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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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die diese Art Aufregung hervorrufen, habe ich mir sagen lassen. Nicht so in Ninavel, das ganz am westlichen Rand von Arkennland liegt, sodass die Reise zur Königsstadt ein Jahr dauert. Denn Ninavel ist der Tummelplatz von Magiern jeglicher Färbung, und die gewöhnlichen Menschen lernen schnell, ihnen nicht in die Quere zu kommen.
    Als Sechaveh zum ersten Mal ins Malerische Tal kam und mit dem Bau von Ninavel begann, hielten ihn die Leute für irre. Nur ein Hohlkopf gründet mitten in der Wüste eine Stadt, höhnten sie. Doch der verschlagene Sechaveh sandte Boten zu allen Magiern, die sich finden ließen, und versprach, wenn sie in seine Stadt kämen und Wasser herbeizauberten, dann dürften sie ihre Magie, wie dunkel sie auch sei, ungehindert betreiben. Sie blieben von Gesetzen, Verordnungen und Steuern verschont, sofern sie sich am Wasserdienst beteiligten. Das Versprechen zog Magier an wie Pfirsichblütennektar die Ameisen, besonders solche, denen Magie anderswo verboten war. Natürlich ist magische Begabung selten, starke magische Begabung noch seltener, und selbst in Ninavel sieht man meistens nur mittelmäßige Zauberer, die kaum mehr als ein anständiges Amulett hinbekommen. Doch ein Amulett kann das Blut eines Menschen zum Kochen bringen oder sein Gehirn aufweichen, weshalb auch die mittelmäßigen Magier einen schrecklichen Feind darstellen, wenn man sie verärgert hat.
    Nach dem angstvollen Schweigen der Leute zu urteilen, war der sich nähernde Magier mehr als Mittelmaß. Ich reckte den Hals, um an ein paar Kaufleuten vorbeizuspähen und die Sigilla an seiner Kleidung erkennen zu können. Gelegentlich hatte ich auf dem seidenen Hemd eines Mannes die goldenen, windungsreichen Zeichen der Sandmagier gesehen, und einmal sogar   – aber nur von Weitem   – eine Frau mit den unheimlichen, bleichen Spiralen der Knochenmagier am Kleid. Mächtigere waren mir bislang noch nicht begegnet.
    Die Kaufleute starrten mit offenem Mund und wichen noch weiter zurück. Ich selbst holte erschrocken Luft, als ich die gezackten schwarz-roten Sigilla ausmachte.
    Ein Blutmagier! Bei den Göttern, ich hätte nicht geglaubt, mal einen leibhaftig vor mir zu sehen. Aber mir waren schon viele haarsträubende Geschichten zu Ohren gekommen. Wie jeder weiß, müssen Magier die Kräfte für ihre Zauber irgendwie beschwören, aber die meisten finden dafür Mittel und Wege, bei denen man nicht aschfahl wird, wenn man sie nur hört. Blutmagier dagegen   … sie sind selten wie Nebel in der Wüste, doch es heißt, ihre Magie sei so wirksam, weil sie mit Schmerzen und Tod gespeist wird. Und je blutiger und scheußlicher und je langsamer der Tod, desto wirksamer.
    Ich drückte mich mit den verängstigten Kaufleuten an die Hauswand, konnte aber nicht widerstehen und wagte einenBlick. Wegen der Geschichten meint man immer, ein Blutmagier sähe entstellt und böse aus, aber dieser sah aus wie ein gewöhnlicher Mensch. Er war groß und breitschultrig und hatte dichte, wellige kastanienbraune Haare, die ihm nach Art der Noblen bis über die Schultern reichten. Dazu war er arrogant wie nur was. Es war die Art Arroganz, die gewöhnliche Nobelleute immer so angestrengt imitieren. Wie wäre es wohl zu wissen, dass man tun kann, was man möchte? Alles, was man sich nur denken kann?
    Ich wagte also einen raschen Blick und hätte mir fast in die Hosen geschissen, denn er sah mir direkt in die Augen. Mit seinem kalten starren Blick spießte er mich auf wie der Angler einen Wurm und ließ mich zappeln. Schließlich lächelte er amüsiert   – und so boshaft, dass mir der Magen durchsackte   – und schritt weiter.
    Mit starkem Herzklopfen sank ich gegen die Hauswand und gelobte, beim nächsten Khalmet-Tempel ein Opfer zu bringen, und zwar ein großes, denn zweifellos hatte ich es dem Glücksgott zu verdanken, dass ich verschont wurde, nachdem ich so dämlich gewesen war, die Aufmerksamkeit eines Blutmagiers auf mich zu ziehen. Der hatte sich wahrscheinlich auf die Straßen begeben, um frische Opfer für seine Zauberei zu finden. Wenn ich mir deren Schicksal ausmalte, bekam ich eine Gänsehaut.
    Ich riss mich zusammen. Ehe ich die Reise nach Kost vorbereitete, hatte ich einen Besuch zu machen. Ich bog in die nächste Gasse ein und lief bis zum anderen Ende, wo der Mörtel zwischen den großen Steinquadern herausgebröckelt war. Dort konnte ich mühelos die hundert Fuß zum Dach hinaufklettern, indem ich die Finger und Schuhspitzen in die Lücken
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