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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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Zorn und sein Entsetzen hatten ihn die Kontrolle über sein Ritual verlieren lassen. Vielleicht war es auch die Zerstörung des Antersoman gewesen. Immer schneller wirbelte das Licht um ihn herum. Pulsierend und so gleißend hell, dass ich meine Augen mit der Hand abschirmen musste. Mit einem Knall schoss das Licht über seinem Kopf zur Decke. Dann fuhr es in einem einzigen, glühenden Strahl von oben herab in seinen Körper. Das Gewölbe explodierte in einem goldenen Leuchten und die Wucht der Magie schleuderte mich von den Beinen. Ich landete auf dem Hintern und robbte rückwärts, fort von Thorne, wobei der Eisblock an meinen Füßen eine feuchte Spur auf dem Boden hinterließ.
    Als das Licht allmählich verebbte und ich wieder etwas erkennen konnte, lag Thorne auf den Knien. Ein paar der Bewahrer umringten ihn. Die Barriere! Sie musste zusammengebrochen sein, als Thorne die Beherrschung verloren hatte.
    » Riley! « Nick fiel neben mir auf die Knie. Vorsichtig griff er nach meinen Schultern und half mir, mich aufzusetzen. » Bist du verletzt? Fehlt dir was? «
    Ich lauschte in mich hinein. Der Schmerz der Extraktion war verschwunden. Ebenso die Schwäche, die mit Severius’ Beschwörung einhergegangen war. Nur eines war geblieben. Ich starrte auf den Eisblock. » Ich habe kalte Füße. «
    Lachend zog Nick mich an sich. Er hielt mich so fest, dass ich zu ersticken glaubte. » Du erdrückst mich. «
    » Entschuldige. « Er lockerte seine Umklammerung ein wenig, ohne mich ganz freizugeben. » Es ist nur… ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Dich zu sehen, aber nichts tun, dir nicht helfen zu können– das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. «
    » Es ist okay. Ich bin okay « , versicherte ich ihm. » Allerdings « , fügte ich hinzu, » gäbe es etwas, womit es mir deutlich besser gehen würde. «
    » Alles, was du willst! «
    » Du könntest mich endlich küssen « , sagte ich und nieste.

48
    Die folgenden Tage kamen mir vollkommen verrückt vor. Die Bewahrer hatten Thorne in Gewahrsam genommen. Sie wollten mit ihm verfahren wie mit jedem anderen Zauberer, der seine Kräfte missbraucht hatte. Es würde eine Verhandlung und ein Urteil geben. Für Vergehen wie das seine gab es nur eine Strafe: Er durfte nie wieder imstande sein, Magie zu wirken. Als sie meinen Schreck bemerkte, beeilte Madame sich, mir zu versichern, dass es keine Extraktion geben würde. Es gab andere Wege, jemanden von seiner Magie abzuschneiden. Sie wäre noch immer in ihm, doch er konnte sie nicht mehr erreichen. Eine geistige Barriere nannte Madame das, was sie in seinem Kopf schaffen wollten.
    Sie brauchten Thorne, deshalb sollte er auch danach noch immer ein Mitglied ihres Zirkels sein. Wenn auch ein inaktives, das seine Magie nicht länger nutzen konnte und auf dem Anwesen unter Hausarrest stehen würde.
    Was Thornes Spezialisierung war, hatte ich ja am eigenen Leib herausgefunden. Während ich ihn einen Eiszauberer nannte, erklärte mir Madame, dass es sich bei ihm um einen Beherrscher der Elemente handelte. Jemanden, der auf alle Elemente Einfluss nehmen konnte. Ich hatte wohl Glück gehabt, dass er sich für das Eis entschieden hatte, statt mich vor Wut in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Trotzdem hatte ich noch eine Weile etwas von seinem kleinen Zaubertrick. Keiner der anderen Bewahrer hatte einen Gegenzauber draufgehabt, zumindest keinen, bei dem nicht die Gefahr bestanden hätte, mich zusammen mit dem Eisblock zu pulverisieren. Mir war nichts anderes übrig geblieben, als das Eis in warmem Wasser zu schmelzen. Thornes dämlicher Zauber brachte mir eine Erkältung ein, die sich gewaschen hatte. Beinahe eine Woche lag ich im Bett, mit Halsschmerzen, Husten und Schnupfen. Ich hatte so viele Fragen, es gab so vieles zu klären, doch mein Hirn war– dank des Fiebers, das mir natürlich auch nicht erspart blieb– ein Haufen Matsch.
    Pepper kam zu Besuch und ließ sich alles brühwarm erzählen. Die meiste Zeit redete Nick, der mir kaum von der Seite wich, meine Stimme war einfach zu angeschlagen. Auch Drizzle tauchte auf. Der Kobold hatte so viel Mitleid mit mir, dass er anbot, den Whisky, den er in Dads Schrank entdeckt hatte, mit mir zu teilen. Ich lehnte dankend ab.
    Dad kümmerte sich rührend um mich. Er wusste nicht, was passiert war, und ich ließ ihn in dem Glauben, die Sommergrippe hätte mich nun doch erwischt. Er und Nick schienen eine Art Wettstreit laufen zu haben, wer mir den nächsten Tee und das
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