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Der Dämonen-Gnom

Der Dämonen-Gnom

Titel: Der Dämonen-Gnom
Autoren: Jason Dark
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Der kleine Mann öffnete vorsichtig die Tür, achtete nicht auf das Schleifen, blieb stehen und schaute nach vorn.
    Er roch den Wind, der von den Bergen kam, um ihn zu streicheln. Der Wind brachte die Gerüche mit, die Pablo so liebte. Ein Duft hatte es ihm dabei besonders angetan. Er erinnerte ihn an Steine, Erde und Vergänglichkeit.
    Pablo schnupperte. Sein breiter Mund verzog sich dabei zu einem kantigen Lächeln, und die Ränder seiner Nasenlöcher zitterten. Es war genau die Nacht, wie er sie sich gewünscht hatte, sie war einfach ideal für ihn.
    Hinter ihm stand die Tür noch offen. Der Wind fuhr auch gegen die Zeltplane und ließ sie knattern. Er spielte mit dem Gestänge, das wie die straff gespannten Saiten eines Instruments wirkte.
    Der kleine Pablo war zufrieden, denn in dieser Nacht war er groß, sehr groß. Und er würde wachsen, immer weiter, so weit, bis er alle anderen überragte.
    Der Gnom würde es ihnen zeigen!
    Mit beiden Händen strich er über sein glattes Haar. An diesem Abend hatte er sich nicht zu schminken brauchen, es gab nur noch wenige Vorstellungen, aber sie würden wieder spielen, das stand fest. Es gab keine große Winterpause mehr wie früher, und da würde Pablo dann zu einem Helden werden.
    Dann lachten sie wieder über ihn. Die Kinder, die Männer und die Frauen.
    Später aber würden sie ihre Toten beweinen…
    Zuerst hörte er den schleichenden Schritt, dann sah er den Schaffen, der sich ihm von der linken Seite her näherte. Es war ein sehr großer Schatten, und Pablo brauchte nicht erst den Kopf zu drehen, um zu wissen, wer da ankam.
    Neben ihm blieb der Riese stehen. Im Vergleich zu Pablo war er ein Riese, dieser dunkelhäutige Mann aus Afrika, der Cäsar hieß. Pablo reichte ihm nur bis zum Gürtel.
    Cäsar schaute zu ihm hinunter. In der Finsternis war nur das Weiße in seinen Augen zu sehen. »Wo willst du hin, kleiner, böser Mann?«
    »Willst du es wirklich wissen?«
    Der Schwarze nickte.
    »Ich werde gehen und die Toten holen…«
    Cäsar fror plötzlich. Er wollte etwas erwidern und suchte nach Worten.
    Bevor er sie gefunden hatte, war Pablo bereits verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben…
    ***
    Auch zehn Minuten später ging Cäsar die Antwort des Gnoms nicht aus dem Kopf. Pablo wollte gehen und die Toten holen. Er würde sie aus den Gräbern locken, wie es ein Voodoo-Priester hin und wieder tat, um damit seine Macht über Leben und Tod zu demonstrieren.
    Für Cäsar gab es keinen Grund, an der Antwort des kleinen, bösen Mannes zu zweifeln, auch wenn die anderen im Zirkus über ihn lachten.
    Das tat der riesenhafte Schwarze nicht. Er hatte schon oft in die Augen des Zwergs gesehen, wenn dieser sich unbeobachtet fühlte, und er hatte darin etwas entdeckt, das einfach nur furchtbar war.
    Einen Ausdruck, den er nicht einordnen konnte, der einfach zu schlimm war, um ihn in Worte kleiden zu können.
    Die Augen versprachen den Horror, das Grauen und den Tod. Pablo, der Zwerg, die Person der Extreme. Auf der einen Seite der Clown, der Freund der Kinder, auf der anderen aber die böse, teuflische Abart eines Menschen, der unbeirrbar sein Ziel verfolgte und dabei war, die Gesetze der Natur auf den Kopf zu stellen. Er wollte die Toten holen…
    Cäsar fror wieder. Der hünenhafte Mann wühlte durch sein lockiges Haar. Er saß in seiner Bude, die Kälte zog durch die Ritzen in den Seitenwänden des Wagens. Neben ihm auf dem Tisch stand die Flasche mit dem Tequila, aber Cäsar rührte sie nicht an, obwohl er sich am liebsten betrunken hätte.
    Der Alkohol war kein Ausweg, er brachte keine Lösung. Nur Cäsar wußte, was Pablo – auch Pablito genannt – vorhatte. Mit einer anderen Person hatte er sicherlich nicht darüber gesprochen, demnach ruhte die Last der Verantwortung allein auf seinen Schultern.
    Was sollte er tun?
    Den anderen Bescheid geben? Sie warnen? Er hätte es sagen können, doch er wäre ausgelacht worden, deshalb hielt er sich am besten zurück und sagte nichts.
    Doch er mußte etwas tun.
    Cäsar starrte ins Leere. Die Dunkelheit in seinem kleinen Wagen kam ihm stumpf und kratzig vor. Sein Bett war nicht mehr als ein Lager.
    Normalerweise teilte er den kleinen Wagen noch mit einem anderen Kollegen, der aber hatte sich abgesetzt, weil ihm die Polizei auf den Fersen war. Sie hatte herausgefunden, daß der Kollege mit Rauschgift gehandelt hatte, und die spanischen Behörden kannten da kein Pardon.
    Jetzt war er allein, und das war auch gut so.
    Cäsar riß
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