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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut
Autoren: Brigitte Melzer
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im Krankenhaus und verdiente gut, war aber nach ein paar verpatzten Börsengeschäften so hoch verschuldet, dass wir gerade eben über die Runden kamen und ich nicht sicher sein konnte, ob das Geld für mein geplantes Studium reichen würde. Deshalb war ich mit Pepper ins Geschäft gekommen.
    Als Dad von meinem neuen Job hörte, zeigte er sich zu meiner Überraschung wenig begeistert. Ich hatte damit gerechnet, dass er sich für mich freuen würde, stattdessen hätte er mir um ein Haar verboten, hier im Laden anzufangen. Verboten! Er hatte sich aufgeführt, als müsste ich fürchten, dass mir hier Blitze und Feuerkugeln um die Ohren flogen und mich dreimal täglich jemand verhexte. Dass alles ganz harmlos war, konnte ich ihm nur beweisen, indem ich ihm den Laden mit all seinem Tand gezeigt hatte. Sogar zu einer Séance war er gegangen! Das– und die Trickeffekte, die Madame nach meiner Vorwarnung deutlich zur Schau gestellt hatte– hatte ihn schließlich davon überzeugt, dass es im Hexenkessel alles andere als magisch zuging. New-Age-Kram und Budenzauber nannte er es seitdem und den Laden taufte er nach seiner Begegnung mit Madame kurzerhand in Schrecksenkessel um.
    » Ich werde Serena echt vermissen. Aber nachdem sie jetzt wochenlang von Cale getrennt war, gönne ich es ihr, ihn wiederzusehen. « Pepper seufzte dramatisch. » Ich wünschte, ich hätte auch so einen Kerl. «
    » Was denn, ich dachte, du stehst auf Sergej Darkov? «
    » Oh ja, der ist heiß. « Sofort vergaß sie ihre Schwermut und schaltete in den gewohnten Pepper-Plapper-Modus um. » Habe ich dir schon von seinem letzten Abenteuer erzählt? Als Sergej sich mit den Teufelsfeen angelegt hat? «
    » Dreimal « , lachte ich. Wenn es um den Vampir aus ihrer Lieblingsromanreihe Hearts of Darkness ging, war Pepper kaum zu bremsen. Ich hatte die Bücher selbst verschlungen, konnte aber nicht einmal ansatzweise mit Peppers Hingabe für Sergej mithalten.
    » Ist Madame schon da? « , erkundigte sie sich.
    Ich deutete in Richtung des Perlenschnurvorhangs. » In ihrem Reich. «
    Pepper drängte sich an mir vorbei zur Kaffeemaschine und schenkte sich eine Tasse ein. Es war gerade mal zehn, aber so rührig, wie Pepper war, hatte ich den Verdacht, dass das heute nicht ihr erster Kaffee war. Ich wollte mich wieder dem Bücherständer zuwenden, als ich sah, wie ihre Tasche ins Rutschen geriet. Unwillkürlich griff ich danach, um zu verhindern, dass sie aus dem Fach fiel, als ich das Wesen sah, das sich durch den halb geöffneten Reißverschluss zwängte.
    Ach du Scheiße! » Meine Güte, was ist das denn? «
    » WAS ? « , mokierte sich die Kreatur im Strickpullover. » Ich bin doch kein WAS ! «
    Fasziniert starrte ich den Kerl an, der wie die fünfzehn Zentimeter große Ausgabe eines knorrigen Kapitäns aussah, mit buschigem, grauem Backenbart und von Wind und Wetter gegerbter Haut. » Du kannst ja sprechen. «
    Das Wesen verzog verächtlich das Gesicht. » Du doch auch. Bei Großmutters Bart, natürlich kann ich sprechen! Was glaubst du, wozu ich diese Öffnung in meinem Gesicht habe? «
    Definitiv nicht nur zum Sprechen, wenn man den beachtlichen Bauchumfang betrachtete, den der dunkelblaue Strickpullover nicht vollends bedecken konnte.
    » Du kannst ihn sehen? « Pepper war neben mir aufgetaucht. Ihr Blick wanderte zwischen mir und der Kreatur hin und her, die bis zur Hüfte aus ihrer Tasche ragte. Fast schon wirkte sie ein wenig beleidigt. » Serena hat Tage gebraucht, bis sie ihn davon überzeugen konnte, sich mir zu zeigen, und bei dir lässt er sich einfach so blicken. Freiwillig. «
    » Freiwillig? « , schnaubte der Winzling. » Du hast echt keine Ahnung. «
    » Wie auch immer « , winkte sie ab. » Das ist jedenfalls Drizzle. Er ist ein Gnom. «
    » Gnom?! « Das Wesen stieß eine Reihe von Schimpfwörtern aus, bei denen der Unflätigkeitszensor in meinem Hirn vermutlich in Rauch aufgegangen wäre. » Hast du überhaupt schon mal einen Gnom gesehen, Rotschopf? Knubbelnase, Warzen im Gesicht. Hässlich wie der Arsch meiner… Na, eben hässlich. Ich « , er warf sich stolz in die Brust und sah mich an, » bin ein Kobold. Drizzle Ebb, der Dritte, um genau zu sein. Und wer bist du, Puppe? «
    Puppe? Ich bin die, die sich gerade fragt, ob ihr der lachende Plastiktotenkopf nicht lieber ist als ein großmäuliger Kobold. Oder Gnom. Oder was immer dieser Wicht auch sein mag.
    » Das ist Riley « , kam Pepper mir zuvor.
    Allmählich sickerte zu mir durch, was
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