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Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Titel: Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin
Autoren: Heyne
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Traumarbeit betreiben, ohne sich daran zu freuen, wie viel Humor der Traumregisseur immer wieder beim Dreh unserer nächtlichen Filmchen beweist.
    In diesem Fall lässt es die Therapeutin bei dieser Kurzform der Traumarbeit bewenden. Ansonsten hätte sie die Patientin noch bitten können, sich in eines der niedergewalzten Häuser oder einen der umgeknickten Bäume zu versetzen. Vermutlich hätte sie die Antwort bekommen: »Ich bin einfach nur platt«, was lediglich ein anderer Aspekt der gleichen Situation gewesen wäre.
    Wollen Sie selbst einmal versuchen, sich einen ihrer Träume vorzuknöpfen?
    Haben Sie Lust dazu?
    Also, los geht’s.
    Alle meine Puzzleteilchen – Traumarbeit im Eigenbau
    Ach so, für Sie ist dieser ganze Teil mit der Träumerei uninteressant? Weil Sie sowieso nie träumen? Dann sollten Sie sich unbedingt der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen. Wahrscheinlich wird sich dabei herausstellen, dass Ihre Vorfahren Außerirdische waren, denn Menschen träumen. Alle Menschen. Jede Nacht. Mehrmals.
    Vielleicht sind Sie aber auch nur weit über hundert Jahre alt. Der Anteil der Traumphasen nimmt nämlich mit dem Lebensalter ab. Abgesehen davon unterscheiden wir uns jedoch nicht wesentlich darin, wie häufig wir träumen. Üblich sind vier bis sechs Traumphasen pro Nacht. Der Unterschied liegt lediglich darin, wie gut Menschen sich an ihre Träume erinnern können. Frauen erinnern sich besser als Männer, Jüngere besser als Ältere.
    Träumen ist so wichtig wie Schlafen, für unsere Gesundheit und unser psychisches Wohlbefinden. Wir können eine Zeit lang mit weniger Schlaf auskommen, aber wir halten es nicht lange ohne Träume aus. Das künstliche Unterdrücken von Träumen führte in Experimenten schnell zu schweren psychischen Beeinträchtigungen wie beispielsweise Wahnvorstellungen.
    Selbst Leute, die nicht glauben, dass unsere Träume deutbar sind oder uns überhaupt etwas zu sagen haben, glauben zumindest daran, dass sie notwendig sind, und sei es nur als eine Art seelischer Müllabfuhr.
    Auch wenn Sie sich nie an Ihre Träume erinnern können – vielleicht wollen Sie trotzdem versuchen, einmal einen Traum zu fangen?
    Erster Schritt:Sie wachen auf. Möglichst von allein. Das brutale Klingeln des Weckers führt dazu, dass Träume in Sekundenbruchteilen die Flucht ergreifen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Oft würde man ihnen ja tatsächlich lieber folgen, als fröstelnd aufzustehen, mit nackten Füßen in die Pantoffeln zu schlüpfen und festzustellen, dass die Katze sich irgendwann in der Nacht genau dorthinein erbrochen hat.
    Nehmen wir also besser einen Tag, an dem Sie von allein aufgewacht sind. Möglicherweise haben Sie das Gefühl, eben noch ein Traumrestchen durch die Tür entwischen zu sehen. Am besten bleiben Sie in der Position liegen, in der Sie aufgewacht sind, bewegen sich nicht und machen kein Licht. Sie merken schon, manchmal sind die Träume recht scheue Tierchen. Wenn sie merken, dass man sich für sie interessiert, werden sie allerdings mit der Zeit zutraulicher.
    Versuchen Sie, sich an den Traum zu erinnern, selbst wenn Sie nur noch ein schwaches Bild oder auch nur einen Gefühlsrest davon haben. Vielleicht müssen Sie nach ein, zwei Minuten aufgeben. Selten blitzt ein Traum mitten am Tag noch einmal auf, allenfalls dann, wenn etwas zufällig eine Erinnerung daran ausgelöst hat. Wenn Sie sich generell nur schwer an Träume erinnern können: Vielleicht gibt es Zeiten, zu denen es besser geht, zum Beispiel im Urlaub.
    Voraussetzung für die Arbeit mit dem Traum ist jedoch stets, dass er möglichst frisch ist. Schließlich geht es um eine Bestandsaufnahme dessen, was zurzeit gerade in Ihnen vor sich geht. Was ein Traum bedeutet, den Sie vor dreißig Jahren immer wieder gehabt haben, werden Sie wahrscheinlich nicht mehr herausbekommen.
    Wenn es Ihnen jedoch einmal gelungen ist, eines dieser scheuen Traumtierchen einzufangen, erzählen Sie sich den Traum noch einmal in Ihrem Kopf. Es muss kein Riesentraum sein, im Gegenteil. Wenn ich Traumarbeit mit meinen Patienten mache, picke ich mir auch immer nur einen kleinen Teil davon heraus. Oder ich bitte sie, einen kurzen Traumausschnitt auszuwählen.
    Und nun, wenn Sie wollen, können Sie sich an die Arbeit machen. Schreiben Sie den Traum auf. Das sollten Sie möglichst bald tun und möglichst ausführlich. So, als ob Sie ihn jetzt gerade träumen, also in der Gegenwartsform.
    Nicht »Ich war« oder »Da war«, sondern
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