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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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denn? «
    Lachend fuhr er sich mit der Hand durch das kurze blonde Haar. » Dann eben irgendwas anderes, ähnlich Ödes. «
    Ich ließ den Staubwedel sinken. Es war gerade einmal Dienstag, die Ferien hatten erst begonnen– und gingen mir schon auf die Nerven. » Diese Ferien werden absolut be…scheiden. « Ich verdrehte die Augen. Eigentlich hatte ich beschissen sagen wollen, aber wie üblich war mir meine Unfähigkeit, Schimpfwörter auszusprechen, in die Quere gekommen. Dabei funktionierte es in Gedanken bestens. Ich wusste immer genau, was ich sagen wollte. Dummerweise schien ich über eine Art natürlichen Filter zu verfügen, der die Unflätigkeiten, die durch meinen Kopf spukten, zensierte und durch harmlosen Kinderkram ersetzte, ehe sie mir über die Lippen kamen. Selbst dann, wenn ich wirklich richtig stinkig war.
    Jonah setzte eine entrüstete Miene auf. » Langweilig? Hier? In diesem Paradies der Merkwürdigkeiten? Niemals! «
    » Die meisten meiner Freunde sonnen sich in Spanien und schlagen sich die Nächte in Clubs um die Ohren und ich hänge hier fest und verkaufe… « Mein Blick fiel auf eines der Bücher, die auf dem Tisch vor mir ausgestellt waren. » Ratgeber zur Erweiterung Ihrer transzendentalen was-auch-immer. «
    Meine Clique hatte beschlossen, dieses Jahr gemeinsam für drei Wochen nach Ibiza zu fliegen und es dort so richtig krachen zu lassen. Alle außer denen, die mit ihren Eltern in den Urlaub mussten. Und mir. Ich wäre gern mitgefahren, doch abgesehen davon, dass ich erst seit ein paar Wochen hier arbeitete und nicht schon um Urlaub bitten wollte, konnte ich es mir schlicht nicht leisten.
    » Kannst du das ausräumen? « Jonah deutete auf den Karton, den er aus dem Lager geschleppt hatte. » Dann kümmere ich mich ums Schaufenster. «
    Dankbar, dass er mir das Herumklettern in der höher gelegenen Auslage ersparte, wo mir jeder Passant unter das Kleid glotzen konnte, drückte ich Jonah den Staubwedel in die Hand. Während ich die Bücher– allesamt angeblich wahre Geistergeschichten– aus dem Karton räumte und in den Drehständer neben der Kasse einsortierte, beobachtete ich Jonah, der sich geschickt zwischen all dem Dekokram im Schaufenster hindurchschlängelte und dabei den Staubwedel schwang. Von Zeit zu Zeit hielt er inne, um etwas gerade zu rücken. Zwei Teenies blieben vor dem Fenster stehen, hatten jedoch mehr Augen für Jonah als für unser Angebot. Verdenken konnte man es ihnen nicht, denn mit seinem muskulösen Körper, dem kurzen blonden Haar und den grünen Augen, die durch seine Sonnenbräune regelrecht zu leuchten schienen, war er durchaus was fürs Auge. Witzig und nett war er obendrein. Nur leider nicht mein Typ.
    Ich zerlegte den leeren Karton und brachte ihn ins Lager, als hinter mir die Glöckchen über der Tür Amok liefen. Ich fuhr herum, um zu sehen, wer es so eilig hatte, dass er fast die Kette mit den Glöckchen herunterriss, und erblickte Pepper, die die Tür wieder hinter sich abschloss, ehe sie mit großen Schritten und fliegenden roten Locken auf den Tresen zustürmte.
    » ’Tschuldige, ich bin zu spät! « , keuchte sie und versenkte ihre Handtasche mit einem gezielten Wurf in einem der offenen Fächer unter der Kasse. » Ich war noch mit Serena und ihrer Mom am Bahnhof. «
    » Dann fahren sie heute in die Highlands? Zu Serenas Dad? «
    Pepper grinste. » Und zu ihrem Freund. «
    Ich zog eine Augenbraue hoch. » Sind die beiden jetzt offiziell zusammen? Mit dem Segen ihrer Mom? «
    Vor ein paar Wochen hatte ich Serena, Peppers bester Freundin, ein Attest mit dem Stempel und der Unterschrift meines Dads besorgt, damit sie sich vor einer Klassenfahrt drücken und stattdessen heimlich zu ihrem Freund fahren konnte. Einem Freund, von dem ihre Mutter nichts wusste und mit dem sie wohl auch nicht einverstanden gewesen wäre.
    Es war das erste Mal, dass ich Dad derart hintergangen hatte, und ich fühlte mich selbst jetzt, wenn ich nur daran dachte, nicht gut dabei. Natürlich hatte ich Serena helfen wollen– allerdings nicht unbedingt in diesem Ausmaß. Unter anderen Umständen hätte ich mich auch niemals darauf eingelassen. Dummerweise hatte ich kurz zuvor erfahren, dass das Café, in dem ich nach der Schule jobbte, geschlossen werden sollte. Als Pepper mir im Gegenzug für das Attest anbot, ein gutes Wort bei ihrer Chefin für mich einzulegen, konnte ich nicht Nein sagen. Ich brauchte einen Job. Vor allem aber brauchte ich das Geld. Dad arbeitete als Arzt
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