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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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deinen Schutz wahrscheinlich brauchen, noch ehe diese Nacht vorüber ist. Gesell dich zu uns, Talia!«
    Talia bewegte sich nicht. »Ist das ein Befehl?«
    »Muss es einer sein?«
    Widerstrebend ließ Talia sich in dem Sessel neben Gerta nieder. Gerta schob ihr ihre Flasche so heftig hin, dass sie umkippte; automatisch fing Talia sie auf.
    »Was würdest du gern wissen, Gerta?«, fragte Danielle.
    »Alles!« Gerta trank einige Schlucke und verzog das Gesicht. »Ich habe meine Erinnerungen und die Dinge, die ich erfahren habe, als ich ihre Bibliothek durchstöbert habe, aber ich will sie kennen. Ich will wissen, wer sie in euren Augen war.«
    Danielle schürzte die Lippen. »Mit Ausnahme von Armand und seinen Eltern war Schnee der erste Mensch, der mir das Gefühl gegeben hat, hier wirklich willkommen zu sein.« Danielle starrte auf eins der Fenster. »Zum ersten Mal erfuhr ich in der Bibliothek, wer sie war, kurz nachdem Armand entführt worden war.«
    Talia zwang sich, zuzuhören, als Danielle ihre erste gemeinsame Reise nach Elfstadt schilderte, um Armand aus den Händen der Herzogin und Danielles Stiefschwestern zu retten.
    Als Nächstes ergriff Gerta das Wort; sie erzählte von einer Begebenheit, als sie und Schnee sich durch den Palast geschlichen hatten, um ihren Vater zu besuchen. Schnee hatte nur selten von ihm gesprochen, und wenn, dann nur, um ihn als einen Menschen zu beschreiben, der von der Zauberei ihrer Mutter zum Krüppel gemacht worden und kaum mehr als eine Marionette aus Haut und Knochen gewesen war. Gerta und Schnee hatten ihm Wiesenblumen gebracht, die sie ihm ins Haar flochten, als er schlief. »Er sah so blass aus, fast farblos.«
    »Wie Beatrice«, entfuhr es Talia.
    Gerta sah auf und nickte dann. »Schnee hat mir nur ganz wenige Erinnerungen an Beatrice gegeben, aber ja.«
    Talia hob die Flasche und nahm einen tiefen Zug, wobei sie sich ganz auf den milden, rauchigen Geschmack des Weins konzentrierte. Sie stellte die Flasche wieder auf den Tisch und klaubte mit dem Daumennagel ein Stückchen Wachs ab, das noch am Flaschenhals klebte. Sie hatte weit mehr Zeit mit Schnee verbracht als jede von ihnen, aber ein Teil von ihr wollte diese Erinnerungen für sich behalten, sie bewahren und wegschließen.
    Talia warf einen Blick auf Gertas Augenklappe. Talia hatte so viel verloren, aber Gerta … Sie hatte ihre Schwester nicht einmal gekannt. Nicht wirklich.
    Talia starrte ihr Spiegelbild im Glas an. »Schnee hat es in Armands Schlafzimmer einmal Urin regnen lassen.«
    Danielle und Gerta glotzten sie fassungslos an. Danielle schnappte ein paar Mal wie ein Fisch nach Luft, bevor sie wieder Worte fand: »Wie kam es dazu?«
    Talia zuckte die Schultern. »Es war zwei Monate, nachdem ich in Lorindar angekommen war. Ich weiß nicht, was Armand gesagt hatte, aber Schnee hat es persönlich genommen. Beatrice merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, als Schnee sich immer wieder davonstahl, um sich mehr zu trinken zu holen.«
    »Mehr zu … ah!«, sagte Gerta nickend. »Resonanzmagie! Sie musste diesen Zauber von einem Abort aus wirken. Wie lange hat sie es geschafft, ihn am Laufen zu halten?«
    »Mehr als eine Stunde.« Talia nahm noch einen Schluck, während sie sich an Beatrices Gesichtsausdruck erinnerte, als sie Schnee befahl, die Schweinerei aufzuputzen, und sich dabei die ganze Zeit über das Lachen verkneifen musste. »Der Gestank hing noch einen Monat lang in der Luft.«
    »Ich werde heute Nacht mit Armand reden«, sagte Danielle lächelnd. »Ich muss wissen, was er gesagt hat, um sich eine solche Strafe zuzuziehen.«
    »Das Beste kam erst danach.« Talia schob ihren Sessel zurück und blickte aus dem Fenster. »Beatrice wollte wissen, was aus solchen Streichen Gutes erwachsen könne. Schnee sah ihr in die Augen und sagte: ›Ich wollte, dass der Prinz weiß, dass es nicht nur feine Pinkel gibt.‹«
    Es gab eine Pause – und dann einmütiges Stöhnen. Danielle schnappte sich ein Stück Brot von der Platte und warf es nach Talia. »Das ist ja fürchterlich!«
    Talia fing das Brot und biss hinein. »Ich sagte Beatrice, welche Bestrafung sie auch auswählte, für dieses Wortspiel müsse sie verdoppelt werden.«
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt; schon dieser eine Bissen Brot tat beim Schlucken weh. Sie spülte ihn mit mehr Wein hinunter, während Danielle anfing, von einem Mal zu erzählen, als Schnee sich den Zutritt auf ein Schiff erflirtet hatte, das im Verdacht stand, geschmuggelte Seide zu
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