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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Zumindest vermutete er das.
    Mal sehen.
    »Wir haben einen Abfangplan vom Commodore bekommen«, meldete sich nun Carlisle. Er mochte Raumkämpfe nicht, sie hielten ihn davon ab, sich verträumt in der Wurmlocharithmetik oder über die Sensoren der Dimensionsspürer in den Farbspielen und der für Außenstehenden unerklärlichen Ästhetik des überdimensionalen Raumes zu verlieren. Das machte ihn zu einem hervorragenden Kampfpiloten, denn alles in ihm brannte nur noch darauf, endlich wieder in Ruhe seinen Geist dorthin zu schicken, wo er Gott vermutete. Dazu musste er überleben und das Schiff intakt bleiben – beides Parameter, mit denen auch Thrax gut leben konnte. Carlisle war kein eifriger Kämpfer, er war ein gehetztes Opfer seiner sensorischen Süchte, und das machte ihn erbarmungslos und effektiv seinen Feinden gegenüber, die ihn von diesem Genuss abhielten.
    Thrax rief den Angriffsplan auf und war nicht überrascht über das, was er vorfand. Ein klassisches Abfangschema, mit dem das Geschwader auf die Einsatzgruppe zufliegen und diese so lange wie möglich in verzögernde Kämpfe verwickeln würde. Jederzeit lästig genug, um gefährlich zu sein, aber niemals so nahe dran, dass man sie sofort vernichten konnte. Natürlich war Letzteres dann auch nur eine Frage der Zeit, aber genau um Zeit ging es hier ja.
    »Die letzten Frachter beschleunigen auf Fluchtkurs«, murmelte Skepz und sah auf, als Lachweyler und Thaddeusz die Brücke betraten, fast hereinschlenderten. Thrax tadelte sie nicht. Für beide gab es erst etwas zu tun, wenn die Fetzen flogen, und bis dahin war es noch eine Weile.
    Der Waffenoffizier setzte sich und begann den Systemcheck. Die Interceptor steckte bis zur Halskrause voller Raketen, die meisten davon mittlerer Reichweite. Zur Nahverteidigung hatte sie siebzehn Lasercluster sowie einen Energiefeldgenerator aufzubieten. Offensiv aber kämpften die Schiffe ihres Typs fast nur mit Projektilen. Dazu gehörten auch die beiden Railguns, große Massenbeschleunigungskanonen, die handgroße Stahlflechettes verschossen, viele und schnell. Kinetische Energie wirkte auch auf Hondh-Schiffe, durchschlug Schutzschirme und richtete üblen Schaden an. Hier aber war der Munitionsvorrat das größte Problem. Die Flechettes waren leicht herzustellen, doch die Magazine fassten nur genug für ein Dauerfeuer von maximal zehn Minuten.
    Thrax verschoss lieber Raketen. Es war verlässlicher, planbarer. Die Railguns blieben meistens stumm, sehr zum Verdruss von Lachweyler, der sich bei aller stoischer Geisteshaltung für einen tollen Schützen hielt – als ob die meiste Arbeit nicht ohnehin von der KI erledigt wurde.
    Thrax hatte das Gefühl, dass er diesmal Lachweyler seinen Willen lassen würde, ganz am Ende, wenn sie tatsächlich so lange durchgehalten hatten, dass es sich noch lohnte.
    »Waffensysteme einsatzbereit«, meldete der junge Mann schließlich.
    »Wir slaven uns an den Commodore. Kein eigenständiger Einsatz bis zum Befehl«, gab Thrax die Anordnung, die Lachweyler überhaupt nicht schätzte. War die Interceptor ein Sklave des Leitschiffes, wurden Waffen koordiniert von der KI des Commodores ausgelöst und Lachweyler war nur ein Zuschauer. Irgendwann im Verlauf eines Kampfes lösten sich auch rigide eingehaltene Formationen auf und dann durfte der Waffenoffizier zeigen, was er konnte. Oft genug aber verlief eine Schlacht so, dass er die ganze Zeit über untätig herumsaß und nur Meldungen fabrizieren durfte.
    Erneut hatte Thrax die Ahnung, dass Lachweyler diesmal auf seine Kosten kommen würde, zumindest solange er zu diesem Genuss noch bewusst in der Lage war.
    Ah, Zynismus.
    Thrax lächelte.
    Der treue Begleiter.
    »Wir haben einen Vektor und Beschleunigungswerte!«, meldete Carlisle und unvermittelt wurde das Vibrieren der schlecht aufeinander abgestimmten Maschinen der Interceptor zu einem durchdringenden Zittern. Der Navigator musste nicht auf einen Startbefehl warten, denn sobald die Daten vom Leitschiff kamen, war Ausführung befohlen. Andere Kommandanten bestanden darauf, den Schein zu wahren, und hielten ihre Navigatoren an, erst dann aufs Gas zu drücken, wenn sie es auch sagten, doch Thrax war über dieses Stadium der Selbstdarstellung schon lange hinaus.
    Er grunzte etwas, zupfte seine Gurte fest und starrte auf die beiden Monitore. War Lachweyler ein Passagier, so war Thrax jetzt auch nicht viel mehr, solange der Commodore sie an der Leine hatte. Immerhin, die siebzehn Punkte der Frachter
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