszusprechen, bewegte lediglich lautlos die Lippen. Thorne durfte nicht merken, was ich vorhatte. Er war noch immer mit seinem Ritual beschäftigt. Die Melodie seiner Worte änderte sich, steigerte sich von einem monotonen Singsang zu abgehackten einzelnen Brocken. Dann schrie er ein Wort laut heraus. Die Kreidelinien, die uns umgaben, begannen zu leuchten, und der Lichtbogen, der zwischen Thorne und dem Gefäß hin und her zuckte, wurde heller.
    Und dann sprang einer der Lichtarme auch auf mich über.
    Ein einzelner Strahl, der wie ein Blitz in mich schoss. Es war, als würde mich etwas von innen zerreißen. Ausgehend von meiner Brust breitete sich der Schmerz immer weiter in meinem Körper aus, bis ich zu schreien begann.
    » Wehr dich nicht dagegen « , riet Thorne. » Dann ist es schneller vorbei. «
    Ich blinzelte gegen das blendende Licht an, das uns umschlungen hielt wie unzählige Tentakel. Vor mir verschwamm alles. Ich wollte mich zusammenrollen, die Arme um mich schlingen, um mich vor dem Schmerz zu schützen, der mich zu zerfetzen drohte. Goldenes Licht sickerte durch meine Poren. Der Schmerz war jetzt überall.
    Obwohl ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Severius’ Seele. Mir blieb nicht mehr viel Zeit.
    Komm! Ich brauche dich!
    Thorne hob den Deckel des Antersomans. Goldenes Licht, pure Magie, schoss daraus hervor und sammelte sich in einem Wirbel unter der Decke. Als Thorne die Arme in die Luft reckte, sank das strahlende Licht langsam auf ihn herab, bis es ihn komplett umhüllte.
    Die Magie, die in einem dünnen Rinnsal aus meinem Körper sickerte, verband sich mit dem, was Thorne wie eine goldene Aura einhüllte. Ich schrie vor Schmerz und Verzweiflung, während jede Faser meines Körpers nach Severius’ rief. Es wurde schwerer, ihn überhaupt noch zu spüren, je mehr meiner Magie von mir wich.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie einer von Thornes Männern zu Boden ging. Als sich Hugh von ihm löste, war sein Licht heller und kaum mehr blau.
    » Woo-hoo! « , hörte ich ihn rufen. » Das ist besser als jede Droge! « Dann stürzte er sich auf den nächsten.
    Hinter der unsichtbaren Barriere war Nick wieder auf die Beine gekommen und lief davor hin und her, auf der Suche nach einem Weg zu mir. Seine Verzweiflung zu sehen, spornte mich an.
    Ich musste es schaffen, denn ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mich in seine Arme zu flüchten und all das hier zu vergessen.
    » Komm endlich, du elender Geist! « Es war das erste Mal, dass ich meine Beschwörung laut aussprach. Nicht nur das: Ich brüllte sie zusammen mit all meinem Schmerz heraus.
    Und dann war er da. Erschien plötzlich über der Abdeckplatte seines Sarkophags.
    Schlagartig wurde es still.
    Thorne hatte seine Beschwörung eingestellt. Das Licht, mit dem die Magie meinen Körper verließ, wurde schwächer und verebbte schließlich ganz. Mit ihm endete auch der Schmerz. Die Extraktion war unterbrochen, trotzdem war es noch nicht vorbei. Plötzlich spürte ich die Schwäche, die die Anrufung des Geistes in mir hervorrief. Meine Hände zitterten in ihren Fesseln, und ich hatte Mühe, meinen Blick zu fokussieren.
    » Nein! « , brüllte Thorne, als er begriff, was ich vorhatte. Er nahm sein Ritual wieder auf, begann erneut, die monotonen Worte aufzusagen. Beinahe sofort spürte ich, wie die Wucht der Extraktion wieder an mir zu zerren begann und der Schmerz
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