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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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befördern. Talia war bei dieser Mission dabei gewesen und erinnerte sich an Schnees unverfrorenes Vergnügen.
    Das war die Person, die Schnee gewesen war. Das war die Person, die Talia in Erinnerung behalten wollte. Selbst in diesem Moment drohte die Erinnerung an Schnee, die blutend auf dem Eis lag, sie zu ersticken. Sie drängte sie zurück und klammerte sich an das Lachen. Die Freude in Schnees Augen.
    Danielle beobachtete sie beim Sprechen. Talia warf ihr einen finsteren Blick zu. »Das war deine Idee, stimmt’s?«
    Danielle zuckte die Schultern. »Den Wein hat Gerta vorgeschlagen. Ich habe ihr bloß meinen Segen gegeben, dich mit allen dazu nötigen Mittel hierher zu schleppen. Nach zwei Stunden mit Trittibar und Febblekeck hatte ich die Unterbrechung nötig.«
    Talia verknetete ein bisschen Brot zu einem Ball und schnippte ihn über den Tisch, wo er an Danielles Stirn abprallte. Danielle streckte ihr die Zunge raus; Gerta lachte bloß.
    Danielle nahm sich einen Apfel von der Platte. »Erzähle ihr, wie Schnee und Beatrice dich gefunden haben!«
    Talia stöhnte. »Das ist peinlich!«
    Danielle grinste. »Ich weiß.«
    Das trug Danielle zwar eine weitere Brotkanonade ein, aber trotzdem erzählte Talia Gerta, wie sie sich in einem Schiff versteckt hatte in der Hoffnung, unbemerkt nach Lorindar zu kommen. Wie Beatrice und Schnee sie entdeckt hatten … und wie Schnee sie mithilfe von Zauberei bewusstlos geschlagen hatte.
    Irgendwann im Laufe des Abends trugen Diener schweigend ein Nachtmahl aus Schweinebraten und Pilzen und einem Topf mit Erdbeerkaltschale auf. Seit ihrer Rückkehr nach Lorindar hatte Talia nicht besonders viel Appetit gehabt, aber heute Abend ertappte sie sich dabei, das Essen zu verschlingen.
    Viele der Geschichten, die sie sich erzählten, brachten sie zum Lächeln, wenn ihr Auseinandersetzungen und dumme Streiche wieder einfielen, an die sie jahrelang nicht mehr gedacht hatte; andere trieben ihr die Tränen in die Augen. Es war schon Stunden nach Sonnenuntergang, als Danielle schließlich aufstand und sich entschuldigte. Ihr Gesicht war gerötet und ihr Haar lose und zerzaust. Sie umarmte Talia von hinten. »Achte darauf, dass Gerta nicht zu viel trinkt!«
    »Ich werde mir Mühe geben«, antwortete Talia.
    »Danke.« Danielle küsste sie auf die Wange und ging dann zu Gerta, um sie ebenfalls zu umarmen.
    Sobald sie gegangen war, wandte sich Talia an Gerta. »Du schuldest mir eine Tür!«
    »Deiner Tür geht’s gut. Größtenteils.« Gerta unterdrückte ein Gähnen.
    Talia stand auf. »Ich kann hier aufräumen, wenn du schlafen musst.«
    »Setz dich hin!« Gerta lächelte. »Wir haben noch fast eine ganze Flasche übrig, und ich habe dir noch nicht mal die Geschichte erzählt, wie Schnee sich einmal rausgeschlichen hat, um ein Einhorn zu jagen.«
    »Ein Einhorn?« Talia zog die Brauen hoch. »Wie hatte sie denn geplant, es festzuhalten?«
    »Ich weiß nicht, ob man das, was ihr vorschwebte, wirklich einen Plan nennen kann …«
    Talia sank in den Sessel zurück und sah Gerta beim Erzählen zu. Im Geiste hörte sie, wie Schnee sie aufzog und wieder fragte, wieso sie Gerta noch nicht geküsst hatte.
    Pst! , sagte Talia stumm. Es würde später noch Zeit sein, solche Dinge zu klären; im Augenblick war es das hier, was sie brauchte: Eine Freundin, die Talia helfen konnte, sich zu erinnern und Schnees Leben zu feiern. Es änderte nichts an dem Schmerz in Talias Brust, wann immer sie an ihren Tod dachte, aber es gab ihr einen Puffer, etwas, das ihr half, mit diesem Schmerz fertig zu werden.
    Die Sonne war schon aufgegangen, als Talia Gerta schließlich zu ihrem Zimmer begleitete, wobei sie sie mit einer Hand am Ellbogen festhielt, damit sie nicht schwankte. In der Tür blieb Gerta stehen und funkelte Talia mit gespielter Verärgerung an. »Hast du deine Wahl schon getroffen?«
    Talia blickte sie verständnislos an. »Meine Wahl?«
    »Ob du weggehst oder nicht.« Gerta klang gefasst, aber Talia konnte sehen, wie sich ihr Gesicht anspannte, als sie sich aufs Schlimmste gefasst machte.
    Oh! Talia trat zurück. »Jemand muss doch ein Auge auf dich und Danielle haben. Schnee würde es mir nie verzeihen, wenn ich zuließe, dass euch etwas zustößt.«
    Erleichterung überzog Gertas Gesicht. Sie sprang nach vorn, schlang die Arme um Talias Hals und küsste sie auf die Wange. »Gut!«
    Sie schlüpfte in ihr Zimmer und schloss die Tür, sodass Talia allein auf dem Flur zurückblieb. Talia berührte mit den
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