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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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ebenfalls an die Regeln hielten, aber solange ich da war, konnte ich sie ja im Auge behalten.
    Meine Initiation verlief erstaunlich unspektakulär. Ich hatte mit einem weiteren Ritual gerechnet. Etwas mit Licht und ein paar Engelschören. Letztlich nahmen sie mir nur einen Schwur ab. Ich musste geloben, mich mit all meiner Macht für den Zirkel einzusetzen und aufrichtig zu jenen zu stehen, die jetzt meine Brüder und Schwestern waren. Die übrigen Bewahrer versprachen mir dasselbe.
    » Du bist jetzt eine von uns « , sagte Madame, sobald alle die Worte gesprochen hatten.
    » Das war es schon? Kommen Sie, Madame! «
    Sie kniff die Augen zusammen.
    » Salina « , korrigierte ich mich. Seit ich erklärt hatte, ihrem Verein beitreten zu wollen, bestand sie darauf, dass ich sie– zumindest außerhalb des Ladens– Salina nannte und duzte. » Komm schon! Kein Feuerwerk? Echt nicht? «
    Sie lächelte. » Spürst du es nicht? Wir sind verbunden. «
    Ich fühlte mich nicht wirklich anders. Oder gar verbunden.
    » Schließ die Augen. «
    Ich folgte ihrer Aufforderung.
    » Und jetzt konzentriere dich. Denk an uns. An Altan, Phineas, mich und die anderen. Siehst du uns? «
    Erst passierte gar nichts. Dann tauchten die Umrisse einiger Gestalten auf, erst undeutlich, dann immer klarer, bis ich ihre Gesichter erkannte. Die Bewahrer. Selbst Thorne war bei ihnen, wenn auch nur ganz am Rand. Je mehr ich mich konzentrierte, desto klarer wurden sie vor meinem geistigen Auge. Und schließlich sah ich sie: die Verbindung. Ein dünnes Band aus Licht, das von einem zum anderen verlief. Als ich an mir hinuntersah, stellte ich fest, dass auch von mir einer dieser Fäden abging und sich mit den anderen verband.
    Wir waren eins.
    Alles wäre gut gewesen, geradezu perfekt, hätte ich nicht mit ansehen müssen, wie Nick mit jedem Tag stiller wurde. Er verbrachte jede freie Minute bei mir. Doch obwohl er immer da war, gab es einen Teil von ihm, den ich nicht erreichen konnte. Jenen Teil, der bei seinem Großvater war.
    Adam war tatsächlich am Leben. Morden und seine Leute hatten ihn erwischt, als er sich mit Miles auf das Anwesen geschlichen hatte– kurz nach seinem letzten Telefonat mit Nick. Er hatte herausgefunden, wer Thorne und die anderen waren und dass sich ein Herzstein in ihrem Besitz befand. Einen Tag vor seinem Verschwinden hatte er Thorne unter dem Vorwand aufgesucht, mit ihm über einen Handel sprechen zu wollen. Während Adam die Bewahrer ablenkte, hatte Miles das Grundstück ausgekundschaftet.
    Am nächsten Tag waren sie zurückgekehrt, um den Herzstein zu holen, und waren geschnappt worden. Miles war entkommen und geflohen. Lockley hatte ihn verfolgt. Sein Auftrag war es gewesen, ihn zurückzubringen. Aber Miles hatte eine Pistole gezogen. Letztlich war der Lichtstrahl, der ihn umgebracht hatte, Notwehr gewesen. Trotzdem würde sich Lockley dafür zu verantworten haben.
    Salina hatte gewusst, dass es einen Unfall gegeben hatte. Damit, dass sie Miles’ Geist fortschickte, hatte sie jedoch– wie wir anfangs angenommen hatten– keinen Mord vertuschen, sondern lediglich verhindern wollen, dass Miles etwas über die Bewahrer und die Magie verraten konnte. Sie wusste ja nicht, dass wir über Letzteres längst Bescheid wussten– zumindest Nick.
    Während Miles geflohen und ums Leben gekommen war, hatte Thorne Adam auf dem Anwesen festgesetzt. Dem Obersten Bewahrer war zu Ohren gekommen, dass Adam zu jenen Artefakthändlern gehörte, die ein paar der besten Stücke für sich selbst behielten. Er wollte Adams private Sammlung, um sie zu extrahieren. Adam jedoch weigerte sich, ihm zu verraten, wo er sie versteckte. Er behauptete sogar, keine derartige Sammlung zu besitzen. Thornes Gedankenwächtern war es nicht möglich gewesen, in Adams Erinnerungen nach dem gesuchten Wissen zu forschen, denn Adam hatte– wohl mit der Unterstützung eines befreundeten Zauberers– dafür gesorgt, dass seine Gedanken und Erinnerungen unantastbar blieben. Um ihn zum Reden zu bringen, war Morden zu Miles’ Beerdigung gefahren. Thorne hatte gehofft, dass dort auch jemand auftauchen würde, der Adam nahestand. Jemand, der ihm wichtig genug war, um seine Sammlung gegen dessen Sicherheit zu tauschen.
    Adam lebte und war wieder frei. Den Herzstein hatte Nick trotzdem nicht bekommen. Er war, wie unzählige andere Artefakte auch, der Extraktion zum Opfer gefallen. Alles, was davon übrig geblieben war, war ein dunkelroter, faustgroßer Klumpen. Tot. Kalt.
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