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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Einzelnen immer wieder von vorn im Detail erzählen zu müssen, wie er dem Mörder auf die Spur gekommen war und wie dieser sich das Leben genommen hatte.
    Bei all den Fragen und Antworten, Bemerkungen und Erklärungen und allem wenn und vielleicht und aber und jedoch wurde es halb neun Uhr abends, bis er endlich nach Vigàta ins Kommissariat fahren konnte.
    »Bist du geschrumpft?«, fragte Mimi, als er ihn sah. Um Haaresbreite wich er Montalbanos Faustschlag aus, der ihm bestimmt die Nase gebrochen hätte.
    Er brauchte gar nicht »Alle!« zu rufen, sie erschienen alle von selbst. Und der Commissario bereitete ihnen die Freude, die sie verdienten: Er berichtete in allen Einzelheiten vom ersten Verdacht gegen Serravalle bis zu dessen tragischem Ende. Die intelligenteste Bemerkung kam von Mimi Augello.
    »Gott sei Dank hat er sich erschossen. Es wäre schwierig gewesen, ihn ohne konkreten Beweis in Haft zu halten. Ein tüchtiger Anwalt hätte ihn sofort wieder rausgeholt.«
    »Aber er hat sich umgebracht!«, rief Fazio.
    »Was heißt das schon?«, erwiderte Mimi. »Bei dem armen Maurizio Di Blasi war es doch auch so. Wer sagt denn, dass er nicht mit dem Schuh in der Hand aus der Höhle gelaufen ist, weil er hoffte, dass die den Schuh für eine Waffe halten und auf ihn schießen, was ja dann auch passiert ist?«
    »Entschuldigen Sie, Commissario, aber warum hat er denn geschrien, dass er bestraft werden wollte?«, fragte Germana.
    »Weil er den Mord beobachtet hatte und ihn nicht hatte verhindern können«, sagte Montalbano abschließend. Als die anderen sein Büro verließen, fiel ihm etwas ein, was er am nächsten Tag womöglich vergessen würde, wenn er sich nicht sofort darum kümmerte.
    »Gallo, komm her. Du musst rüber in unsere Werkstatt, hol alle Unterlagen aus dem Twingo, und bring sie mir. Red mit unserem Mechaniker, er soll uns einen Kostenvoranschlag für die Reparatur machen. Und wenn er Interesse hat, den Wagen zweiter Hand zu verkaufen, dann soll er das machen.«
    »Dottore, hätten Sie eine Minute Zeit für mich?«
    »Komm rein, Catare.«
    Catarella war ganz rot im Gesicht, gleichzeitig verlegen und glücklich.
    »Was hast du? Red schon!«
    »Ich hab das Zeugnis für die erste Woche gekriegt, Dottore, Der Computerkurs geht von Montag bis Freitag früh. Ich wollt's Ihnen zeigen.«
    Es war ein gefaltetes Blatt Papier. Er hatte lauter »hervorragend« bekommen; unter »Bemerkungen« stand: »Er ist der Beste seines Kurses.«
    »Bravo, Catarella! Du bist das Aushängeschild unseres Kommissariats!«
    Catarella brach fast in Tränen aus.
    »Wie viele seid ihr denn in eurem Kurs?«
    Catarella zählte an den Fingern ab:
    »Amato, Amoroso, Basile, Bennato, Bonura, Catarella, Cimino, Farinella, Filippone, Lo Dato, Scimeca und Zicari.
    Das macht zwölf, Dottore. Wenn ich den Computer bei der Hand gehabt hätte, wäre das Zählen leichter gewesen.«
    Der Commissario stützte seinen Kopf in die Hände.
    Gab es für die Menschheit noch eine Zukunft?
    Gallo kam von seinem Gang zu dem Twingo zurück.
    »Ich hab mit dem Mechaniker geredet. Er ist einverstanden und kümmert sich um den Verkauf. Im Handschuhfach waren der Kraftfahrzeugschein und eine Straßenkarte.«
    Er legte beides auf Montalbanos Tisch, ging aber noch nicht. Er fühlte sich nicht so wohl wie Catarella.
    »Was hast du?«
    Gallo gab keine Antwort, sondern legte ihm nur ein kleines Kärtchen hin.
    »Das hab ich vorn gefunden, unter dem Beifahrersitz.«
    Es war eine Bordkarte für den Flug Rom-Palermo, für die Maschine, die um zehn Uhr abends auf dem Flughafen Punta Ràisi landete. Der auf dem Abschnitt vermerkte Tag war der Mittwoch vergangener Woche, der Name des Fluggastes lautete G. Spina. Warum, fragte sich Montalbano, behielten Leute, die ihren Namen fälschten, fast immer die Initialen ihres wirklichen Namens bei? Die Bordkarte hatte Guido Serravalle in Michelas Auto verloren. Nach dem Mord hatte er keine Zeit gehabt, sie zu suchen, oder er hatte gedacht, sie sei noch in seiner Jackentasche. Deshalb hatte er auch, als er vorhin davon gesprochen hatte, ihre Existenz geleugnet und sogar auf die Möglichkeit angespielt, dass der Name des Fluggastes nicht der richtige Name sei. Aber mit dem Kärtchen in der Hand hätte man jetzt, wenn auch mühselig, rekonstruieren können, wer wirklich mit der Maschine geflogen war. Erst jetzt merkte der Commissario, dass Gallo noch immer vor dem Schreibtisch stand und ein sehr ernstes Gesicht machte. Er sagte mit
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