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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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früher meisterhaft
beherrscht. Ich musste nun auf ihn einen unergründbaren Eindruck machen, dachte
ich, er ist unsicher geworden, wie ich zu ihm stehe. Dass ich ihm Rätsel
aufgeben könnte, amüsierte mich fast ein wenig und ich lächelte ihn an.
    „Warum schaust du so?“, fragte ich ihn. Er lächelte zurück.
    „Ach nichts. Du siehst hübsch aus, auch mit den kurzen
Haaren.“ Dann nahm er einen großen Schluck aus dem Glas und bewundernd lobt er
den Geschmack.
    Der Wein war wirklich gut, dass musste ich auch zugeben und
ich merkte wie er mich entspannte. Auch er schien ruhiger zu werden und sich
wohler zu fühlen. Der Schatten, der auf ihm lag, begann durchscheinender zu
werden und beim Primo Piatti redeten wir bald unbefangen miteinander,
hauptsächlich über Venedig und seine Inseln, die Bewohner und Gärten, den
Eigentümlichkeiten und besonderen Schönheiten. Ich erzählte ihm vom Hotel und
er sagte, dass er es von früher kenne und es manchmal auch als Treffpunkt für
seinesgleichen genutzt wurde.
    „Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich solche Leute, als
mafiosi an ihrem Blick sofort erkenne, woran liegt das wohl?“, fragte ich ihn
und es war auch eine Frage, die ich mir selbst auch schon oft gestellt hatte.
Sabatino lächelte wieder wissend.
    „Ich glaube, du hast diesen selben Instinkt dafür wie auch
ich und fast alle in diesen Kreisen, einander zu erkennen. Natürlich hast du es
im Laufe der Jahre in Spoleto und wo wir überall waren, auch gelernt und
vertieft. Aber man muss keiner wie wir sein oder so leben, nur weil man dieses
Gespür hat.“
    „Für mich war es wie ein Fluch, auch hier. Weil es mich immer
an dich erinnert hat.“, gab ich leise zu. Anschauen konnte ich ihn aber nicht
dabei.
    „Ich glaube dir.“, erwiderte er, nickte und schien dann
wieder wie tief in Gedanken versunken zu sein.
    „Was ist mit Emidio?“, fragte ich dann nach einer Weile. „Ich
habe längere Zeit nichts mehr von ihm gehört, wir standen einen Weile in e-mail
Kontakt, aber nur unregelmäßig. Geht’s ihm gut, weißt du das?“
    „Mach dir keine Sorgen um ihn, er ist in Sicherheit, glaube
mir, sie interessieren sich nicht um ihn.“
    „Dann studiert er also noch?“
    „Ja, das tut er. Und scheinbar hat er viel zu tun.“ Ich war
erleichtert. Obwohl ich schon seit langem das Gefühl hatte, dass unsere
Freundschaft wegen der ganzen Sache schwer zu leiden hatte, was mir natürlich
leid tat. Unsere Wege hatten sich getrennt, obwohl wir es eigentlich nie
wollten, die Entfernung zwischen und war groß und ich hatte mit seiner Welt an
der Universität so wenig zu tun, wie er mit meiner hier. Unsere gemeinsamen
Sommer in Spoleto, die Erinnerungen daran, waren nun unsere einzige Verbindung
zueinander. Alles hätte auch ganz anderes kommen können. Als die Hauptspeise
kam, aßen wir beide mehr oder weniger schweigsam, so als ob jeder in seine
Gedanken vertieft war.
    Ich war mir immer noch nicht sicher, inwieweit mir Sabatinos
Besuch hilfreich war, um mit all den Dingen umzugehen. Ich wusste nicht, ob es
gut oder schlecht für mich war, dass er mir jetzt hier gegenüber saß. Es war
wieder jener alter Widerstreit in mir, nur dass er jetzt kein Verbrecher mehr
war, oder doch?
    Bliebe es für immer so oder gab es für ihn ein neues Leben?
Wusste er denn überhaupt, was ein „normales“ Leben bedeutete, könnte er es
lernen? Ich wollte ihn danach fragen.
    „Weißt du eigentlich, was du jetzt tun wirst? Ich meine, wo
willst du hin und was willst du machen?“
    „Gute Frage.“, entgegnete er mir seufzend.
    „Momentan bin ich nur auf der Flucht gewesen. Mir ist klar,
dass es nicht so weiter gehen kann. Mir ist auch klar, dass ich mein geliebtes
Italien wohl verlassen muss. Mir wird gar nichts anderes übrig bleiben. Auf der
Flucht zu sein ist nebenbei auch ziemlich teuer.“ Erstellte seinen Teller zur
Seite, zog den Aschenbecher näher zu sich heran und nestelte mit Blick zu mir
an seiner Zigarettenschachtel.
    „Darf ich oder stört es dich?“ Er fragte mich?
    „Ja klar, ist zwar ungesund, aber rauch nur.“, grinste ich
zurück. „Weißt du noch deine Restaurantpläne, die du für den Corso Mazzini
hattest, in Spoleto? Warum machst du nicht irgendwo anders ein Restaurant auf,
im Ausland? Das ginge doch oder?“ Er nickte.
    „Ist mir auch schon durch den Kopf gegangen, aber ich bin mir
nicht sicher. Ich wüsste auch nicht wo, ich bräuchte eine völlig neue Identität
und darf den Stützpunkten der
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