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Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Titel: Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin
Autoren: Heyne
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Schluss notieren Sie noch die Umgebung, in unserem ersten geschilderten Traum wäre das beispielsweise der Bahnsteig.
    Und nun können Sie anfangen.
    Beginnen Sie mit dem »Ich« und überlegen Sie, wie Sie sich im Traum gefühlt haben. Gehen Sie dann zur nächsten Person im Traum, und versetzen Sie sich in diese. Schreiben Sie: Ich bin der/die Soundso . Erzählen Sie nicht noch einmal den Traum aus der betreffenden Perspektive – das bringt nichts. Beschränken Sie sich auf das Erleben und die Gedanken der einzelnen Traumteile. Kurz und knackig, keine Romane. Wie erlebt Soundso die Sache? Wie fühlt er/sie sich?
    Das mag schwierig sein, wenn es um Soundsos geht, mit denen man im richtigen Leben zu tun hat, die man vielleicht nicht mag oder sogar furchterregend findet. Und manchem mag es erst einmal schwerfallen, sich in einen Zombie hineinzuversetzen. Gerade das sind allerdings die Stellen, wo Träume die größten Überraschungen parat haben und wo man hinterher bisweilen sogar über die Einfälle des »Traumregisseurs« schallend lachen kann.
    Gehen Sie also jeden Teil durch, und versuchen Sie, sich in ihn hineinzuversetzen. Je besser Ihnen das gelingt, desto spannender das Ergebnis. Auch wenn Sie Multitasking-fähig sind, konzentrieren Sie sich lediglich darauf. Mit einem anderen Hirnteilchen parallel zu überlegen, ob schon etwas bei der Sache herausgekommen ist oder was das alles wohl bedeuten mag, was Sie gerade aufgeschrieben haben, ist nicht zielführend. So denkt das Über-Ich. Und wenn das Unbewusste merkt, dass Sie das Über-Ich dabeihaben, wird es nicht besonders kooperativ sein. Aber das wissen Sie ja schon.
    Erst wenn Sie mit Ihrer Liste zu Ende gekommen sind, lesen Sie sich durch, was Sie aufgeschrieben haben. Überlegen Sie, ob das, was die einzelnen Traumteile »gesagt« haben, auf Sie zutreffen könnte.
    Witzigerweise – wahrscheinlich hat das wieder mit dem Zensor zu tun – wird es bei der Traumarbeit umso spannender, je weiter man in der Liste fortschreitet. Die Dinge, die am Anfang herauskommen, sind meist noch ziemlich bewusstseinsnah. Aber gerade bei den Gegenständen oder bei dem, womit man sich spontan nicht gleich identifiziert – oder identifizieren will –, wird es richtig spannend.
    Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie nicht gleich die superneuen Erkenntnisse über sich gewinnen konnten. Es ist nicht einfach, im Wachzustand das Über-Ich auf die Seite zu schieben und sich ganz und gar den Fantasien zu überlassen, die aus dem Unbewussten kommen.
    Versuchen Sie es ein anderes Mal wieder, mit einem anderen Traum.
    Also: Träumen Sie schön!
    Wir sind am Ende angelangt.
    Sie wissen jetzt, welchen ersten Satz Psychotherapeuten in ihrer Freizeit absolut nicht hören wollen.
    Sie wissen, ob Sie normal sind.
    Sie wissen, was ein Psychotherapeut ist, wie man ihn findet und was er im Angebot hat.
    Hey, Sie können sogar Ihre Träume selbst entschlüsseln!
    Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie nun etwas netter über meine Berufskollegen denken würden, damit Sie sich, wenn das einmal erforderlich sein sollte, nicht gar zu lange quälen, bis Sie Hilfe in Anspruch nehmen.
    Und vor allem würde ich mich freuen, wenn es Ihnen gelingt, noch ein wenig freundlicher über sich selbst zu denken. Wenn Sie ein bisschen weniger von dem, was Ihnen Tag für Tag durch den Kopf und durchs Gefühl geht, als unwichtig ansehen.
    Seien Sie neugierig auf sich.
    Ach ja, und bevor Sie »Sushi-Häkeln« googeln: Da habe ich mir ein wenig künstlerische Freiheit erlaubt. Gehäkeltes Sushi gibt es nur im Museum. Aber eine Anleitung für gehäkeltes Gemüse habe ich tatsächlich einmal gesehen. Vor allem der Blumenkohl sah sehr nett aus.

Dank
    Ich möchte mich bei all den Menschen bedanken, die den Entstehungsprozess dieses Buches mit ihrem fachkundigen Rat als Psychotherapeuten oder Psychiater, als Autorenkollegen oder Probeleser begleitet haben: bei Anne Dietrich, Viola Dioszeghy-Krauß, Dr. Tomke van den Hooven, Juliane Korelski, Angelika Kremer, Christoph Lode, Sandra Lode, Dr. Andreas Timm, Eva Völler und Sabine Wassermann.
    Mein Dank gilt den Teams der Literarischen Agentur AVA und des Heyne Verlags, die sich von meiner Begeisterung für dieses Projekt anstecken ließen, und deren vorbehaltlose Unterstützung die Arbeit daran zu einem Vergnügen gemacht hat.
    Vor allem aber gilt mein Dank meinen Patienten. Was sie mich gelehrt haben, ist die Essenz dieses Buches.
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