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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät
Autoren: Carole Matthews
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    Meiner
Erfahrung nach gibt es zwei Arten von Frauen. Die einen sind schokoladensüchtig und die anderen sind zickig. Mit letzteren meine ich Frauen, die so dämliche Sprüche ablassen wie: «Also einen
ganzen
Marsriegel könnte ich unmöglich essen, da wird einem ja schlecht.» Oder: «Ein Riegel dunkle Schokolade ist wirklich mehr als genug, nicht wahr?» Oder schlimmer noch: «Ich bin eigentlich gar nicht so wild auf Schokolade, ich steh mehr auf Pikantes.» Und dabei knabbern sie zurückhaltend an einem Salzstängelchen herum, als würde das dem einzigartigen Genuss von Schokolade auch nur annähernd nahe kommen. Was soll das Theater?
    Wir, die Mitglieder des Schokoclubs, stehen zu unserer Sucht. Wir lieben dies leckerste Nahrungsmittel der Welt in all seinen zahlreichen Formen. Und wir schämen uns nicht dafür.
    Heute haben meine Freundinnen und ich uns in unserer Clubzentrale versammelt, einer Nische der Geborgenheit in einer von Londons nobleren Seitenstraßen. Sie heißt Chocolate Heaven   – Schokoladenparadies   –, und sie macht ihrem Namen auch wirklich alle Ehre.
    Es ist eine Woche vor Weihnachten, und ich würde jetztgerne schildern, dass die Welt draußen verschneit ist wie in einem Weihnachtsroman von Dickens, aber das stimmt leider nicht, wir befinden uns schließlich im Zeitalter der Klimaerwärmung, und so ist der Himmel über London grau wie eine Schuluniform, es gießt in Strömen, und stürmisch ist es obendrein noch. Doch das ist uns egal. Mögen die Elemente noch so wüten, wir: Chantal, Autumn, Nadia und ich, Lucy Lombard – die größte Schokoholikerin und Gründungsmutter des Clubs – hocken alle vor dem lodernden Kaminfeuer auf dem Sofa. Na ja, okay, es ist kein knisterndes Holzfeuer, sondern eher ein Gasofen, aber für uns läuft es auf dasselbe hinaus, denn wir haben uns hier gemütlich verschanzt und werden unsere Lieblingsecke bis zum Ladenschluss nicht mehr räumen. Ein Teller mit Schokoküchlein steht vor uns – federleichter Biskuit in einem Wirbel von Cappuccinoglasur, köstliche Schokokaramell-Brownies und meine persönlichen Favoriten: Trüffel auf der Basis von frischer Sahne und Madagaskar-Plantagenschokolade. Wegen der frischen Sahne halten sie sich nur ein paar Tage – aber das ist nun wirklich noch nie ein Problem gewesen! Glauben Sie mir, näher kann man einem Orgasmus in aller Öffentlichkeit nicht kommen. Ein leises, seliges Stöhnen entschlüpft meinen Lippen.
    Die Inhaber des Chocolate Heaven, Clive und Tristan, sind absolute Bilderbuchschwule – welcher Hetero-Mann würde auch eine Schokoboutique führen? – und verwöhnen uns nach Strich und Faden, da wir ihre besten Kunden sind. Nur leider lassen sie uns unsere Ecke nicht mit dem Schild «Nur für VIPs» absperren, denn sie bestehen leider darauf, dass auch Kunden hier sitzen dürfen, die nicht annähernd so viel Schokolade vertilgen wie wir.
    Unsere Mäntel liegen auf einem Haufen neben uns unddampfen leise vor sich hin. Mein jugendlicher, blonder Bob, den ich mit einem Glätteisen und tonnenweise Anti-Frizz-Balsam in Form gebracht hatte, ist vom Regen flach an den Kopf geklatscht. Aber die unmittelbaren Aussichten sind großartig. Vor uns stehen vier Gläser heiße Schokolade, scharf gewürzt mit rotem Chili und gekrönt mit wahren Sahnegebirgen. Meine Geschmacksknospen wissen nicht, ob sie vor Wonne vergehen oder vom Chili entflammt werden sollen. Ich bin beinahe vollkommen zufrieden. Na ja, ich wäre es, gäbe es da nicht einen winzigen Haken.
    An der Wand des Chocolate Heaven hängt ein aufmunterndes Keramikschild, über das Clive in Weihnachtsstimmung silbriges Lametta geworfen hat. Dort steht:
     
    Überlebenstipps für Stressphasen:
     
    Atmen Sie tief durch.
    Zählen Sie bis zehn.
    Essen Sie Schokolade.
     
    Das ist unser Grundsatzprogramm. Feierlich erlassen, um uns den Weg durchs Leben zu weisen. Ich atme tief ein, zähle gerade mal bis drei und schiebe mir dann eine Trüffel in den Mund. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entfährt mir. Ich befinde mich wirklich in einer
schlimmen
Stressphase. Ich trage meinen Schlüpfer mit dem Aufdruck WAS BRAUCHE ICH LIEBE? HAUPTSACHE SCHOKOLADE! – und das dürfte Ihnen bereits einen ersten Hinweis auf meine missliche Lage geben.
    «Hast du immer noch nichts von Mr.   Sexy gehört?», fragt Nadia, einen Sahneschnurrbart auf den Lippen.
    Hier wäre er also, der kleine Haken. Ich schüttele denKopf. Mein derzeitiger Freund, Mr.   Aiden Holby – alias
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