Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
Vom Netzwerk:
dass sie den Schatten auf
meinem Gesicht nicht wahrnehmen konnte und auch nicht den Zorn, der sich
langsam wieder empor fraß. Hier hatte ich gestanden, mit Constanza und einen
heftigen Schock erlitten.
    „Was schaust du so?“, fragte sie dann doch.
    „Das ist ein finsterer Ort, lass uns weiter fahren.“
    „Warum? Fängst du wieder mit deiner Mafia-Theorie an? Och,
Schatz, das kannst du auch mal sein lassen.“
    „So ist das nicht!“, gab ich etwas gereizt zum Ausdruck, was
sie nur anfeuerte. Zu spät hatte ich daran gedacht. Ich hätte mich einfach
verstellen sollen.
    „Was ist es dann?“
    „Es ist nichts, lass uns fahren.“, sagt ich und zwang mich zu
lächeln. Dann fuhr ich einfach los.
    „Hey, super Antwort, Paolo, ich bin echt fasziniert!“, rief
sie aufgebracht und folgte mir langsam. Den ganzen Weg sprachen wir kein Wort
miteinander. Es tat mir leid, auch weil sie nichts dafür konnte, aber es
dauerte ein wenig, eh ich alles verdaut hatte und mich bei mir entschuldigen
konnte. Am liebsten hätte ich die Villa in die Luft fliegen sehen, dachte ich
noch.
    Am Abend war die Welt wieder in Ordnung, Bella und meine
Schwestern gingen noch mal in die Stadt und ich traf mich mit Pedro an
altbekannter Stelle am Marktplatz mit den anderen und überall wurde ich nett
begrüßt und es wurde mir auf die Schultern geklopft, ohnehin hatte ich das
Gefühl, dass alle alles wussten, aber das war nur so ein Gefühl. Es gab weitaus
wichtigere Dinge in Spoleto und ich war weggezogen. Trotzdem blieb die Stadt im
Kern wie ein Dorf, wenn sie auch sehr fortschrittlich und weltoffen war. Die
Rückfahrt nach Venedig würde mir nicht nur einfach fallen, ein wenig Wehmut war
auch dabei.
    Der Abschied am nächsten Vormittag trieb meiner Mutter die
Tränen in die Augen. „Lasst von euch hören, bitte.“
    „Na sicher, Mom.“ Ich umarmte und küsste sie auf die Wange.
    „Bin bald wieder da. Oder du kommst mal zu uns nach Venedig.“
Sie lachte.
    „Und wer passt dann auf die halbwüchsigen Wilden hier auf?“,
fragte sie mit Blick auf meine Schwestern, die mit den Augen rollten.
    „Stimmt, das schafft Vater nicht allein.“, erwiderte ich ihr
und drückte sie noch einmal kurz.
    Isabella war von meinen Eltern in der Summe sehr angetan und
ließ sie das beim Abschied auch spüren.
    Ach, es könnte alles so einfach sein, dachte ich, Arbeit,
Frau, Familie.
    Aber es fühlte sich nicht so an und das spürte ich.
Unterschwellig war dieses Gefühl immer bei mir, doch ich wollte es nicht sehen.
Und so hätte ich auch weiter machen können, vielleicht Jahre lang, aber so kam
es nicht. Es kam anders.
    Es war und ist mir nicht vergönnt, ein ruhiges und einfaches
Leben zu leben, denn manche Schicksalsverbindungen und manche Herzensdinge
lassen sich nicht einfach so lösen, so viel auch geschwatzt und debattiert
wird, und so sehr man Sklave oder frei seiner selbst sein kann oder auch nicht.
Was nützte es schon? Zum Schluss musste ich mich entscheiden.

XVII
Cosa Mia – Mein Schatten bist Du…
     
    Zurück in Venedig hatte ich noch zwei Tage Zeit bevor meine
Arbeit im Hotel weiter ging. Die Rückfahrt gestaltete sich als angenehm, denn
Isabella wollte doch schneller zurück als erst geplant, und ich ahnte dass sie
einen wichtigen Termin hereinbekommen hatte.
    Aber ich war zufrieden damit, denn ich war wieder in meiner
allein gewählten Abgeschiedenheit und hatte soweit meine Ruhe. Meine Eltern
waren zufrieden, dass mein Leben in geordneten Bahnen verlief und auch ich war
froh, dass es allen gut ging und ich diesen Besuch hinter mich gebracht hatte.
Die letzten zwei Tage wollte ich es mir gemütlich machen und vor allem viel
schlafen und auch die winzige Bude auf Vordermann bringen. So war es an einem
kühlen Abend, als ich es mir gerade auf der Couch mit einer Zeitschrift
gemütlich machen wollte, als es an der Tür klingelte.
    Es klingelte sogar mehrmals und ich stürzte übereilt aber
etwas gereizt zur Tür, denn ich rechnete mit Isabella. Spontanbesuche waren bei
ihr nicht selten, aber richtige Freude darüber wollte bei mir nicht aufkommen,
denn ich wollte einfach nur meine Ruhe, aber als ich sie öffnete, traf mich der
Schlag. Das war die Situation, die ich aufgegeben und beiseite geschoben hatte,
sowohl in meiner Vorstellungskraft als auch in meiner Erinnerung, wo sie stattgefunden
hat. Ich, Auge in Auge mit meiner eigenen, verdammten Schuld und Sühne,
Hoffnung und Heimsuchung. Und mir meinem Herz.
    Es war Sabatino.
    Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher