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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Montalbano. Und wenn du es wagst, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, bring ich dich hinter Gitter, und dann kannst du schauen, wie du wieder rauskommst.«
    »Vierter Stock, Zimmer vierhundertsechzehn«, sagte der Portier mit zitternden Lippen.
    »Hat jemand für ihn angerufen?«
    »Als er zurückkam, habe ich ihm die Mitteilungen der eingegangenen Anrufe gegeben, drei oder vier.«
    »Ich will mit der Telefonistin sprechen.«
    Die Telefonistin, die sich der Commissario, weiß der Himmel warum, als hübsches junges Mädchen vorgestellt hatte, war ein bebrillter alter Glatzkopf um die sechzig.
    »Der Portier hat mir schon alles erklärt. Ab zwölf Uhr hat immer wieder ein gewisser Eolo aus Bologna angerufen.
    Seinen Nachnamen hat er nie hinterlassen. Er hat gerade vor zehn Minuten wieder angerufen, und ich habe das Gespräch ins Zimmer durchgestellt.«
    Im Fahrstuhl zog Montalbano einen Zettel mit den Namen aller Personen hervor, die vergangenen Mittwochabend am Flughafen Punta Ràisi ein Auto gemietet hatten. Einverstanden: Guido Serravalle stand nicht darauf. Aber Eolo Portinari schon. Und von Guggino hatte er erfahren, dass dieser ein enger Freund des Antiquitätenhändlers war.
    Er klopfte ganz leise, und dabei fiel ihm ein, dass seine Pistole im Auto im Handschuhfach lag.
    »Herein, es ist offen.«
    Der Antiquar lag auf dem Bett, die Hände im Nacken verschränkt. Er hatte nur Schuhe und Jackett ausgezogen, die Krawatte hatte er noch umgebunden. Als er den Commissario sah, sprang er auf die Füße wie ein Schachtelteufel, der beim Öffnen des Kästchens herausschnellt.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Montalbano.
    »Schon in Ordnung!«, rief Serravalle und schlüpfte hastig in seine Schuhe. Sogar das Jackett zog er an. Montalbano hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, den Geigenkasten auf dem Schoß.
    »So, jetzt bin ich bereit. Was verschafft mir die Ehre?«
    Den Geigenkasten übersah er geflissentlich.
    »Sie sagten neulich am Telefon, sie stünden mir zur Verfügung, wenn ich Sie brauchte.«
    »Natürlich, das kann ich nur wiederholen«, sagte Serravalle und setzte sich ebenfalls.
    »Ich hätte Sie nicht belästigt, aber da Sie wegen der Trauerfeier schon mal hier sind, will ich das ausnutzen.«
    »Das freut mich. Was soll ich tun?«
    »Zuhören.«
    »Ich verstehe nicht, entschuldigen Sie.«
    »Mir zuhören. Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen.
    Wenn Sie finden, dass ich übertreibe oder mich irre, dann unterbrechen Sie mich nur, korrigieren Sie mich.«
    »Ich wüsste nicht wie, Commissario. Ich kenne die Geschichte ja nicht, die Sie mir erzählen wollen.«
    »Sie haben Recht. Dann sagen Sie mir, was Sie davon halten, wenn ich fertig bin. Der Held meiner Geschichte ist ein Signore, der in recht guten Verhältnissen lebt, er ist ein Mann von erlesenem Geschmack, besitzt ein bekanntes Antiquitätengeschäft und hat eine gute Klientel. Dieses Geschäft hat unser Held von seinem Vater geerbt.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Serravalle, »wo spielt Ihre Geschichte denn?«
    »In Bologna«, antwortete Montalbano und fuhr fort:
    »Etwa vor einem Jahr begegnet dieser Signore einer jungen Frau aus besseren Kreisen. Die beiden werden ein Liebespaar. Ihr Verhältnis ist ohne Risiko, der Gatte der Signora drückt aus Gründen, die zu erläutern hier zu weit führen würde, nicht nur ein Auge, wie es so schön heißt, sondern gleich alle beide zu. Die Signora liebt ihren Mann weiterhin, aber die sexuelle Beziehung zu ihrem Geliebten ist ihr sehr wichtig.«
    Er unterbrach sich.
    »Darf ich rauchen?«, fragte er.
    »Aber natürlich«, sagte Serravalle und schob ihm einen Aschenbecher hin.
    Montalbano holte langsam das Päckchen aus der Tasche, nahm drei Zigaretten heraus, rollte eine nach der anderen zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her, entschied sich für die, die ihm am weichsten schien, steckte die beiden anderen in das Päckchen zurück und tastete sich auf der Suche nach dem Feuerzeug ab.
    »Ich kann Ihnen leider nicht behilflich sein, ich rauche nicht«, sagte der Antiquar.
    Schließlich fand der Commissario das Feuerzeug in der Brusttasche des Jacketts, betrachtete es, als hätte er es noch nie gesehen, zündete die Zigarette an und steckte das Feuerzeug wieder ein.
    Bevor er weitersprach, sah er Serravalle gedankenverloren an. Die Oberlippe der Antiquars war feucht, er begann zu schwitzen.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Bei der Frau, die sehr an ihrem Geliebten hing.«
    »Ach ja. Leider hat unser
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