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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
Autoren: Hellmuth Karasek
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Rechenwärmer kriechen
    Normalerweise reden wir, »wie uns der Schnabel gewachsen ist«, wir nehmen dabei »kein Blatt vor den Mund« – während wir offiziell bei Feiern, Reden, Ansprachen »nach der Schrift« reden, sogenanntes »Schriftdeutsch«. Manchmal heißt es auch, dass wir »wie gedruckt« lügen.
    Jetzt geht’s einmal nicht »hochdeutsch« zu, also rechtschreiberisch rechthaberisch, nicht dudenmäßig, sondern phonetisch, gebabbelt, genuschelt, gequatscht, gesabbert. Wie der Volksmund spricht.
    Die folgende Geschichte sollte am besten laut gelesen werden, mit allen Tücken und Weichheiten der sächsischen Sprache: Da bestellte eine Frau telefonisch ein Flugticket von Leipzig nach Porto. Und bekam ein Ticket nach Bordeaux. Bordeaux in Südfrankreich, Porto in Portugal. Oder war’s umgekehrt, sie wollte nach Bordeaux und bekam eins nach Porto? Ist ja egal, gehupft wie gesprungen, denn offenbar sprach sie Bordeaux oder Porto gleich aus, als Bordo, eben sächsisch. Und da saß sie nun mit ihrem falschen »Ticket«, respektive »Digged«, und bekam es nicht getauscht. Ein Schicksal aus Sachsen, wo harte Männer im Liebesrausch schon mal stöhnen: »Gib mir wilde Diernamen, nenn misch Buma!« Auf Hochdeutsch: Puma.
    In Sachsen hat der Satz »Rechenwärmer kriechen« zweierlei Bedeutung. Er kann biologisch sein: »Regenwürmer kriechen«. Oder meteorologisch: »Regen werden wir kriegen.« Je nachdem. Ähnlich beinlos weichtierhaft wie in der sächsischen Artikulation geht es nur noch im Hessischen zu, wo Goethe im »Faust« »Ach neige, du Schmerzensreiche« dichtet: »Ach neiche«, sagt Gretschen im Gebet. Damit es sich auf die »schmerzensreiche« Himmelskönigin reime. Oder Goethes berühmte letzte Worte: »Mehr Licht!«, soll der Olympier gesagt haben. Aber sagen wollte er: »Mer licht hier schlescht.« Man liegt hier schlecht; da fuhr ihm der Tod in die Parade.
    Auch der »Struwwelpeter«-Autor Dr. Heinrich Hoffmann babbelte eindeutig hessisch weich und dichtete über den fliegenden Robert: »Hui, wie pfeift der Sturm und keucht – dass der Baum sich niederbeugt.« Was sich auf Hessisch tatsächlich reimt.
    In Sachsen gibt es die Geschichte vom Zoologie-Professor, der angeblich alle Studenten nur über Würmer examinierte. Also lernten sie nur über diese Griechdiere. Er fragt den Ersten, oh, Schreck!, überraschend nach den Elefanten. Der sagt: »Der Elefant ist groß und hat einen Rüssel. Der Rüssel ist wie ein Wurm. Die Würmer zerfallen in die Faden-, Band- und Spulwürmer …«, und dann rasselt und kellerasselt es nur so. Den Zweiten fragt er nach den Löwen. Der antwortet erschrocken: »Der Löwe lebt in Afrika. In Afrika ist es wärmer. Die Wärmer zerfallen in die Faden-, Band- und Spulwärmer …«
    So kommt es, dass man in Sachsen statt nach Bordeaux nach Porto fliegt. In beiden Orten ist es jedenfalls wärmer.
     
    Manches Gesprochene, besonders in Sachsen, lässt sich nur schwer geschrieben wiedergeben. Dabei hat doch Luther, der die Sächsische Kanzleisprache ebenso beherrschte wie die der Eislebener Gegend, die Bibel, also die »Heilige Schrift«, auf der Wartburg ins Deutsche übersetzt, und dabei, wie er sagt, »dem Volk aufs Maul geschaut« und so unsere hochdeutsche Sprache geschaffen.

22 . November 2010

Armani-Schnäppchen an der Autobahn
    Bauernfängertricks mit unwiderstehlichen Angeboten – und wie »Mario, der Kellner« einmal dreißig Euro geschenkt bekam.
    »Autobahn-Gold« lautete die Überschrift des Artikels, und er handelte von ausländischen Banden, meist Kosovaren, die mit einem Bauernfängertrick andere parkende Autofahrer reinlegten. Sie gaben vor, ihre Kreditkarten verloren zu haben, sodass sie nicht tanken konnten, und boten Hilfsbereiten ein scheinbar unwiderstehliches Schnäppchen an: Goldschmuck, den sie in ihrer Not den Helfenden als übergroßen Gegenwert überlassen wollten.
    Sie appellierten also mehr an den Schnäppchen-Instinkt als an den Willen zu helfen; indem sie Leute schamlos übers Ohr hauten, gaben sie denen das Gefühl, sie übers Ohr zu hauen. Statt falschem Gold boten sie auch Armani-Jacken, billige – Fälschungen natürlich.
    Dazu kann ich eine Stadtvariante beitragen, als Fußgänger, die mir heute noch die Schamröte über meine Dummheit, Feigheit und Eitelkeit ins Gesicht treibt. Sei’s drum!
    Ich kam vom Sport, um die Mittagszeit, als mich auf dem Weg zur U-Bahn ein parkender Autofahrer in einem blitzblanken BMW -Kombi zu erkennen
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