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Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof

Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof

Titel: Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof
Autoren: Meike Haas
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hinsah, erkannte man, dass das Feuer aus dem Reisig eines altmodischen Besens kam. Und wenn man eine Hexe war, erkannte man ohne Schwierigkeiten, dass es sich dabei um einen raubvogelschnellen Feuerbesen handelte.
    Als Coxi vorhin alles zurückverwandelt hatte, war der Erdkrümel wieder zu dem geworden, was er eigentlich war.
    »Hast du etwa …!«, begann Brumilla.
    Coxi nickte.
    »Oh du hinterlistige Spinnenschwarte! Wie kannst du es wagen! Die nächsten hundert Jahre bleibst du daheim! Du hast absolutes Flugverbot.« Coxi senkte den Kopf.
    Lieselotte schaute erschüttert zu. Hundert Jahre Flugverbot! Die arme Coxi! »Aber sie hat es doch nicht böse gemeint!«, rief sie.
    Brumilla drehte sich zu Lieselotte. »Bist du das Menschenmädchen, dem sie schreiben will? Hexen sollen nicht mit Menschenkindern spielen, das bringt Unglück!« Sie wandte sich wieder an Coxi. »Deine Hexenfeder gibst du auch ab. Die verwahre ich!«
    Lieselotte sagte nichts mehr. Tränen traten ihr in die Augen und verschwommen sah sie, wie Brumilla ihrer Tochter den eigenen Hexenbesen reichte: »Da, nimm den hier. Besser ist’s, wenn ich auf dem Feuerbesen nach Hause reite. Alle fertig? Und los!«
    Als alle sieben Hexen abgehoben hatten, drehte Brumilla noch einmal um, flitzte auf dem Feuerbesen an Frau Sönnchen vorbei und entriss der Lehrerin den Parfümflakon. »Das ist meiner«, zischte sie und flog davon.
    Lieselotte sah der Hexenkolonne nach. Hundert Jahre Flugverbot! Ihr einziger Trost war, dass Hexen die Zeit anders empfanden als Menschen. Schließlich wurden sie mehrere Tausend Jahre alt und schliefen nur alle dreihundert Jahre. Vielleicht war die Strafe für Coxi dann gar nicht so schlimm.
    Da kam ihr der nächste entsetzliche Gedanke: aber für sie selbst! Sie würde in hundert Jahren gar nicht mehr leben! Das bedeutete, dass sie Coxi nie wiedersah! Und nie wieder eine Nachricht von ihr bekam!
    Es war so unfassbar traurig, dass Lieselotte weinen musste. Sie lehnte sich an den Ahornbaum und bekam nichts mit von dem, was jetzt auf dem Schulhof
     passierte.
    Langsam löste sich die Duftwolke auf, die Frau Sönnchen, Herrn Morsch und die Meyerbachs umgeben hatte.
    »Wirklich interessant, was Sie erzählen«, sagte Herr Meyerbach gerade. Da drangen die ersten Kinderstimmen durch eine Ritze der Wolke.
    Frau Meyerbach, die gerade noch eifrig genickt hatte, schob jetzt lauschend ihr Ohr nach rechts. Was war denn das für ein Lärm? Frau Sönnchen und Herr Morsch drehten sich gleichzeitig um. Im Schulgarten tobten, hüpften und kreischten die 4a-Kinder wie im wildesten Hexentanz. Jeder erzählte dem anderen, was gerade alles Seltsames passiert war, und nicht wenige spielten den brausenden Besenritt von Brumilla Flerderwisch nach. »Ruhe!«, rief Frau Sönnchen. »Was ist denn auf einmal los! Gerade eben wart ihr doch so schön leise!«
    »Ruhe!«, sagte auch Herr Morsch, dem es vor Herrn und Frau Meyerbach sehr peinlich war, wie schlecht sich die Kinder benahmen. Die Kinder verstummten.
    »Wir machen jetzt weiter«, bestimmte Frau Sönnchen. »Hat jeder seine Pflanze?« Sie schaute die Kinder an. Dann wanderte ihr Blick zur Kiste. Oder besser gesagt, dorthin, wo sie die Kiste vermutete. »Wie … aber warum …«, stammelte sie, »wo sind denn die Frühlingsblumen hin? Ich habe sie doch gerade ausgeteilt!«
    Wieder ging das Gerufe los.
    »Aber haben Sie das nicht gesehen …«
    »Da waren doch Hexen …«
    »Alles hat sich verwandelt …«
    »Meine Narzisse war plötzlich ein …«
    »Und dann sind alle sieben mit der Kiste auf ihren Besen davongeflogen!«
    »Ruhe!«, rief Frau Sönnchen ärgerlich. »Wer es mir erklären will, meldet sich bitte.«
    Valentinas Hand flog in die Höhe.
    »Ja, Valentina«, sagte Frau Sönnchen.
    »Also«, fing das Mädchen an, »als Sie sich da unterhalten haben, sind plötzlich ganz komische Dinge passiert: Auf Idas Stirn ist ein Elchgeweih gewachsen. Eine Narzisse ist durch die Luft geflogen und hat Ben den Hosenknopf abgezwickt, dann wollte ich schreien, aber …«
    »Erzähle doch nicht schon wieder Märchen!«, unterbrach Frau Sönnchen. Sie seufzte: »Lieselotte, kannst du mir erklären, was wirklich passiert ist?«
    Lieselotte schreckte auf. »Wie bitte?«
    »Hast du nicht aufgepasst?«, fragte die Lehrerin ungeduldig. »Ich möchte gerne wissen, wohin die Kiste mit den Blumen verschwunden ist!«
    Lieselotte brauchte eine Weile, bis sie verstand, worumes ging. »Die Kiste … ach so … das … äh …
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