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Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Corellia 02 - Angriff auf Selonia

Titel: Corellia 02 - Angriff auf Selonia
Autoren: Roger McBride Allen
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helfen.
    Wie konnte er also wertvoll erscheinen, ohne diesem Schurken zu nutzen?
    Han hörte Schritte auf der anderen Seite der Tür hinter dem Thronsessel. Jetzt blieb keine Zeit zum Nachdenken mehr.
    Han wich von der Tür zurück. Wenn der erwachsene Thrackan auch nur leichte Ähnlichkeit mit dem Thrackan aus Hans Kindheit hatte, würde er vorsichtig sein müssen, sehr vorsichtig. Thrackan war noch sehr jung gewesen, als er angefangen hatte, Insekten die Flügel auszureißen und klei nere Kinder zu verprügeln. Er hatte sehr früh herausgefun den, welchen Eindruck ein grausamer Ruf machte. Hier, das mache ich mit jemand, auf den ich nicht mal wütend bin. Stell dir vor, was passiert, wenn ich auf dich wütend werde? Es gab Leute in der Galaxis, für die Grausamkeit, Drohungen und Ein schüchterung eine Kunstform waren. Thrackan war da ganz anders. Er setzte sie als reine Werkzeuge, als Waffen ein. Was nicht bedeutete, daß er kein Vergnügen dabei empfand.
    Die Türflügel schwangen auf, und zwielichtig wirkende Gestalten in Offiziersuniformen marschierten in Zweierrei hen herein. Die eine Marschkolonne wandte sich am Thron sessel nach links, die andere nach rechts. Dann bauten sich die Männer zu beiden Seiten des Thrones auf der Ringplatt form auf, mit ausdruckslosen Gesichtern, die Augen starr nach vorn gerichtet, über Hans Kopf hinwegblickend.
    Nach ihren Abzeichen zu urteilen, die den alten imperia len Symbolen nachempfunden waren, mußte es sich bei ih nen um hochrangige Offiziere handeln. Aber die Feldmarschälle von heute waren zweifellos die Unruhestifter von gestern. Phantasieuniformen und eine Menge Lametta mach ten aus ihnen noch keine erfahrenen Offiziere, die Respekt verdienten. Diese Kerle hatte mit den imperialen Offizieren der Vergangenheit nicht mehr zu tun als ein Kind, das ein Spielzeug-Lichtschwert schwenkte,  mit Luke Skywalker.
    Nach ihren Schmerbäuchen zu urteilen, hatte keiner von ihnen in den letzten Jahren irgendwelchen Sport getrieben. Ihre trüben Augen, geröteten Gesichter und Stoppelbärte – und der Alkoholdunst, der sie umwaberte – verrieten Han, daß zumindest einige dieser stolzen Offiziere in der vergan genen Nacht kräftig gefeiert hatten. Das war ein bißchen vor eilig. Wie konnten selbst die besoffensten Narren glauben, daß die Menschenliga bereits gewonnen hatte?
    Zweifellos bestand diese Truppe nicht aus den größten Geistesleuchten der Galaxis. Sie waren als reine Staffage hier, sonst nichts. Han schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die offe ne Tür hinter dem wuchtigen Sessel. Es dauerte einen Mo ment, bis sich etwas rührte, entweder, weil sich der Große Mann verspätet hatte oder weil er sich einbildete, so einen dramatischeren Auftritt zu haben. Aber dann betrat Thrackan Sal-Solo, der ehemalige Verborgene Führer der Men schenliga und jetzige selbsternannte Diktator des corellianischen Sektors, den Raum. Er bewegte sich mit der selbstsicheren Forschheit eines Mannes, der genau wußte, was er machte und was er wollte, ein Mann, der absolut da von überzeugt war, der vor ihm liegenden Aufgabe gewach sen zu sein. Thrackan Sal-Solo bog um die rechte Seite des großen Sessels, trat an den Rand der Plattform und blieb dort einen Moment stehen. Lange und durchdringend starr te er seinen Vetter an, und Han starrte zurück.
    Han hatte das Gefühl, in einen seltsamen Zerrspiegel zu blicken. Thrackan hatte Hans Gesicht, oder anders ausge drückt, Han hatte sein Gesicht. Nicht, daß man sie nicht von einander unterscheiden konnte. Thrackans Haar war dunkler, schwarzbraun mit grauen Einsprengseln. Er war um ein paar Kilo schwerer, und er trug einen sorgfältig gestutzten Bart. Thrackan war vielleicht zwei oder drei Zentimeter grö ßer als Han. Von ihm ging eine Härte, eine Skrupellosigkeit aus, die sich nicht nur in seiner Miene verriet, sondern sich förmlich in sein Gesicht gegraben hatte, als wäre dieser zor nige, mißtrauische Ausdruck sein natürlicher Zustand.
    Aber selbst diese Unterschiede unterstrichen nur ihre Ähnlichkeit. Han hatte das Gefühl, als erblicke er in einem Spiegel den Mann, der er hätte werden können. Die Vorstel lung gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Diese erste Begeg nung war weitaus beunruhigender, als er erwartet hatte.
    Nicht nur Han bemerkte die Ähnlichkeit. Die uniformier ten Figuren auf der Ringplattform hatten offenbar Befehl, die Augen geradeaus zu halten, aber nicht einer von ihnen
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