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Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Titel: Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin
Autoren: Heyne
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»Ich bin« oder »Da ist«.
    Falls Ihnen dabei Dinge einfallen, von denen Sie glauben, dass sie jetzt erst dazukommen und im Traum gar nicht vorhanden waren – kein Problem. Es ist völlig gleichgültig, ob die Sachen jetzt erst auftauchen oder bereits in der Nacht schon da waren – Sie haben das Unbewusste angezapft, so oder so. Schreiben Sie alles auf. Die eigentliche Traumarbeit können Sie auch noch später am Tag machen. Aber nun kann der Traum wenigstens nicht mehr abhauen.
    Am besten funktioniert Traumarbeit, wenn man sie gemeinsam mit einem Therapeuten seines Vertrauens macht. Man kann dann auch die Augen schließen und gerät unter Umständen in einen leicht tranceartigen Zustand. Das ist nichts, wovor man sich fürchten müsste. Jeder von uns erlebt im Alltag tranceartige Zustände. Wenn Sie mit dem Auto Tag für Tag die gleiche Strecke fahren und einmal so in Gedanken sind, dass Sie gar nicht mehr wissen, wie Sie ans Ziel gekommen sind, waren Sie zum Beispiel schon in einem recht tiefen Trancezustand.
    Beim Träume-selber-Entschlüsseln geht das natürlich nicht. Die wenigsten von uns können mit geschlossenen Augen einigermaßen leserlich schreiben.
    Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind. Traumarbeit funktioniert nicht, wenn im Hintergrund der Partner telefoniert oder fernsieht oder die Kinder herumtoben. Die Sache wird am besten klappen, wenn es Ihnen gelingt, sich in einen ähnlichen Zustand zu versetzen wie den, den ich bei der Kurzentspannung beschrieben habe.
    Und sie wird umso besser funktionieren, je mehr Sie dabei den Kopf ausschalten können, sprich: den Herrn Über-Ich. Sobald der anfängt, dazwischenzuquatschen mit Kommentaren wie: »Na, ob das was wird?«, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Unbewusste sich zurückzieht und seine Geheimnisse vorsichtshalber in den Tresor zurückstellt.
    Versuchen Sie am besten, sich vorzustellen, Sie seien noch einmal im Traumland, in dem alles möglich ist und in dem das, was wir für die Gesetze der Logik halten, keine Rolle spielt.
    Falls Sie mehrere Träume aufgeschrieben haben, suchen Sie sich einen heraus.
    Wenn es sich um einen längeren Traum handelt, unterteilen Sie ihn in Abschnitte. Solche Unterteilungen empfehlen sich immer an Stellen, wo man das Gefühl hat: Und dann war ich … oder Und plötzlich war ich …, also in der Regel bei Ortswechseln, selbst wenn man im Traum nur von einem Zimmer in ein anderes gegangen ist.
    Suchen Sie sich einen dieser Traumteile heraus, und machen Sie sich eine Liste, auf der Sie alles notieren, was in Ihrem Traum vorkommt. Schreiben Sie also zunächst auf:
    Ich
    Egal, ob Sie in Ihrem Traum handelnder Mitspieler sind oder lediglich stummer Beobachter, dies ist stets das Erste auf Ihrer Liste. Schreiben Sie dann die Personen auf, die in Ihrem Traum vorkommen, also beispielsweise
    Hans
    Eine fremde alte Frau
    Lassen Sie darunter jeweils viel Platz, damit Sie nachher nicht mühsam eng geschriebenes Gekritzel entziffern müssen. (Es sei denn, Sie machen das Ganze am PC.)
    Darunter kommen Tiere, falls welche aufgetaucht sind. Hierbei gilt: Suchen Sie sich bei allem, was mehrfach vorkommt, ein Exemplar heraus. Es ist schwierig genug, sich in etwas hineinzuversetzen. Aber sich gleichzeitig in mehrere Etwasse hineinzuversetzen, ist praktisch unmöglich.
    Wenn also in Ihrem Traum ein Rudel Wölfe im Supermarkt herumstreunt, schreiben Sie einen Wolf auf die Liste. Es sei denn, die Wölfe unterscheiden sich in ihrem Verhalten stark voneinander, dann kommen unter Umständen »Der kleine Wolf« und »Der Wolf mit den großen Ohren« auf die Liste.
    Zum Schluss sollten nicht mehr als höchstens fünf Punkte auf Ihrer Liste stehen. Sollten es mehr sein, gehen Sie den Traum noch einmal durch und überlegen Sie, ob es nicht möglich ist, ihn weiter zu unterteilen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit mit zu vielen Traumteilen dazu führt, dass das Ganze eher verwässert wird.
    Und wir sind noch nicht am Ende. Auf Ihre Liste kommen noch Gegenstände, die im Traum eine Rolle gespielt haben (bei mehreren der gleichen Art wie gesagt einer). Hierzu zählen – auch das kommt in Träumen vor – auch Leichen. Manche Albträume kommen nun mal nicht ohne sie aus. Bei einem Toten, dem der Kopf abgehackt wurde, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als Rumpf und Kopf getrennt zu vermerken. Ja, tut mir leid, aber darüber müssen wir sprechen. Nicht dass Sie nachher dastehen und nicht wissen, wohin damit.
    Ganz zum
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