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Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof

Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof

Titel: Coxi Flederwisch - Hexerei im Pausenhof
Autoren: Meike Haas
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1. Der fliegende Hausmeister
    An einem sonnigen Vormittag im April flog ein Mann die Straße zur Tannhaus-Schule entlang. Genauer gesagt: Ein Hausmeister mit blauer Latzhose, ausgebleichtem Kittel und gelbem Meterstab, der aus der Hosentasche lugte. Der Mann saß vornübergebeugt auf einem Besen und hielt sich mit beiden Händen am Stiel fest. Sein langer Bart wehte wie eine Fahne hinter ihm her und die hohe Stirn glänzte in der Sonne. Es sah sehr ungewöhnlich aus.
    Doch gemessen an all dem, was an diesem Tag noch geschehen sollte, war dieser fliegende Hausmeister allenfalls mittel-ungewöhnlich. Vielleicht nicht mal das, vielleicht auch nur ein bisschen ungewöhnlich.
    Er flog an Hecken und Zäunen entlang und spähte aufmerksam in die Gärten hinein. Als er hinter einem großen Tor das rote Schulgebäude erblickte,
     bremste er, lenkteden Besen nach unten und stieg ab. Er zog einen Zauberstab aus der Tasche, beschrieb damit ein paar Kreise über dem
     versperrten Schloss und murmelte leise in seinen Bart hinein. Das Tor sprang auf und der Mann betrat den Schulhof, ohne dass es irgendjemand bemerkte.

    Nicht einmal Lieselotte Padetznik aus der 4a.
    Auch das war ungewöhnlich. Oder sagen wir: An einem normalen Tag wäre das mittel- bis sehr ungewöhnlich gewesen. Denn Lieselotte schaute fast immer zum Fenster hinaus. Es war ihre Lieblingsbeschäftigung. Sie sah den Wolken beim Wandern zu oder den Tropfen beim Fallen oder den Vögeln beim Fliegen und dabei zupfte sie eine Haarsträhne nach der anderen aus ihrem blonden Pferdeschwanz.
    Doch jetzt gerade hatte sie die Hände auf den Tisch gestützt, beugte sich weit nach vorne und schrie. Bessergesagt: Sie fing an zu schreien. Nach einem lauten »Uaah…« presste sie die Lippen schnell wieder aufeinander. »…mmmp.« Ihr war eingefallen, dass man im Unterricht nicht schreien durfte. Solche Sachen passierten ihr öfters: dass ihre Beine irgendwohin rannten oder ihre Hände nach irgendwas griffen oder aus ihrem Mund irgendwelche Worte platzten, ohne dass sie das wirklich gewollt hatte. Andere Leute fanden das dann frech.
    »Lieselotte! Was ist denn los? Du kannst hier doch nicht einfach aufstehen und losschreien!«, schimpfte jetzt auch Frau Sönnchen, Lieselottes Lehrerin.
    »Aber …«, verteidigte sich Lieselotte.
    »Nichts aber! Sei jetzt still!«
    »Aber da steht …«, versuchte sie es leiser und deutete auf die Tafel.
    »Da stehen die Namen von einigen Frühlingsblumen und die sollst du abschreiben!«
    Jetzt sagte Lieselotte nichts mehr. Weil sie so verblüfft war. Das stimmte doch gar nicht! Genau deswegen hatte sie ja schreien wollen. An der Tafel war kein einziger von Frau Sönnchens schönen, weißen Kreidebuchstaben zu sehen, sondern giftgrüne Krakelschrift!!! Fürchterlich sah sie aus: Grüne Kleckse prangten zwischen durchgestrichenen Buchstaben, verschmierte Schnörkel kreuztenunleserliche Haken. An manchen Stellen – so kam es Lieselotte vor – kroch sogar ein bisschen graugrüner Qualm zwischen den Buchstaben hervor. Zu lesen war das Ganze kaum. Wie sollte man da abschreiben?
    Lieselotte sah sich nach allen Seiten um. Aber keines der anderen Kinder schien irgendwelche Schwierigkeiten zu haben. Alle schrieben eifrig in ihre Hefte.
    Lieselotte beugte sich vor, um das Gekrakel besser lesen zu können. »Donnerza … ckck …«, entzifferte sie und schob sich noch ein bisschen weiter in Richtung Tafel. »… und zärbroch…enärr…« Jetzt lag sie fast auf demTisch und rückte ihre Brille zurecht. Dann hatte sie alle Wörter zusammen: »Donnerzackck und zärbrochenärr Bäsenstiel!«

    Hießen so Frühlingsblumen? Bestimmt nicht. Das klang doch eher nach Gewitter im Hexenwald! Auf einmal begann es in Lieselottes Zehenspitzen zu kribbeln. Hexenwald?, dachte sie noch einmal und spürte, wie das Kribbeln in ihren Bauch stieg: Hexenwald! Genau! Hinter diesem Gekrakel musste ihre Hexenfreundin Coxi Flederwisch stecken! Jetzt weiteten sich Lieselottes Augen vor Glück und ihr Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.
    Coxi hatte eine Nachricht geschickt. Das erklärte alles. Bestimmt konnte deswegen auch niemand anders die grün blinkenden Buchstaben sehen.
    Das fand Lieselotte gut. Coxi hatte die Nachricht nur für sie an die Tafel gehext! Schon seit einem halben Jahr hoffte Lieselotte, etwas von Coxi zu hören. Sie vermisste die kleine Hexe mit den knallgrünen Haaren und den lustig funkelnden Augen. Niemals hatte Lieselotte so spannende Abenteuer
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