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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Fragezeichen, als sie ihn ansah.
    »Aber wir beide telefonieren, ja, Anna?«
    An der Tür des Kommissariats traf er auf Augello, der gerade hinausging.
    »Wo gehst du hin?«
    »Zum Essen.«
    »Minchia, ihr denkt alle an dasselbe!«
    »Woran sollen wir denn sonst denken, wenn Essenszeit ist?«
    »Wen haben wir in Bologna?«
    »Als Bürgermeister?«, fragte Augello irritiert.
    »Der Bürgermeister von Bologna ist mir scheißegal. Haben wir einen Freund dort in der Questura, von dem wir innerhalb einer Stunde eine Auskunft kriegen können?«
    »Warte, da ist Guggino, erinnerst du dich an ihn?«
    »Filiberto?«
    »Ja, der. Er wurde vor vier Wochen dahin versetzt. Er leitet das Ausländeramt.«
    »Geh nur zu deinen spaghetti alle vongole mit einem Haufen parmigiano«, sagte Montalbano zum Dank und sah ihn verächtlich an. Wie sollte man jemanden, der dermaßen an Geschmacksverirrung litt, auch sonst anschauen?
    Es war zwölf Uhr fünfunddreißig, und Filiberto war möglicherweise noch im Büro.
    »Pronto? Hier ist Commissario Montalbano. Ich rufe aus Vigàta an, könnte ich bitte mit Dottor Filiberto Guggino sprechen?«
    »Einen Augenblick.«
    Es knackte ein paarmal, dann war eine fröhliche Stimme zu vernehmen.
    »Salvo! Wie schön, dich zu hören! Wie geht's?«
    »Gut, Filibè. Ich muss dich mit einer äußerst dringenden Sache behelligen, ich brauche innerhalb einer, spätestens anderthalb Stunden eine Auskunft. Ich suche nach einem wirtschaftlichen Motiv für ein Verbrechen.«
    »Ich bin nicht gerade mit Zeit gesegnet.«
    »Du musst mir so viel wie möglich über jemanden sagen, der Schulden hat und von Wucherern bedrängt wird, vielleicht ein Geschäftsmann oder einer, der um hohe Summen spielt …«
    »Das macht die Sache noch viel komplizierter. Ich kann dir sagen, wer Wucher treibt, aber nicht, wer dadurch ruiniert wird.«
    »Versuch's. Ich gebe dir seinen Namen und Nachnamen.«
    »Dottore? Ich bin's, Giallombardo. Sie essen gerade im Restaurant in Contrada Capo, das direkt am Meer liegt, kennen Sie es?«
    Ja, leider kannte er es. Er war mal zufällig da hineingeraten und hatte es nicht vergessen.
    »Sind sie mit zwei Autos da? Jeder mit seinem eigenen?«
    »Nein, er sitzt am Steuer, deshalb -«
    »Lass den Mann keine Sekunde aus den Augen. Er bringt die Signora später bestimmt nach Hause, dann geht er ins Hotel, ins della Valle. Halte mich weiter auf dem Laufenden.«
    Ja und nein, lautete die Antwort der Firma, die in Punta Ràisi Autos vermietete, nachdem man sich eine halbe Stunde lang geziert hatte, ihm eine Auskunft zu erteilen - er hatte sogar den Chef der Flughafenpolizei einschalten müssen. Ja, gestern Abend, Donnerstag, hatte der fragliche Signore einen Wagen gemietet, den er noch immer benutzte. Nein, Mittwochabend letzter Woche hatte dieser Signore keinen Wagen gemietet, sein Name stand nicht im Computer.

Siebzehn
    Gugginos Antwort erreichte ihn ein paar Minuten vor drei.
    Sie war lang und ausführlich. Montalbano machte sich gewissenhaft Notizen. Fünf Minuten später tauchte Giallombardo auf und teilte ihm mit, Serravalle sei ins Hotel zurückgekehrt.
    »Rühr dich dort nicht von der Stelle«, befahl ihm der Commissario. »Wenn du ihn wieder rausgehen siehst, bevor ich da bin, dann halte ihn unter irgendeinem Vorwand fest, mach einen Striptease oder einen Bauchtanz, aber lass ihn nicht weg.«
    Rasch blätterte er Michelas Unterlagen durch, er erinnerte sich, eine Bordkarte gesehen zu haben. Sie war da, es war die letzte Reise der Signora von Bologna nach Palermo gewesen. Er steckte die Karte ein und rief Gallo.
    »Bring mich mit dem Streifenwagen zum Albergo della Valle.«
    Das Hotel stand auf halbem Weg zwischen Vigàta und Montelusa, man hatte es direkt neben einen der schönsten Tempel der Welt gebaut, Denkmalamt, Landschaftsschutzverordnungen und Bebauungsplänen zum Trotz.
    »Du wartest hier«, sagte der Commissario zu Gallo. Er ging zu seinem Auto, in dem Giallombardo saß und ein Nickerchen hielt.
    »Ich hab nur mit einem Auge geschlafen!«, beteuerte der Polizist.
    Der Commissario öffnete den Kofferraum und nahm den Kasten mit der billigen Geige heraus.
    »Du fährst ins Kommissariat zurück«, befahl er Giallombardo.
    Als er die Hotelhalle durchquerte, hätte man ihn glatt für das Mitglied eines Orchesters halten können.
    »Ist Dottor Serravalle da?«
    »Ja, er ist in seinem Zimmer. Wen soll ich melden?«
    »Du sollst gar nichts melden, sondern nur den Mund halten. Ich bin Commissario
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