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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia
Autoren: Andrea Auner
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verschlug mir fast die Sprache und ich brachte nur mühsam
hervor: „Woher weißt du…Was willst du hier?“ Meine Stimme klang mehr als
schroff und ich bekam einen bitteren Geschmack im Mund. Ich fragte mich nicht
erst, woher er wusste, dass ich hier wohnte. Er könnte verschiedene Quellen
gehabt haben. Es war nur allzu verwunderlich dass er hier war! Träumte ich? Aber
da stand er.
    Er breitete die Arme vor mir aus und zeigte mir seine
Handflächen, die Geste wirkte flehendlich.
    „Ich muss mit dir reden, lass mich bitte hinein.“ Ich konnte
nichts erwidern, wortlos ging ich zur Seite und er trat ein. Ich schloss die
Tür, Sabatino setzte sich in den Sessel. Aber ich konnte kaum das Wohnzimmer
betreten, düsteres Schweigen schien sich auf mich zu legen, aber das wollte ich
durchbrechen.
    „Du hast kurze Haare? Woher weißt du wo ich wohne?“ Er sah
mit den kurzen Haaren aber gut aus.
    „Von Emidio. Du hast auch kürzere Haare wie ich sehe. Steht
dir.“, Sabatino lächelte. Ich wurde verwirrt. Für einen Augenblick schien alles
wie früher zu sein, doch dann platzte es wider Erwarten aus mir heraus.
    „Warum kommt du her? Warum bist du, wie du bist? Warum kannst
du nicht gut oder wie deine Schwester sein? Verschwinde, du mafioso!“ Das
letzte Wort spuckte ich missbilligend aus und tat einen Schritt auf ihn zu.
    Er saß tief zurück gesunken und schloss für einen Moment die
Augen, er schien äußerst betrübt. Dann runzelte er die Stirn und sagte ruhig:
„So einfach ist das nicht.“
    „Dann sag es mir!“, donnerte ich zurück. Er wurde nun auch
wütend. Finster sah er zu mir auf.
    „Du willst etwas über Constanza wissen? Gut, ich sag es dir!
Sie hat sich nie herausgehalten und ein sauberes Leben geführt! Als ich wegen
meinen Söhnen halb wahnsinnig war, hat sie die Geschäfte in meinem Auftrag
weiter geführt! Sie war der capo! Sie ist gerissen, zäh und sehr intelligent
und sie hat immer für die Familie gearbeitet, immer.“
    „Du lügst! Du glaubst, du kannst dich entlasten, indem du sie
beschuldigst!“
    „Nein. Ich habe dir viele Sachen verschwiegen, um nicht lügen
zu müssen und ja ich habe erwähnt, dass sie meine moralische Widersacherin ist,
aber sie ist ebenso kaltblütig! Jetzt sage ich dir was ich weiß und ich lüge
nicht.“ Ich traute meinen Ohren kaum, das kam einer Katastrophe gleich.
    „Ich glaube dir nicht!“
    „Denkst du“, er sah mich ernst an. „Dass sie damals zurück
nach Spoleto kam, weil sie mich besuchen wollte? Sie sollte noch ein paar Dinge
für mich klären und traf dich rein zufällig. Du hast falsche Illusionen über
sie. Sie war die größte Geheimwaffe und sie war immer loyal.“ Ich ließ mich
erschüttert auf die Couch sinken. Ich war völlig verwirrt. Das war unmöglich
und nun wusste ich nicht mehr, wem ich trauen sollte.
    „Sie ist jetzt weg, in Amerika vermutlich. Es gab eine vendetta. Raffaele ist tot und ich bin ein verfluchter pendito , ich habe mich
gerächt und muss nun ins Exil. Ich bin Freiwild, ich bin geflohen, und nichts
ist mehr wie es war.“ Raffaele tot? Oh, nein. Und Sabatino war im
Schutzprogramm? Hatte mit der Justiz zusammengearbeitet? Sollte seine
Verbrecherkarriere vorbei sein? Ziemlich sicher war, dass er nun auf der
Abschussliste von so fast jedermann stand. Er bemerkte mein bestürztes Gesicht.
    „Natürlich wollen sie mich töten. Deshalb muss ich schnell
weg. Es ist mir zwar gelungen, sie über meinen aktuellen Aufenthaltsort zu
täuschen, und zwar beide Parteien, aber das wird nicht lange funktionieren, ihre
Kontakte sind zu gut und auf die Polizei kann ich mich wie gesagt nicht
verlassen. Allerdings möchte ich auch keine Haftstrafe absitzen.“ Es brodelte
in mir, auch wenn Raffaeles Gesicht lächelnd vor meinem inneren Auge
auftauchte, dass ich hätte weinen können. Doch die verzweifelte Wut, die ich
auch schon während unseres Telefongesprächs gespürt hatte, kehrte mit aller
Härte zurück und begrub mein Mitgefühl.
    „Und was soll das jetzt? Du kreuzt hier auf, als wäre alles
wie immer. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie es damals für mich war? Hast
du auch nur das geringste Vorstellungsvermögen, was es mir bedeutete? Und jetzt
sitzt du hier in meiner Wohnung und bist aus dem Nichts aufgetaucht, genauso
wie du damals ins Nichts verschwunden bist! Und dann sagte Constanza noch, du
würdest mich lieben, wahrscheinlich hat sie da wieder gelogen! Ich hätte es
ahnen sollen!“ Meine Bewunderung für Constanza
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