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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt
Autoren: Nancy Kress
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kann sie ein Loch in die Außenhülle
schneiden.« Gail hob das Handgelenk und aktivierte ihr
Sprechgerät.
    »Nein, warte doch…«, setzte Jake an, und eine
weitere Stimme hinter ihnen fügte hinzu: »Ja, Gail, warten
Sie noch. Bitte.«
    Jake wirbelte in dem engen Gang herum. William Shipley stand dort.
Sein massiger Körper wirkte zwischen den grauen
Seitenwänden wie eingeklemmt. Sein Gesichtsausdruck wirkte
eindringlich.
    Gail sagte schroff: »Sie sind nicht befugt, sich in diesem
Bereich des Schiffes aufzuhalten, Dr. Shipley. Kehren Sie sofort in
die Messe zurück.«
    »Lassen Sie mich einfach nur mit ihr reden, Gail. Ich
würde Sie nicht darum bitten, würde ich nicht daran
glauben, etwas bewirken zu können.«
    »Glauben Sie, ja?«, sagte Gail. »Ich glaube,
dass Hauptmann Scherer etwas bewirken kann. Brücke…
Hauptmann Scherer, wir haben einen Zwischenfall an der
Frachtschleuse. Kategorie eins. Lucy Lasky hat sich eingeschlossen
und…«
    Jake hörte nicht mehr hin. Irgendetwas in Shipleys Blick
hielt ihn gefangen. Der Mann war ein religiöser Fanatiker, aber
mehr als einmal hatte Jake beobachtet, wie er sich leise und
anscheinend eindringlich mit Lucy unterhalten hatte. Niemand sonst
war ihr so nahe gekommen.
    Gail zwängte sich an Shipley vorbei und sprach immer noch in
ihr Sprechgerät. Sie lief zurück, den Korridor entlang.
Vermutlich wollte sie Scherer auf halbem Weg entgegenkommen.
    »Bitte, Jake«, sagte Shipley.
    Jake wandte sich dem immer noch eingeschalteten Bildschirm zu.
»Gesprächsmodus.«
    »Netzhautscan, bitte.«
    Jake zwang sich dazu, in den Scanner zu blicken. Übelkeit
stieg ihm in der Kehle hoch, und er kämpfte dagegen an. Gott,
nach so langer Zeit noch…
    »Jacob Sean Holman, Vorstandsvorsitzender, Mira
Corporation«, identifizierte ihn der Scanner.
    »Gesprächsmodus, verdammt noch mal!«, fuhr Jake
dazwischen.
    Shipley schob ihn beiseite. »Lucy? Hier ist Dr.
Shipley.« Seine Stimme hatte den drängenden Tonfall
verloren, sie klang nun ruhig und herzlich.
    Lucys Abbild auf dem Schirm erstarrte. Dann sprang sie rasch zu
dem Hochleistungs-Laserschneider und rief: »Gehen Sie fort,
Doktor. Bitte. Ich möchte nicht, dass sie Ihnen etwas
antun.«
    »Wer, Lucy? Wer will mir etwas antun?«
    »Sie«, sagte Lucy verzweifelt. »Die anderen.
Sie wissen, wen ich meine.«
    »Nein, das weiß ich nicht, Lucy. Kannst du es mir
sagen?«
    »Sie!«, wiederholte Lucy, und trotz aller Anspannung
registrierte Jake erstaunt, wie leise sie sprach. Er hatte noch nie
erlebt, dass Lucy die Stimme erhob.
    Vielleicht war das ein Teil ihres Problems.
    »Lucy…«, setzte Shipley an.
    »Bitte, Doktor, ich muss mich konzentrieren. Ich werde jeden
Augenblick das Feuer eröffnen.«
    Jake erstarrte. Gail meldete sich über das
Armbandsprechgerät. »Jake…« Er legte rasch die
andere Hand auf den kleinen Lautsprecher, damit Lucy nicht
mithören konnte, was Gail sagte.
    Gails Stimme drang gedämpft und eindringlich durch seine
Finger. »Jake, Hauptmann Scherer will die Außenhülle
entlangklettern und von da aus in den Frachtraum eindringen. Er und
Leutnant Wortz legen gerade die Anzüge an.«
    Die Zeit schien zu verschmelzen. Jake hörte Gails Stimme, und
er hörte, wie Shipley sanft mit Lucy sprach. Aber genauso
deutlich sah er Hauptmann Scherer und Leutnant Wortz, die über
die Hülle des Schiffs kletterten, das mit beinahe
Lichtgeschwindigkeit dahinraste. Wie sie dann durch die
Außenschleuse in den Frachtraum stiegen, in Raumanzügen
und bewaffnet. Es war noch nicht geschehen, aber für Jake war es
so wirklich wie Shipleys massiger Körper unmittelbar vor ihm.
Hauptmann Scherer legte mit dem Lasergewehr an, zielte, und Lucys
kleine Gestalt brach neben dem Laserschneider zusammen, während
Shipley sagte: »Lucy, du weißt, was dein Name
bedeutet?«
    Shipley hatte ihre Aufmerksamkeit gewonnen. »Mein Name?«
    »Du hast behauptet, ein feindliches Schiff flöge auf uns
zu, und dort hätte man deinen Namen herausgefunden. Und deshalb
müsstest du auf sie schießen, um uns alle zu retten. Aber
weißt du, was dein Name bedeutet? Es ist sehr
wichtig.«
    Neben dem Laserschneider, dessen Bereitschaftsanzeige leuchtete,
wandte Lucy ihr kleines, schmales Gesicht der Schleuse zu. »Mein
Name?«
    »Dein Name Lucyna. Das bedeutet ›kleines Licht‹.
Und du bist ein Licht, Lucy. Aber wenn du diesen Laser abfeuerst,
wirst du die Außenwand aufreißen und in den Weltraum
gerissen. Das würde uns deines Lichts
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