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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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EINS
DEV
    S owie ich Brens Hintertür öffnete, war klar, dass ich mir mit dem neuen Auftrag Ärger einhandelte. Normalerweise läuft es nämlich so: Bren wartet auf mich, allein, mit einem Päckchen auf dem Tisch und meinem Vorschuss in der Hand. Nichts Kompliziertes, keine Überraschungen. Als ich Bren also nicht allein warten und kein Päckchen auf dem Tisch liegen sah, wurde ich ein bisschen unruhig. Mein erster Gedanke war, Bren habe jemanden verärgert, bei dem er sich das besser verkniffen hätte, und habe mich obendrein verraten. Doch der Fremde bei ihm sah nicht aus wie ein Gardist oder ein Vollstrecker, der auf eigene Rechnung arbeitete. Er war jung, gut gekleidet und nervös, was mich ein wenig beruhigte, weil somit andere Erklärungen wahrscheinlicher wurden. Vielleicht war er der jüngere Sohn einer reichen Familie, der bis zum Hals in Schulden steckte. Bren arbeitete manchmal auch als Geldeintreiber. Doch das interessierte mich nicht. Egal aus welchem Grund der Fremde hier war, ich wollte damit nichts zu tun haben.
    »Ich komme später wieder«, sagte ich, im Begriff, die Tür zu schließen, aber Bren hielt meinen Blick fest und winkte mich herein.
    »Dev! Du kommst gerade im rechten Moment!« Seine tiefe Stimme hatte diesen ärgerlich heiteren Tonfall, den er bei Nobelkunden anschlug. Er hatte sogar ein Magierlicht hervorgekramt und anstelle der alten Öllampe hingestellt. Das hellere, härtere Licht aus der facettierten Kristallkugel hob aber bloßdie Risse in der Lehmziegelmauer und die Wachsflecke auf dem Tisch hervor.
    Ich ging einen Schritt in das Zimmer und ließ die Tür hinter mir offenstehen. »Wer ist das?« Ich deutete mit dem Kopf auf den Fremden und sah Bren dabei böse an. In der Stadt mag ich Überraschungen nämlich gar nicht. Es ist selten mal eine gute dabei.
    »Mach die Tür zu, dann erfährst du es.« Bren überging mein offensichtliches Missbehagen und wartete geduldig. Der Fremde wechselte nur schweigend das Standbein. Wie Bren sich gedacht hatte, gewann meine Neugier die Oberhand. Ich schloss die Tür, trat aber keinen Schritt näher, wollte lieber in der Nähe des Ausgangs bleiben.
    »Dev, das ist Kiran. Er muss übers Weißfeuergebirge nach Kost. Ich sagte ihm, dass du der Beste bist, der verschwiegenste Führer, den ich kenne, und dass du das Gebirge kennst wie kein anderer. Du kannst ihn bei der nächsten Überquerung mitnehmen.«
    Ich schluckte runter, was mir auf der Zunge lag   – so was wie: Du willst mich wohl verarschen, Junge –, gab mir aber keine Mühe, ein gleichmütiges Gesicht zu machen. Mir war die Betonung auf »verschwiegen« nicht entgangen.
    Seit mehreren Jahren schon brachte ich für ihn Päckchen übers Gebirge und durch den alathischen Grenzposten nach Kost. Die Alather waren, was Magie anging, mordsmäßig streng, dachten sich ständig neue Gesetze aus, damit die Leute keine benutzten außer den harmlosen Zaubern, die ihr Regierungsrat erlaubte. Da die Menschen aber sind, wie sie sind, sorgte das für einen schwunghaften Handel mit den einschlägigen Gütern. Und da dort jede etwas dunklere, wirksamere Magie verboten war, war es nicht allzu schwer, an dem bedauernswerten Magier vorbeizukommen, der an der Grenze Dienst schieben musste. Für mich war das leicht verdientes Geld. Aber ein paar verbotene Amulette zu schmuggeln war eine Sache, einen Menschen heimlich über die Grenze zu bringen eine ganz andere.
    Bei Bren zuckte ein Mundwinkel. Ja, er hatte mir angesehen, was ich dachte.
    »Ich weiß, du bist ein vielbeschäftigter Mann, Dev, aber der Auftrag ist einträglich. Der Lohn ist großzügig bemessen. Sehr großzügig. Und wer kann es sich schon leisten, einen zusätzlichen Gewinn auszuschlagen?«
    Diesmal wahrte ich ein ausdrucksloses Gesicht, obwohl ich innerlich kochte. Er wusste es also. In dieser verfluchten Stadt ließ sich nichts lange geheim halten, aber ich hatte auf ein paar Tage Frist gehofft, bevor sich die Neuigkeit vom katastrophalen Ende meiner Partnerschaft mit Jylla verbreitete. Wir hatten uns gestern erst getrennt. Bren musste also eigens nach mir gefragt und sich somit bewusst gewesen sein, dass er ein zusätzliches Druckmittel brauchte, um den Auftrag an den Mann zu bringen. Und das Druckmittel hatte er auf dem Tablett serviert bekommen, verflucht noch eins. Ich brauchte Geld, und zwar dringend.
    »Gutes Argument«, sagte ich. Bren guckte wie ein Kitfuchs mit einer fetten Henne im Maul. Um mich von meiner Wut abzulenken,
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