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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Anruf von Eolo: Die Geige ist nur ein paar hunderttausend Lire wert.
    Unser Held begreift, dass er betrogen wurde, dass er ganz umsonst einen Menschen getötet hat.«
    »Ihr Held«, sagte Serravalle, der aussah, als hätte er sich das Gesicht gewaschen und nicht abgetrocknet, so schweißgebadet war er, »Ihr Held ist also in diese minimale Fehlerspanne von einem Prozent geraten, die er dem Maestro zugestanden hatte.«
    »Wenn einer Pech im Spiel hat -«, lautete der Kommentar des Commissario.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    Serravalle öffnete die Minibar, nahm drei Fläschchen Whisky heraus und goss sie ohne Eis in ein Glas, das er in zwei Zügen leerte.
    »Das ist eine interessante Geschichte, Commissario. Sie haben mir vorgeschlagen, meine Bemerkungen am Ende zu machen, und wenn Sie erlauben, werde ich das jetzt tun. Fangen wir also an. Ihr Held wird doch wohl nicht so dumm gewesen sein, unter seinem eigenen Namen zu fliegen, oder?«
    Montalbano zog die Bordkarte ein Stückchen aus der Jackentasche, gerade so weit, dass der andere sie sehen konnte.
    »Nein, Commissario, die nützt Ihnen gar nichts. Vielleicht existiert eine Bordkarte, aber das heißt nichts, auch wenn der Name des Helden darauf steht, jeder kann ihn benutzen, und man muss keinen Ausweis vorlegen. Und was die Begegnung vor der Bar anbelangt - Sie sagen, sie hätte abends stattgefunden und nur ein paar Sekunden gedauert. Kommen Sie, eine solche Identifizierung wäre doch nicht haltbar.«
    »Ihre Argumentation ist schlüssig«, sagte der Commissario.
    »Also weiter. Ich schlage eine Variante Ihrer Erzählung vor.
    Der Held vertraut die Entdeckung, die seine Freundin gemacht hat, einem Typen namens Eolo Portinari an, einem dilettantischen Kriminellen. Und Portinari, der aus eigener Initiative nach Vigàta kommt, tut all das, was Sie Ihrem Helden zuschreiben. Portinari hat das Auto gemietet und dafür einen ordentlichen Führerschein vorgelegt, Portinari hat versucht, die Geige zu verkaufen, in der sich der Maestro getäuscht hatte, und Portinari hat die Frau vergewaltigt, damit es wie ein Verbrechen aus Leidenschaft aussieht.«
    »Ohne zu ejakulieren?«
    »Natürlich! Anhand des Spermas hätte man leicht die DNS analysieren können.«
    Montalbano hob zwei Finger, als wollte er um Erlaubnis bitten, aufs Klo gehen zu dürfen.
    »Ich möchte zu Ihren Bemerkungen zweierlei sagen. Sie haben völlig Recht: Die Schuld des Helden zu beweisen wird langwierig und schwer, aber nicht unmöglich sein.
    Ab sofort wird unser Held also von zwei bissigen Hunden verfolgt: von seinen Gläubigern und von der Polizei. Das Zweite ist, dass sich der Maestro nicht im Wert der Geige getäuscht hat, sie ist tatsächlich zwei Milliarden wert.«
    »Aber Sie haben doch gerade -«
    Serravalle begriff, dass er dabei war, sich zu verraten, und verstummte augenblicklich. Montalbano fuhr fort, als hätte er nichts gehört.
    »Mein Held ist ziemlich schlau. Denken Sie nur, er ruft auch noch, nachdem er die Signora umgebracht hat, im Hotel an und verlangt sie zu sprechen. Aber über ein Detail ist er nicht im Bilde.«
    »Nämlich?«
    »Ach, wissen Sie, die Geschichte ist so unglaublich, dass ich sie Ihnen vielleicht lieber doch nicht erzähle.«
    »Geben Sie sich einen Ruck.«
    »Ich mag nicht. Na gut, aber nur um Ihnen einen Gefallen zu tun. Mein Held hat von seiner Geliebten erfahren, dass der Maestro Cataldo Barbera heißt, und viele Informationen über ihn gesammelt. Jetzt rufen Sie in der Telefonvermittlung an und lassen sich mit dem Maestro verbinden, seine Nummer steht im Telefonbuch. Sprechen Sie in meinem Namen mit ihm, und lassen Sie sich die Geschichte von ihm selbst erzählen.«
    Serravalle erhob sich, nahm den Hörer ab und sagte dem Telefonisten, mit wem er sprechen wollte. Er blieb am Apparat.
    »Pronto? Sind Sie Maestro Barbera?«
    Sobald dieser geantwortet hatte, legte Serravalle auf.
    »Ich möchte sie lieber von Ihnen hören.«
    »Na gut. Signora Michela fährt spät abends mit dem Maestro in ihr Haus. Als Cataldo Barbera die Geige sieht, fällt er fast in Ohnmacht. Er spielt sie und hat keinen Zweifel mehr, es handelt sich um eine Guarnieri. Er spricht mit Michela darüber und sagt ihr, er würde sie gern von einem anerkannten Fachmann untersuchen lassen. Und er rät der Signora, das Instrument nicht in der nur selten bewohnten Villa zu lassen. Die Signora vertraut es dem Maestro an, der es mit nach Hause nimmt und ihr dafür eine seiner Geigen
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