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0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Flucht war unmöglich. Der Wagen stand quer auf der Straße; ein beherzter Tritt aufs Gaspedal würde ihn mit Schwung in den Graben jagen. Die Fahrertür hatte das Ungeheuer aufgerissen, und um über die Beifahrerseite zu flüchten, blieb dem Butler nicht genug Zeit.
    Das einzige, was er vielleicht tun konnte, war, das Monster zu erschrecken. Aber was danach?
    Versuchen!
    Vorbeugen! Die Verriegelung des Cabrio-Verdecks lösen! Den Schalter betätigen!
    Alles ging blitzschnell. Das Verdeck wurde elektrisch geöffnet, klappte selbsttätig zurück und verschwand komplett unter der hoch- und wieder zugleitenden Abdeckung.
    Williams Rechnung ging auf. Das Ungeheuer zuckte erschrocken zurück.
    Der Butler hechtete nach rechts, stieß die Beifahrertür auf und sprang auf den Asphalt. Er begann zu laufen.
    Ausgerechnet in diesem Moment mußte die Landstraße natürlich völlig leer sein! Nirgendwo ein anderes Auto unterwegs, dessen Fahrer ihm helfen und ihn aufnehmen konnte, um zu flüchten… wobei die Frage blieb, welcher Erfolg dieser Flucht beschieden war. Das Ungeheuer besaß Flügel…!
    Er wandte sich um.
    Das Monster verfolgte ihn nicht. Statt dessen befaßte es sich mit dem Wagen. Gerade versuchte es hineinzuklettern.
    William war baff und starrte das unheimliche Wesen aus ungläubigen Augen an.
    Aus sicherer Distanz betrachtet, sah die Kreatur gar nicht mal so gefährlich aus - nicht gefährlicher jedenfalls als ein großer jagender Wolf, ein hungriger Löwe oder ein zorniges Panzernashorn. Nicht die Körpergröße von nur wenig mehr als einem Meter Stehhöhe, sondern die Masse ließ das Wesen so gewaltig aussehen. Dazu kamen natürlich die Flügel, das lange krokodilähnliche Maul und der Rückenkamm aus dreieckig-spitzen Hornplatten, die sich verjüngend bis zur Schweifspitze zogen. Die leicht glänzende Reptilhaut war grün mit einem leichten Braunton, wies auch hier und da größere Flecken auf, die eher braun mit leichtem Grünton waren. Es mußte für dieses Wesen ein Leichtes sein, sich im Unterholz eines Waldes zu verbergen.
    Vor seinem Maul mit den großen Nüstern schwebte eine Dampfwolke. Das Ungeheuer zwängte seinen massigen Leib auf den Fahrersitz und tastete mit den krallenbewehrten Händen alles um sich herum ab. Die schwarzen Pupillen in den großen runden Augen waren in ständiger Bewegung.
    Wenn ich davonkomme, und das Biest ruiniert den Wagen, bringt Duval mich um! durchfuhr es den Butler.
    Eine absolut irrationale Überlegung in diesem Moment. Denn dazu mußte er überhaupt erst mal davonkommen…
    Im Moment sah es allerdings danach aus, als habe das Ungeheuer das Interesse an ihm verloren. Es kletterte auf den Sitzen des Wagens herum - und berührte zufällig einen Schalter.
    Den Schalter!
    Automatisch klappte das Verdeck wieder zu!
    Mit einem fauchenden Laut flüchtete das Ungeheuer aus dem Cadillac. Es spie einen Feuerstrahl aus. Dann bewegte es sich langsam um das Auto herum in Richtung William.
    Dem graute vor dem Moment, in dem sich das kleine, aber massige Monstrum mit seinen Flügeln in die Luft erhob und ihn angriff.
    Er wandte sich um und begann wieder zu laufen, obgleich ihm sein Verstand sagte, daß es sinnlos sei, vor etwas zu fliehen, das fliegen konnte.
    Hinter ihm erklang ein seltsamer Laut. Wie eine Klage.
    Unwillkürlich blieb der Butler noch einmal stehen und wandte sich um.
    »Nun lauf doch nicht gleich weg! Ich wollte mich doch nur dafür entschuldigen, daß ich dich so erschreckt habe…«
    ***
    Zamorra wechselte einen schnellen Blick mit Nicole Duval und gab das große Blatt an sie weiter. Es mochte eine Fläche von knapp mehr als einem Quadratmeter haben und zählte damit noch zu den eher kleinen Blättern von Jungpflanzen. Die Blüten der ausgewachsenen Exemplare waren menschengroß.
    »Was das ist, Brunot? Wenn ich es Ihnen sage, halten Sie mich für verrückt. Wo haben Sie das Blatt her?«
    Nicole legte es vorsichtig in den Kofferraum des Citroën XM zurück. François Brunot deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Dort im Parc de Parilly. Nicht weit von der Rennbahn entfernt. Ich halte Sie übrigens nicht für verrückt. Also, was ist das für eine Blume?«
    »Eine Regenbogenblume«, sagte Zamorra leise.
    François Brunot, Assistent des Chefinspektors der Mordkommission von Lyon, verzog das Gesicht. »Passen Sie auf, Professor. Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, müssen Sie noch ein bißchen Muskeltraining machen. Daß das Blatt in allen Regenbogenfarben
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