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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt
Autoren: Nancy Kress
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wach
geblieben waren – sie selbst eingeschlossen – letztendlich
auf Greentrees ankommen? Diejenigen, die nicht im Kälteschlaf
lagen, waren allesamt intelligente und gebildete Leute. Da waren die
Mitglieder des Verwaltungsrates, die beschlossen hatten, wach zu
bleiben: Faisal bin Saud, William Shipley, Liu Fengmo. Dann Scherers
Soldaten, die disziplinierteste Truppe, die Gail je untergekommen
war. Auch die Wissenschaftler arbeiteten für gewöhnlich
konzentriert und gewissenhaft: Ingrid und Todd; die stille,
unscheinbare Paläontologin Lucy Lasky; Maggie Striker, die
Okologin; Robert Takai, der Energieanlagen-Ingenieur und die
übrigen. Allesamt offenbar leistungsfähig und
charakterfest.
    Aber jeder, der sich außerhalb des Sonnensystems
niederlassen wollte, war schon vom Grund her nicht normal. Ein
solcher Mensch musste überbordende Träume haben. Oder
Ängste. Oder – wie in Gails Fall – einen
außergewöhnlich starken Glauben. Natürlich, so dachte
sie trocken, orientierte sich ihr Glaube an der Realität,
anders als der ihrer Mitreisenden. Der Gedanke hatte ihrer Meinung
nach nichts Überhebliches, er entsprach für sie den
Tatsachen. Sie führte ihre riesige, wohlhabende Familie zu einem
unbekannten Planeten, weil der Planet, auf dem sie vorher gelebt
hatte, nur noch wenige Generationen überstehen würde.
    Gails Familie hatte stets das richtige Gespür für die
ökonomischen und sozialen Veränderungen auf der Erde
gehabt, und davon hatten die Cutlers auch in finanzieller Hinsicht
profitiert. Doch diesmal lag eine globale ökologische Veränderung an. »Die schlauen Cutlers«, so nannte
die Presse sie. Schlau, berechnend und stets nach der Devise
handelnd: »Blut ist dicker als Wasser«.
    Unter der intellektuellen Führung von Onkel Harry und der
juristischen Führung von Gail erkannten sie nüchtern die
bevorstehende Zerstörung der einzigartigen irdischen
Biosphäre. Und packten die Koffer.
    Als Jake seine Firma gründete, kam das für die Cutlers
gerade zur rechten Zeit. Mars, Mond oder auch der Jupitermond Europa
kamen für sie nicht in Frage – das alles waren
lebensfeindliche Orte. Vier Planeten waren bereits von verschiedenen
Regierungen der Erde in Besitz genommen worden, aber man hatte sie
noch nicht zur Besiedlung freigegeben. Ein fünfter, neu
entdeckter Planet mit lebensfreundlicher Biosphäre war bisher
gänzlich unbewohnt. Zumindest meldete das die
Forschungssonde.
    Die war vor sehr langer Zeit ausgesandt worden, als die UVA, die
Vereinigte Atlantische Föderation solche Unternehmungen noch mit
Steuergeldern finanzieren konnte. Jahrhundertelang war die Sonde
unterwegs gewesen und hatte via QVV ausführliche. Daten
geliefert: über die Zusammensetzung des Bodens und der
Atmosphäre sowie – innerhalb ihrer beschränkten
Möglichkeiten – über die genetische Struktur des
vorgefundenen Lebens. Natürlich beruhte dieses Leben auf DNA.
Wie auf allen fünf belebten Planeten, die man bisher entdeckt
hatte. Die Wissenschaftler waren der Ansicht… Nein, Gail
würde diesen flüchtigen Augenblick der Ruhe nicht
verschwenden, indem sie die alten Dispute neu aufwärmte.
    Sie rieb sich die Augen, beugte sich vor und stützte die
Ellbogen auf ihre Konsole. Ein weiterer Tag voller Lärm,
Langeweile und Gefangenschaft. Genau das war es für sie alle:
eine Gefangenschaft – trotz aller sorgfältig geplanten
Möglichkeiten für Arbeit, Sport und Entspannung. Aber es passierte einfach nichts! Ein Tag glich dem anderen.
    Gail war stets stolz gewesen auf ihre Genügsamkeit und
Anpassungsfähigkeit, aber das…! Nie hatte sie mit
dieser Langeweile gerechnet, mit dieser Reizbarkeit und wie
kompliziert sich das Zusammenleben auf einmal gestaltete. Sie hatte
es nicht einmal erahnt.
    Natürlich würde sich das alles ändern, wenn sie
erst einmal auf Greentrees waren, aber…
    »Gail?« Jake schaute ins Büro.
    »Jake, was ist das eigentlich für ein bescheuerter Name
für einen Planeten: ›Greentrees‹? Wer ist darauf
gekommen?«
    »Du. Du wolltest etwas, was in keiner Sprache Anstoß
erregt. Und ganz gewiss ist es besser als die offizielle Bezeichnung
durch die UAF: ›Vorläufige Registrierung 64a‹. Gail,
wir haben Schwierigkeiten.«
    Sie blickte auf. »Schwierigkeiten? Was für
Schwierigkeiten? Leutnant Halbergs Computerproblem?«
    »Nein. Ein menschliches Problem. Lucy Lasky.«
    »Was ist mit ihr?« Die Paläontologin hatte bisher
von allen Passagieren noch am wenigsten Ärger gemacht. In
letzter Zeit
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