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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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haben daran offenbar kein Interesse.«
    »Ich bin es aber leid.«
    Thrax schwieg. Diese Seite von Skepz kam in letzter Zeit immer öfter zum Vorschein. Es war eine Art von fatalistischer Ermüdung, die viele, selbst die Besten, nach all den Jahren des Kampfes überkam. Skepz schien dagegen in der Vergangenheit eher gefeit zu sein. Thrax zeigte es nicht, aber er begann, sich um sie Sorgen zu machen. Er war auf seine Stellvertreterin und ihre geistige Gesundheit und Selbstdisziplin mehr angewiesen, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte.
    Entweder war sie mindestens so urlaubsreif wie er oder die allgemeine Anstrengung hatte eine Stufe erreicht, die schlicht ihre Kräfte überforderte – und dann würde auch der anstehende Urlaub das Unausweichliche nur aufschieben. Wenn der Burnout drohte, dann war die Konsequenz eine Versetzung in den Verwaltungsdienst, ein Ort, an dem Skepz sicher ganz hervorragende Arbeit leisten würde.
    Aber was sollte er nur ohne sie anstellen?
    Thrax wollte gar nicht daran denken.
    Er zwang seine Konzentration auf den Rest des Kaffees, den er mit großer Mühe runterbrachte. Dann warf er den Becher in den Abfallschacht und wusste, dass die Verzögerungstaktik nicht weiterhelfen würde: Seine Schicht war vorbei.
    »Ich übergebe das Kommando.«
    »Leg dich hin, Commander.«
    Thrax lächelte schief, erhob sich aus seinem Sessel und drückte sich an Skepz vorbei. Die Brücke war eng. In Kampfeinsätzen saßen hier fünf Offiziere, außer ihm und Carlisle noch Skepz als Erste Offizierin, der Waffenoffizier Lt. Lachweyler und der Zweite Ingenieur Lt. Thaddeusz. Weitere fünf Besatzungsmitglieder waren auf der Interceptor verteilt: Der Erste Ingenieur saß zusammen mit einem Techniker im noch engeren Maschinenraum, die Bordärztin hockte in dem, was auf der Interceptor als Krankenstation durchging, und zwei weitere Mannschaftsdienstgrade saßen in den Waffenkuppeln des Kreuzers, um nötigenfalls die Offensivfähigkeiten des Schiffes auch ohne zentrale Steuerung auslösen zu können. Eine kleine Besatzung auf einem Raumfahrzeug, das ursprünglich für eine Normbemannung von 32 Personen gebaut worden war. Doch es gab kein qualifiziertes Personal mehr. Niemand wollte zur Flotte und dort sterben, denn niemand sah darin noch einen Sinn. Zwangsrekrutierungen hatten sich als sinnlos erwiesen, da die Einsatzbereitschaft der gepressten Soldaten gegen null ging. Also arbeitete die Flotte mit einer stetig dünner werdenden Personaldecke, immer älteren Schiffen und immer mehr handgebastelter Automatisierung, die nicht einmal mehr jene durchschauten, die sie installiert hatten. Würden nicht fortlaufend hochwertigere KIs entwickelt, die Verteidigungslinie gegen die Hondh wäre bereits vor fünfzig Jahren zusammengebrochen.
    Thrax war ein Relikt, das wusste er wohl. Und als er sich durch die engen Gänge der Interceptor auf seine Kajüte zuquälte, fühlte er sich auch so. Es gab kaum einen Teil seines Körpers, der nicht irgendeine Art von Schmerz ausstrahlte. Thrax hielt die Responsivität der Medsuite in seinem Nacken so gering wie möglich, da er ein großes Interesse daran hatte, auch zu fühlen, dass er noch lebte. Der Schmerz war auszuhalten, und während des nahenden Urlaubs würde er eine vierwöchige Kur bekommen, davon drei Tage in einem Bad aus Heilgel im Nährschlaf. Das war teuer, aber nicht so teuer wie die Suche nach einem geeigneten Ersatz für einen erfahrenen Führungsoffizier wie ihn.
    Er dachte an Carlisle. Vor sieben Jahren hatte der Navigator nach dem Ausbrennen seines Vorgängers das Schiff betreten, damals ein schmächtiger Bursche, frisch von der Akademie. Anfangs hatte er sich noch im Schiff bewegt, war auf Landgang gegangen, hatte sogar was mit einer Dockarbeiterin angefangen. Doch je mehr er sich in den für normale Menschen unverständlichen Tiefen des Menger-Raums und dessen ganz eigener Ausstrahlung verfing, desto längere Zeit brachte er in seinem Sessel zu, bis er ihn irgendwann nicht mehr verlassen hatte. So erging es allen Navigatoren mit der Zeit. Sie glaubten, Gott in den Wurmlöchern zu erblicken, sowohl in den natürlichen als auch in den durch die Generatoren erzeugten. Thrax hoffte, dass Carlisle damit recht hatte. Es wäre ein nur gerechter Ausgleich für das kurze, erbarmungswürdige Leben, das diese Menschen führten.
    Er erreichte seine Kabine, ein winziges Kubikel von drei mal drei Metern. Eine aufklappbare Liege, ein aufklappbarer Tisch, ein aufklappbarer
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