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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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nächste Essen bringen oder länger an meiner Seite sitzen durfte. Am ersten Abend ließ Nick Dad gewinnen, aber nur weil er wusste, dass wir noch etwas zu klären hatten.
    Dad hatte sich meinen Schreibtischstuhl ans Bett herangezogen und griff nach meiner Hand. » Es tut mir leid, Riley. Ich hätte dir das alles schon viel früher sagen sollen. «
    Ich schüttelte den Kopf. Inzwischen verstand ich, wie hin- und hergerissen er gewesen sein musste. Hatte ich nicht auch versucht, ihm davon zu erzählen, wie ich Hugh beschworen hatte? Es war unsäglich schwer gewesen, die Worte nur zu denken. Sie auszusprechen, hatte ich nicht geschafft. Nun war Hugh aber eine Kleinigkeit, verglichen mit dem, was Dad mir zu sagen gehabt hatte. Kein Wunder, dass er ständig nach dem richtigen Zeitpunkt gesucht hatte. Noch weniger verwunderlich, dass der nie gekommen war.
    » Es ist okay, Dad. « Ich drückte seine Hand. » Ich bin dir nicht mehr böse. «
    » Nein? «
    » Nein. Du hast Glück, dass ich so menschlich bin, sonst hätte ich dich vielleicht gefressen. «
    » Deine Mutter war Vegetarierin. «
    » Jeder Suchtkranke meidet seine Droge nach dem Entzug. «
    Er sah mich so entsetzt an, dass ich lachen musste.
    » Tut mir leid « , sagte ich und wurde von einer Niesattacke gepackt, gefolgt von einem Hustenanfall. » Ich konnte einfach nicht widerstehen. So menschlich wie ich war garantiert noch kein Halbdämon. «
    » Ach ja? «
    » Wie viele kennst du, die sich einen blöden Schnupfen einfangen? «
    Er verzichtete darauf, mir zu sagen, dass ich der Einzige war, den er überhaupt kannte. Stattdessen brachen wir beide in Gelächter aus und fielen uns schließlich, nachdem wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten, in die Arme.
    Von den Bewahrern und meiner Beinahe-Extraktion erzählte ich ihm nichts. Vielleicht würde ich das eines Tages tun, aber jetzt war nicht der passende Augenblick dafür.
    Hugh war noch immer da. Er hatte aufgehört, vor dem Haus Wache zu schieben, und sich schließlich von mir überreden lassen, sich meinem Dad zu zeigen. Anfangs war Dad nicht gerade begeistert, einen Geist im Haus zu haben. Nicht einmal einen, den seine Tochter versehentlich gerufen hatte. Hughs Spezialbolognese überzeugte ihn allerdings recht schnell davon, dass er kein schlechter Kerl zu sein schien, weshalb er ihn einlud, so lange bei uns zu bleiben, wie er wollte. An den Abenden hockten die beiden zusammen vor dem Fernseher und sahen sich Dads Seifenopern an, und während Dad in der Arbeit war, schmiss Hugh den Haushalt.
    » Ich mach das nur, bis du wieder auf den Beinen bist « , sagte er, als ich ihn beim Bügeln ertappt hatte. » Glaub ja nicht, dass du jetzt Personal hast, so wie dein Geldsack. «
    Auch wenn er Nick immer noch gern Geldsack nannte, wusste ich, dass die beiden ihren Frieden geschlossen hatten.
    » Also gut, Mr Nicht-mein-Hauspersonal-Geist « , sagte ich. » Was hast du vor, wenn ich den Laden hier wieder schmeißen kann? Willst du gehen? « Die Vorstellung, dass er sich entschließen könnte, endlich ins Licht zu gehen, versetzte mir einen Stich. So sehr er mich anfangs erschreckt und später genervt hatte, so sehr war er auch zu einem Freund geworden.
    » Du kochst scheußlich. Solange du das nicht im Griff hast, kann ich dich wohl kaum allein lassen. «
    Damit stand fest, dass Hugh uns, zumindest für eine Weile, erhalten bleiben würde.
    Binnen kürzester Zeit hatte sich unsere Familie von zwei auf vier Personen verdoppelt, denn Nick gehörte inzwischen– genau wie Hugh– dazu. Seit Dad wusste, dass es mir ernst mit Nick war, hatte er auch nicht mehr versucht, ihn in Verlegenheit zu bringen.
    Thornes Plan war gescheitert, trotzdem war der Zirkel wieder geschlossen. Nachdem ich meine Erkältung auskuriert hatte, waren Nick und ich zu Madame gefahren. Wir redeten lange. Madame wollte mir beibringen, meine Magie zu kontrollieren und zu lernen, sie gezielt einzusetzen. Außerdem sprachen wir über den Zirkel. Sie hatten entschieden, keinen Obersten mehr zu wählen und stattdessen alle Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Keiner von ihnen sollte jemals wieder mehr Macht und Einfluss haben als die anderen.
    Schließlich bot ich an, Severius’ Platz einzunehmen. Ich hatte begriffen, wie wichtig die Arbeit der Bewahrer war. Die Welt brauchte Menschen, die dafür sorgten, dass Leute wie Thorne ihre Macht nicht missbrauchten. Ich hatte zwar immer noch keine Antwort darauf, wer aufpasste, dass die Bewahrer sich
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