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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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würde sie ihr Wort halten? Sie kannte Kiran seit seiner Kindheit, aber Ruslan kannte sie noch länger.
    Als sich eilige Schritte näherten, fuhr er herum. Ein finsterer Jüngling im hellen Gewand der Diener schlüpfte durch das Gartentor. Mit gesenktem Blick übergab er Kiran ein versiegeltes Päckchen. Lizavetas Sigillum lag violett leuchtend über dem Schutzsiegel.
    Kiran legte die Hand darüber. Die Kräfte stachen in seine Nerven, scharf wie Katzenkrallen, und das Siegel brach auf. Er faltete das Papier auseinander. Es enthielt eine juwelenbesetzte Silberscheibe an einer dünnen Kette und ein Briefchen in Lizavetas spitzer Handschrift.
    Das Amulett wird dich verbergen, solange du das Zaubern unterlässt. Ruslan kehrt erst morgen bei Sonnenaufgang zurück. Nutze die Zeit klug.
    Kiran stieß bebend den Atem aus. Der Diener war im Begriff sich zu entfernen. »Warte«, sagte Kiran. Gehorsam drehte sich der Jüngling um. »Richte ihr aus   …« Kiran stockte. Trauer, Reue und Dankbarkeit ballten sich in seiner Kehle zusammen. »Sag ihr: athanya solaen .« Ein Abschiedsgruß in Lizavetas Sprache, von der er nur wenige Wörter kannte. Er hatte es Ruslan einmal zu ihr sagen hören.
    Der Jüngling verbeugte sich und verschwand durch das Tor. Kiran legte den Brief auf die Handfläche und ließ Feuer entstehen. Blaue Flämmchen verzehrten das Papier und tanzten weiter in seiner hohlen Hand.
    Wie klein war doch der Zauber, der nun der letzte seines Lebens sein sollte.
    Die Flämmchen verloschen, als er die Hand schloss. Rücksichtslos unterdrückte er die Sehnsucht, die sie auslösten. Alisa hatte ihr Leben verloren. Verglichen damit war sein Verlust gering.
    ×
    Der Aranbrunnen lag still da. Das Becken war leer. Sechaveh ließ die Springbrunnen der Stadt nur an seinen bevorzugten Feiertagen plätschern; andernfalls wäre es eine empörende Verschwendung von Wasser. Der Platz lag genauso still da. Kiran bekam Angst. Wo blieb Dev? Hatte er es sich anders überlegt?
    Am anderen Ende des Wasserbeckens bewegte sich ein Schatten. Als er sich in Devs kleine, drahtige Gestalt verwandelte, seufzte Kiran erleichtert auf. Er versuchte, sich zu beruhigen. Dev durfte nicht merken, wie groß seine Angst war. Bren hatte ihm versichert, dass Dev keine Fragen stellte, doch in Brens Geschäftszimmer hatte er dann doch eine scharfe Neugier an den Tag gelegt. Wenn Dev die Wahrheit entdeckte, würde er Kiran sofort im Stich lassen. Ein unbegabter Bürger Ninavels würde keinesfalls den Zorn eines so mächtigen Magiers wie Ruslan auf sich ziehen wollen, ganz gleich wie gut er bezahlt wurde.
    Dev sprach kein Wort, als er auf Kiran zukam, sondern bedeutete ihm nur, mitzukommen. Er führte ihn durch ein Labyrinth dunkler Seitenstraßen und Gassen zu einer splitterigen Holztür. Es roch stark nach Tieren, Mist und Heu. Dev öffnete sie und schob Kiran in einen staubigen Raum voller Kisten. Eine flackernde Kerze beschien einen groben Tisch, auf dem haufenweise Lederriemen und sonderbare Metallwerkzeuge lagen.
    »Die Sache läuft folgendermaßen.« Dev schob die Kapuze in den Nacken, setzte sich auf eine Kiste und winkte Kiran neben sich. Devs grüne Augen verblüfften ihn noch genauso wie vorgestern, selbst in dem düsteren Licht. Die Farbe passte überhaupt nicht zu der nussbraunen Haut und den unfeinen dunklen Haaren, die in Ninavel so verbreitet waren.
    »Ich habe als Vorreiter beim ersten ausgehenden Handelszug angemustert. Du wirst mein Lehrling sein. Bist zwar ein bisschen zu alt dafür, aber ich werde angeben, dass deine Familie bankrott gegangen ist und ich ihr einen Gefallen schulde.« Devsah ihn forschend an. »Als Lehrling bekommst du Verpflegung, aber keinen Lohn. Und du musst arbeiten. Schwer arbeiten.«
    Kiran merkte, dass Dev Widerspruch erwartete. »Das werde ich tun.« Kiran hatte schon endlose Stunden hoch konzentriert in Ruslans sonnigem Arbeitsraum zugebracht und mit Mikail präzise Wirkmuster für Übungszauber entwickelt. Verglichen damit konnte rein körperliche Arbeit nicht so schlimm sein.
    Dev schaute skeptisch auf Kirans Hände, dann in sein Gesicht.
    »Sofern   … ich meine, sofern du mir zeigst, was ich tun muss. Ich bin nicht vertraut mit   …« Kiran blickte über die Dinge auf dem Tisch und konnte ihren Zweck nicht erraten. »Was tut ein Vorreiter eigentlich?«
    »Was weißt du über die Route zwischen Ninavel und Kost?« Dev klang, als rechnete er mit völliger Unwissenheit. Kiran richtete sich auf seiner Kiste
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