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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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offen gestanden interessierte es mich brennend, wie so etwas ablief.
    Würde sie blutrote Pentagramme auf den Boden malen? Einen Schutzkreis, in den wir uns setzen mussten, umgeben von schwarzen Kerzen? Vielleicht war der blaue Wachsstumpen auf dem Tisch ja nur der Anfang. Vielleicht sollte ich aber auch einfach meinen Fernsehkonsum einschränken, der mich auf ziemlich beknackte Ideen zu bringen schien.
    Tatsächlich holte Madame weder Kreide noch weitere Kerzen oder Pülverchen. Kein Zauberbuch, kein geweihtes Kreuz. Nicht einmal ein Räucherstäbchen zündete sie an. Stattdessen setzte sie sich mir gegenüber auf den Stuhl und hielt das Glas in die Höhe.
    » Die Paste in diesem Tiegelchen wird dir helfen, dich zu konzentrieren. «
    Tiegelchen? Für mich sah das Ganze verdächtig nach einem handelsüblichen Einmachglas aus. Zudem hatte der Inhalt große Ähnlichkeit mit Aprikosenmarmelade. Als Madame den Deckel abschraubte, stieg allerdings nicht das erwartete fruchtig-süße Aroma in die Luft, sondern ein ölig-würziger Geruch.
    » Müssten wir den Raum nicht verdunkeln? « , fragte ich.
    » Für ein Ritual ist es unerheblich, ob es hell oder dunkel ist. «
    » Nur für die Kunden nicht, die Ihre Tricks bei Licht durchschauen könnten. «
    Madame nickte. » Ich habe dir ja schon einmal gesagt, dass die Beobachtungsgabe in meinem Beruf das wichtigste Werkzeug ist. «
    Einmal? Unzählige Male. Jeden Tag.
    » Unglücklicherweise bin ich nicht die Einzige, die beobachtet. « Sie tauchte die Fingerspitze in die gelbe Masse und begann, mir damit verschlungene Zeichen auf die Stirn zu malen. Es fühlte sich klebrig an. » Ein Besuch bei einem Medium ist nichts Alltägliches « , fuhr sie fort, während sie die Pampe auf meine Stirn kleisterte. » Und wenn etwas nicht alltäglich ist, sehen die Leute genauer hin. « Sie schraubte das Glas wieder zu und stellte es neben die Kerze auf den Tisch. Dann leckte sie sich den Finger ab.
    » Wenn das Licht unerheblich ist, wozu dann die Kerze? «
    » Ich mag den Geruch. «
    Ich deutete auf das Tiegelchen. » Und von der Pampe mögen Sie wohl den Geschmack? «
    Lachend schüttelte sie den Kopf. » Die Paste ist gut für die Konzentration. Es sind die ätherischen Öle darin, die deinen Geist öffnen sollen. Dass sie so lecker nach Mango und Gewürzölen schmeckt, ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. «
    Obwohl ich ebenfalls lachen musste, verspürte ich auch einen Anflug von Unbehagen. Wenn Madame mich wirklich als Versuchskaninchen für ihre Show benutzte, warum war das Zimmer dann so wenig showmäßig präpariert? Das viele Licht, die fehlende Musik, keine geheimnisvollen Gesten, mit denen sie ihre Auftritte sonst so gern untermalte. War das hier wirklich echt? Führte sie tatsächlich gerade ein Ritual mit mir durch? An mir? Mein Magen ballte sich zu einem Klumpen zusammen. Fast fühlte es sich an, als hätte die Paste meinem Unbehagen Nahrung gegeben, es gestärkt und ihm erlaubt, tiefere Wurzeln zu schlagen. Mit diesem Ritual würde sich mein Leben für immer verändern!
    Ich hielt den Atem an. Was dachte ich da für einen Quatsch? Nichts würde sich verändern! Das war doch nur Spielerei! Aber ganz gleich, wie sehr ich mir auch einzureden versuchte, dass nichts dabei war– das Gefühl, dass ich im Begriff war, einen entscheidenden, unumkehrbaren Schritt zu tun, wollte sich nicht abschütteln lassen.
    Ich sah zu Drizzle, der noch immer auf dem Fensterbrett hockte und alles interessiert beobachtete. » Heb mir was von dem Mangokompott auf, ja? Nicht dass die Alte alles allein futtert oder es in noch mehr Gesichter schmiert. Was für eine Verschwendung! «
    Ich hätte ihn gern gefragt, was er von dieser Ritualsache hielt. Nicht weil ich glaubte, dass er etwas von solchen Dingen verstand, sondern weil ich hoffte, dass ein Wesen, von dessen Existenz ich vor einer Stunde noch nicht einmal etwas geahnt hatte, wissen musste, ob etwas an der Sache dran war. Unglücklicherweise konnte ich nicht vor Madame mit ihm sprechen. Andererseits zeigte sein spöttisches Grinsen deutlich, was er von dem Ganzen hielt.
    » Entspann dich und schließ die Augen. «
    Ich zögerte, was Madame natürlich nicht entging.
    » Du musst dir keine Sorgen machen. Du wirst weder durchdrehen noch von irgendeinem Monster gefressen werden. Das einzige Ergebnis, das ich mir erhoffe, ist, dass wir deine Sinne ein wenig schärfen. «
    » Meine Sinne schärfen « , echote ich. » Für Übernatürliches? Dämonen und
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