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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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Organisationen im Ausland nicht zu nahe kommen,
denn die sind nicht so spärlich gesät wie die meisten gerne annehmen würden.
Ach…“, er schüttelte schwer atmend den Kopf. „Ich bin irgendwie müde, Paolo,
das alles hat mich viel Kraft gekostet, weißt du.“
    Das war leicht zu glauben, wenn ich ihn ansah und reden
hörte, fast schon tat er mir wirklich leid. Aber ich hatte auch gelitten und
das würde ich nicht schnell vergessen. Er bot mir eine Zigarette an, doch ich
lehnte dankend ab.
    „Ist auch besser so. Sogar dazu bin ich zu schwach.“,
zwinkerte er. Also wenn er es darauf anlegen würde, den Leidenden und das Opfer
zu spielen, dann gelang ihm das vorzüglich, alle Achtung. Trotzdem ahnte ich,
dass er nie ehrlicher zu mir war als jetzt, was mir Respekt abtrotzte. In
seiner Haut wollte ich wahrlich nicht stecken.
    Herrgott, ich musste daran denken, wie absolut überwältigt
ich damals von ihm war, wie ich ihn geradezu glorifiziert hatte, als sei er ein
Gott, wenn auch ein dunkler, der immer stark, furchtlos und clever war. Das war
unreif und auch unfair von mir gewesen, denn er war nur ein Mensch und zurzeit
ein ziemlich schwacher und gealterter Mann, auch wenn sein Charisma nicht
verloren gegangen war. Er verwirrte mich ganz und gar. Ich goss mir selbst
wieder Wein nach, ich kam in die Stimmung, mich zu betrinken.
    „Du legst ganz schön was vor.“, witzelte er. Ein, zwei
Stunden und ein paar Weingläser später liefen wir dann langsam durch das
mittelalterliche Venedig, es war kühl und feucht und es roch nach dem Meer.
Verlassen spannten sich die Brücken über die Kanäle und nur hier und da
vernahmen wir andere Schritte, sie hallten scheinbar geisterhaft von den Wänden
und Mauern wieder, als hätten sie gar keinen festen Ursprung. Ich nahm gar
nicht bewusst wahr, wo wir eigentlich hingingen. Auch dass er einen Arm um mich
gelegt hatte, schien mir nicht weiter aufzufallen oder es kümmerte mich nicht.
Irgendwie hielten wir uns beide aneinander fest und dachten wohl, es würde am
Wein liegen.
    „Man könnte meinen, die Stadt wäre ausgestorben, was?“
Sabatino lächelte zu mir hinunter. „So als wäre es irgendwie unsere Stadt.“,
fügte er sacht hinzu.
    „Spoleto war unsere Stadt.“, entgegnete ich unvermittelt
eisig, was mir gleich wieder leid tat. Doch er schien darüber hinweg zu sehen.
    „Ja Spoleto war schon ein hübsches Städtchen damals. Und
immer so viel Verkehr…“ Wie es aussah, wollte er mich irgendwie zum Lachen
bringen oder aufheitern.
    Plötzlich wirbelte er mich herum, dass ich das Gleichgewicht
verlor und gegen ihn stürzte.
    „Vorsicht, da ist!“ Er lachte über mein erschrecktes Gesicht.
„Da lag nur ein Dreckhaufen.“ Ich hatte meine Finger noch immer an seinem
Mantelaufschlag gekrallt, weil ich sonst beinahe gefallen wäre. Er sah lächelnd
zu mir hinab und gerade als ich mich besann und loslassen wollte, hatte er
schon eine Hand in meinen Nacken gelegt, dass ich nicht ausweichen konnte und seine
Lippen auf meine gepresst. Wie Stromschläge durchzuckte es mich. Ich hatte
nicht gedacht, dass es noch so sein würde, ich meine diese Anziehungskraft. Die
Weinlaune tat ihr übriges hinzu, dass ich ihn nicht wegstoßen konnte oder
wollte. Fremd durch die Zeit und trotzdem vertraut, als sei nur ein
Wimpernschlag vergangen, gaben wir uns diesem Augenblick hin. Als wir uns dann
voneinander lösten, flüsterte er: „Meine Leidenschaft für dich ist noch immer
ungebrochen. Galub mir, es war alles andere als einfach Spoleto und dich zu
verlassen.“, sagte er beschwörend. Ich bemerkte, wie mir fast tränen in die
Augen stiegen und sah schnell zur Seite, ich konnte nichts gegen die
Traurigkeit tun, die mich plötzlich überfiel.
    „Komm.“, sagte er sanft und wir gingen weiter. Ich schluckte.
    „Wo gehen wir überhaupt hin?“, versuchte ich mich abzulenken.
    „Zu einer einfachen Pension, wo ich mich einquartiert habe,
ist nicht mehr sehr weit. Ein Hotel wäre zu riskant gewesen.“
    „Warum sollte ich die Nacht mit dir verbringen wollen?“,
fragte ich.
    „Weil ich dich brauche. Paolo, ich brauche dich. Weise mich
nicht ab, bitte.“, sagte er leise und drückte mich. Verdammt, so hatte ich ihn
noch nie gesehen, bemerkte ich wieder. Mein innerlicher Widerstand löste sich
immer mehr auf, je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, doch irgendein Winkel in
meinem Geist gab es noch, der misstrauisch war, ich nahm ihn wahr, beschloss
aber mich später damit zu befassen. Ich
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