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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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du da benutzt hast, um euch vor meinem Zauber zu schützen«, meinte Schnee aufgeräumt. »Der, der in Flammen aufgegangen ist, als Talia ihn dir vom Hals gerissen hat. Ihr bringt also Hexen um, wendet aber Hexerei an, wenn es euren Zwecken dient?«
    Er blickte finster drein. »Du bist Allesandrierin, nicht wahr?«
    »Das ist richtig.«
    »Du müsstest alt genug sein, um dich an die Große Säuberung zu erinnern.«
    Schnees Lächeln schwand.
    »Wie ich sehe, ist es so. Du hast gesehen, welchen Schaden solche Macht anrichten kann. Wie viele Menschen hat Königin Curtana ermordet?«
    »Offiziell? Siebenundvierzig.« Inoffiziell war die Liste viel länger. Von siebenundvierzig Männern, Frauen und Kindern war bekannt, dass sie während der eine Woche dauernden Säuberungsaktion wegen Hochverrats hingerichtet worden waren, überführt nur mithilfe der Geheimnisse, die Schnees Mutter ihrem Zauberspiegel entlockt hatte. Schnee zwang die Fröhlichkeit zurück in ihre Stimme. »Vor zwei Jahren hat ein Mann aus Südlorindar zwölf Leute mit einer Axt ermordet. Sollen wir deshalb alle Holzfäller hinrichten? Und was ist mit dir? Du hast eine Hexe in einen Ofen gestoßen, als du jünger warst. Offensichtlich sollten wir alle Bäcker jagen und umbringen!«
    Als sie zu Ende geredet hatte, gestikulierte sie mit der Hand in Richtung ihres Halsbands: Sonnenlicht schoss aus den Spiegeln. Schnee duckte sich und kippte den Tisch zwischen ihr und Hänsel um. Sie hörte das Sirren der Bogensehne, und eine Handbreit von ihrem Gesicht entfernt durchbohrte ein Pfeil das Holz.
    Sie zog ein langes Messer aus dem Gürtel und legte mit dem Daumen einen verborgenen Haken am Heft um. Eine kreisrunde Scheibe mit einer eingravierten Schneeflocke klappte in der Mitte der Parierstange auf und enthüllte einen kleinen Spiegel. Durch den Spiegel sah sie Hänsel, eine Hand schützend vor den Augen, auf die Tür zutaumeln.
    Schnee stieß ihr Messer in Richtung Tür und sprach einen schnellen Zauberspruch. Die Tür schlug zu.
    Hänsel senkte bloß die Schulter und bahnte sich krachend seinen Weg durchs Holz. Kalte Luft strömte in die Schenke.
    Schnee fluchte und holte sich schnell ihr Halsband wieder. Von der Magie, die sie heute Nacht gewirkt hatte, tat ihr der Kopf weh, ein altes Leiden, das sie vor Schlimmerem warnte, falls sie sich weiter überanstrengen sollte.
    Sie verdrängte den Schmerz, während sie Hänsel auf die Straße folgte. Sechzehn Hexen tot, in Lorindar und anderswo. Wie Schnees Mutter tötete auch Hänsel wahllos und ohne Erbarmen.
    Schnee war zu jung gewesen, um die Große Säuberung zu verhindern, aber der Teufel sollte sie holen, wenn sie Hänsel noch eine weitere Hexe ermorden ließ!
    Sie zwängte sich durch die anwachsende Menschenmenge und richtete unterdessen einen Teil ihrer Aufmerksamkeit auf das Halsband und die Verbindung zu Talias Spiegel. »Wo bist du?«
    »Auf dem Weg zurück zum Gasthaus.« Das Halsband übertrug Talias Stimme so deutlich, als würden sie nebeneinanderher laufen. Talia schien nicht einmal außer Atem zu sein. »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Mir geht es gut!« Ihre Stiefel spritzten beim Laufen durch Schnee und Matsch. Im Osten wurde der Himmel allmählich heller, aber in den Straßen war es noch dunkel. Die Spiegel verstärkten ihre Sehkraft und halfen ihr, Hänsel auszumachen, der gerade die Mühlenstraße hochhinkte. In der Hoffnung, ihm den Weg abzuschneiden, nahm Schnee eine Abkürzung durch eine Gasse. Die Schneeverwehungen waren hier, wo die dreistöckigen Gebäude die Straße vor der Sonne schützten, höher. »Er hält auf die Heilige Kreuzung zu.«
    »Vermutlich will er zum Stadttor.«
    Schnee schluckte einen Aufschrei herunter, als sie auf den Pflastersteinen ausrutschte. Eine Regentonne war geborsten, sodass ein großer Teil der Gasse mit Eis überzogen war. Sie lief langsamer, auch wenn sie sich über die Verzögerung ärgerte; aber mit einem gebrochenen Knöchel würde sie Hänsel nie einholen.
    An der Heiligen Kreuzung hatten die Straßen bereits begonnen, sich mit Menschen zu füllen, die begierig darauf waren, die Prediger und deren täglichen Auftritt zu erleben. Im Lauf der Jahre war die Tracht der Prediger extravaganter geworden, ebenso wie ihre Redekunst, wenn sie schrien und ihre Nachbarn zu ewiger Verdammnis verurteilten.
    Selbst wenn Schnee Hänsel hätte ausfindig machen können, so hätte ihn die Menge doch sowohl vor magischen als auch nichtmagischen Attacken abgeschirmt. Sie
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