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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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in Trance. Sie bewegte sich durch den Palast von einer Aufgabe zur nächsten und sprach kaum mit irgendjemandem. Danielle versuchte, sie in Gespräche zu verwickeln, aber Talia stand nicht der Sinn danach. Sogar Jakob hatte sein kindliches Bestes gegeben, um sie zum Lächeln zu bringen, aber ihre Bemühungen riefen in Talia bloß Schuldgefühle hervor, weil sie nicht darauf reagieren konnte. Mehr und mehr Zeit brachte sie fern von den anderen zu.
    Talia rechnete immer noch damit, Schnee mit dem Schmied flirten zu finden oder zu hören, wie sie Danielle aufzog. Jedes Mal, wenn sie an einer Frau mit schwarzen Haaren vorbeikam, jedes Mal, wenn sie Lachen durch die Flure schallen hörte, schnürte es ihr die Brust zusammen.
    Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingesperrt und durchblätterte ein einhundert Jahre altes Buch über aratheanische Poesie, als jemand so fest an die Tür hämmerte, dass sie im Rahmen klapperte. »Ich bin’s, Gerta. Mach auf!«
    Fast lächelte Talia über die Ungeduld in ihrer Stimme, die der Schnees so ähnelte. Seit sie nach Lorindar zurückgekehrt waren, hatte Gerta sich nach Kräften bemüht, sich ins Palastleben einzufügen. Danielle hatte ihr erlaubt, die unterirdische Bibliothek zu durchforsten und zu versuchen, aus Schnees ziemlich exzentrischen Vorstellungen von Organisation schlau zu werden.
    Gerta klopfte erneut. »Letzte Gelegenheit, Talia! Ich weiß, dass du da drin bist!«
    Mit einem flüchtigen Blick vergewisserte Talia sich, dass die Tür verriegelt war. »Geh weg!«
    Stille. Keine Schritte, also war Gerta noch da. Talia schob das Buch unter ihr Kopfkissen. Als sie aufstand, roch sie den Rauch, der von der Tür aufstieg. Orangefarbene Flammen leckten am Riegel. Das Feuer beschränkte sich auf einen kleinen Kreis und verbrannte das Holz zu Asche, bis der Riegel sich löste und scheppernd auf den Boden fiel. Die Tür wurde aufgestoßen.
    Gerta warf eine Flasche; ohne nachzudenken, fing Talia sie aus der Luft: Aratheanischer Wein aus den Weinkellern.
    »Komm mit mir mit!«, befahl Gerta.
    Talias Aufmerksamkeit wurde auf das bestickte grüne Stück Stoff, das Gertas verlorenes Auge bedeckte, gelenkt – noch eine Erinnerung an jenen Tag. Gerta hatte ihr gesagt, dass sie daran arbeitete, ein Glasauge – eines mit einer verspiegelten Pupille – anzufertigen, aber die Magie dieses Auges zu vervollkommnen würde Monate in Anspruch nehmen. »Was gibt es?«
    In der rechten Hand hielt Gerta an den Hälsen zwei weitere Flaschen. »Befehl von Prinzessin Whiteshore!«
    »Hat sie das auch befohlen?«, fragte Talia, indem sie den Wein hochhielt.
    Gerta wirbelte herum. In Anbetracht der Tatsache, dass diese sich durch die Tür gebrannt hatte, um sie zu finden, hielt es Talia für das Beste, zu sehen, was Danielle wollte. Sie schnappte sich ihre Zaraqpeitsche und folgte Gerta auf den Flur.
    Gerta führte sie zum nördlichen Empfangszimmer, einem kleineren Raum, der oft dazu benutzt wurde, königliche Gäste zu unterhalten. Eine Strukturtapete in schreiendem Grün bedeckte die Wände, importiert aus Morova. Im Kamin brannte ein Feuer, das gegen die Kälte vor den Fenstern ankämpfte. Danielle saß mit Trittibar und Botschafter Febblekeck an dem gekachelten Tisch in der Mitte des Raumes.
    Sie erhob sich, aber bevor sie etwas sagen konnte, stellte Gerta ihre beiden Flaschen auf den Tisch und zeigte mit der Hand auf die beiden Elfen. »Raus! Alle beide!«
    Trittibars Brauen schossen in die Höhe. Febblekeck flog aus seinem Stuhl und verstreute dabei leuchtenden Staub auf dem Teppich. »Ihr vergesst Eure Stellung, Mensch!«
    Danielle beobachtete Gerta, als ob sie versuchte, ihre Absichten zu ergründen. »Hat das nicht Zeit, Gerta?«
    »Nein.« Gerta verschränkte die Arme und wartete.
    »Na schön«, sagte Danielle. »Trittibar, Febblekeck, wenn Ihr nichts dagegen hättet?«
    »Selbstverständlich, Euer Hoheit.« Trittibar stand auf und verbeugte sich.
    Febblekeck nahm sich eine Traube von der Platte mit Brot und Obst, die mitten auf dem Tisch stand. »Ich habe etwas dagegen. Dieses Mädchen ist …«
    »Sie ist ein Mitglied meiner Hofhaltung«, sagte Danielle ruhig. »Und eine Freundin.«
    »Sie ist nicht einmal real!«, protestierte Febblekeck. »Jeder Elf kann die Magie an ihr riechen! Sie ist nur ein Wechselbalg, zusammengeschustert durch Menschenzauberei, ihre Seele eine zerrissene und grob zusammengenähte Steppdecke aus Unbeholfenheit und Hast!«
    Gerta zuckte zusammen. Talia ließ die
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