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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran
Autoren: Vanessa Giese
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musst dafür nur in Leggins und Bolero zocken.»
    «Bin auch dabei», sagt Alina. «Vier Euro für Rosi, wenn sie in Pink trainiert.»
    «Zwanzig Euro», sagt Schnecke. «Für eineinhalb Stunden.»
    Die Gegnerinnen beginnen, sich warmzulaufen. Für sie geht es hier und heute gegen den Abstieg. Gewinnen sie, bleiben sie in der Liga, verlieren sie, steigen sie ab – sie haben nur einen Punkt Abstand zum Drittletzten. Die gleiche Situation wie für uns, nur in die andere Richtung. Es wird nicht leicht werden heute, wahrlich nicht.
    Iosif klatscht in die Hände. «In die Kabine, Mädels.»
    Die Halle wird voll sein. Die Männer haben vor uns gespielt, haben gewonnen. Sie werden hierbleiben, werden die Tribüne besetzen und uns anfeuern. Thorsten kommt ebenfalls, das lässt er sich nicht nehmen: Seine Schwester und seine Freundin im Aufstiegskampf, gleichzeitig – emotionaler geht’s kaum. Auch meine Mutter wird heute hier sein, ich habe sie eingeladen. Es ist eine gute Gelegenheit, ihr nach dem Spiel Thorsten vorzustellen: entspannte Atmosphäre, freudvolle Grundstimmung – das ist allemal besser als ein offizielles Kennenlernkaffeetrinken in Frack und Fliege.
    «Zuhören!», sagt Iosif in der Kabine. «Ab jetzt: Konzentration. Wenn ihr denkt, ihr habt schon gewonnen: Pustekuchen. Das hier wird ein hässliches Spiel. Es wird hart, es wird weh tun, wir können alles verlieren. Den Aufstieg, unsere Ehre, alles. Alle hier in der Halle wissen, worum es heute geht. Auch der Gegner. Für den Gegner geht es auch um alles. Mehr muss ich nicht sagen.»
    Er nennt noch die Anfangsformation, dann gehen wir wieder hinaus. Beim Warmlaufen scherzt Lucy weiter über «Pink or Pony». Wir laufen unsere Bahnen, dehnen uns, werfen Alina warm. Dann ein paar Positionswürfe, Tempogegenstöße. Danach sitzen wir noch mal in der Kabine.
    «Das war scheiße», sagt Iosif. «Wo ist eure Konzentration? Ihr macht Witze! Lasst das! Sprüche könnt ihr nach dem Spiel machen, könnt ihr die ganze nächste Woche machen. Aber nicht jetzt!»
    Er geht demonstrativ in der Kabine auf und ab. Wir blicken auf unsere Füße. Jede hat alles getan. Lucy hat ihre Schnürsenkel noch einmal festgezogen. Rosi war auf dem Klo. Schnecke hat ihre Socken herunter- und wieder hochgerollt. Katrin hat zehn Liegestütze gemacht. Ich trage meine Glückshaarspange, Alina trägt ihren Glücks- BH . Jede hat ihr Ritual.
    «Denkt daran, was ich beim Training gesagt habe. Wir haben uns die Videos des Gegners angesehen. Die Halblinke zieht immer zur Mitte. Nessy, Rosi, dann müsst ihr zusammenstehen. Lasst den Kreis laufen, der Gegner spielt wenig über den Kreis. Lucy, Achtung bei der Außen. Die ist in der ersten Welle schnell vorne, da musst du mitlaufen. Und dann hinten bleiben und breit stehen, sonst macht sie eine Täuschung und ist weg. Auf geht’s, Mädels! Machen wir es wie der BVB ! Werden wir Meister!»
    «Ja!!», ruft Schnecke und klatscht in die Hände. «Los! Auf geht’s!»
    Als wir aus der Kabine kommen, ist Thorsten da. Neben ihm sitzt Mareike. Thorsten hat ihr vor zwei Wochen gesagt, dass es mich gibt, nicht nur als Arbeitskollegin, sondern auch anders. Mareike hat es schulterzuckend zur Kenntnis genommen, hat gesagt, damit sei ja zu rechnen gewesen, das habe sie sich gleich gedacht, er solle ihr so was demnächst bitte schön eher mitteilen, sie fühle sich verarscht.
    Hinter den beiden, ohne zu wissen, wem sie auf den Rücken schaut, meine Mutter. Auch Melanie ist gekommen. Die Herrenmannschaft hat sich um einen Kasten Bier drapiert.
    Anpfiff. Wir sind nervös. Rosi nimmt sich direkt einen Wurf, ohne Vorbereitung, und ballert der Torfrau gegen das Knie. Die ballt die Hand zur Faust, gibt einen langen Pass auf die Rechtsaußen. Es schlägt bei Alina ein: 0 : 1 .
    Iosif tobt an der Seitenlinie. «Lucy! Was habe ich gesagt?!»
    Rosi sagt einen Spielzug an, Wechsel mit der Rechtsaußen, Spielverlagerung auf links, dann wieder ein schneller Pass zurück, Lisa wirft sich in die Abwehr – und knallt den Ball gegen den Pfosten. Der Gegner nimmt ihn auf. Wieder ein langer Pass nach vorne, 0 : 2 .
    Wir kommen nicht ins Spiel. Zwar trifft Kinga, dann hole ich einen Siebenmeter raus – aber Rosi verwirft. Der Gegner: souverän. Nach zehn Minuten hat er sich warmgespielt. Wir bemühen uns weiter um unsere Linie, stümpern uns von Tor zu Tor. Halbzeitstand: 12 : 12 .
    «Unentschieden», sagt Iosif in der Kabine. Wir sitzen gebeugt auf den Bänken. «Im Moment reicht
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