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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Autoren: Andrea Camilleri
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Held ein schlimmes Laster. Er ist Glücksspieler, er setzt hohe Summen. In den letzten drei Monaten wurde er dreimal in illegalen Spielhöllen erwischt.
    Stellen Sie sich vor, eines Tages landet er sogar im Krankenhaus, nachdem er brutal zusammengeschlagen worden ist. Er behauptet, das Opfer eines Raubüberfalls gewesen zu sein, doch die Polizei vermutet - ich wiederhole: vermutet -, dass es sich um eine Warnung wegen nicht gezahlter Spielschulden handelt. Wie auch immer, für unseren Helden, der weiter spielt und weiter verliert, wird die Lage immer prekärer. Er vertraut sich seiner Geliebten an, und diese versucht für ihn zu tun, was in ihrer Macht steht. Sie hatte die Idee gehabt, sich hier eine kleine Villa bauen zu lassen, weil ihr die Gegend gut gefiel. Diese Villa erweist sich jetzt als ausgesprochen zweckmäßig: Die Signora bläht die Baukosten auf und kann ihrem Freund auf diese Weise etwa hundert Millionen zukommen lassen. Sie plant einen Garten, möglicherweise auch den Bau eines Schwimmbads: alles neue Quellen für Schwarzgeld. Aber sie sind ein Tropfen auf den heißen Stein, bei weitem keine zwei- oder dreihundert Millionen. Eines Tages begegnet die Signora, die ich der Einfachheit halber Michela nennen will …«
    »Augenblick«, unterbrach Serravalle ihn mit einem Grinsen, das sardonisch wirken sollte. »Und Ihr Held, wie heißt der?«
    »Sagen wir mal Guido«, antwortete Montalbano, als wäre das ganz nebensächlich.
    Serravalle zog eine Grimasse, inzwischen klebte ihm sein Hemd schweißnass auf der Brust.
    »Gefallen Ihnen die Namen nicht? Wir können sie auch Paolo und Francesca nennen, wenn Sie wollen. Das ändert nichts am Kern der Sache.«
    Er wartete, ob Serravalle etwas sagte, aber der Antiquar machte den Mund nicht auf, und so fuhr Montalbano fort:
    »Eines Tages lernt Michela in Vigàta einen berühmten Solisten kennen, einen Geiger, der hier zurückgezogen lebt.
    Die beiden sind sich sympathisch, und die Signora erzählt dem Maestro, sie besitze eine alte Geige, ein Erbstück ihres Urgroßvaters. Zum Spaß - wie ich glaube - zeigt Michela sie dem Maestro, und diesem ist auf den ersten Blick klar, dass er ein Instrument von ungeheurem Wert, und zwar in musikalischer wie finanzieller Hinsicht, vor sich hat. Irgendwas über zwei Milliarden. Als Michela nach Bologna zurückkehrt, erzählt sie die ganze Geschichte ihrem Geliebten. Wenn die Dinge tatsächlich so liegen, wie der Maestro sagt, dann ist die Geige sehr gut verkäuflich, Michelas Mann hat sie vielleicht ein- oder zweimal gesehen, und alle verkennen ihren wirklichen Wert. Man müsste sie also nur austauschen, irgendeine miese Geige in den Kasten legen, und Guido wäre für alle Zeiten aus dem Schneider.«
    Montalbano verstummte, trommelte mit den Fingern auf dem Geigenkasten und seufzte.
    »Jetzt kommt das schwierigste Kapitel«, sagte er.
    »Beh«, sagte Serravalle, »Sie können mir die Geschichte ja ein anderes Mal zu Ende erzählen.«
    »Ich könnte, aber dann müsste ich Sie noch mal aus Bologna herbemühen oder selbst zu Ihnen kommen, das wäre zu umständlich. Wenn Sie schon so höflich sind und mir geduldig zuhören, obwohl Sie vor Hitze fast vergehen, will ich Ihnen erklären, warum ich das, was jetzt kommt, für das schwierigste Kapitel halte.«
    »Weil Sie über einen Mord sprechen müssen?«
    Montalbano starrte den Antiquitätenhändler mit offenem Mund an.
    »Deshalb, meinen Sie? Nein, Mord und Totschlag bin ich gewohnt. Ich finde es das schwierigste Kapitel, weil ich die konkreten Fakten beiseite lassen und mich in den Kopf eines Mannes, in das, was er denkt, hineinversetzen muss.
    Ein Romanautor hätte da leichte Hand, aber ich bin ja nur ein Leser von Büchern, die ich für gut halte. Verzeihen Sie die Abschweifung. Nun sammelt unser Held ein paar Informationen über den Maestro, von dem Michela ihm erzählt hat. Er findet heraus, dass dieser nicht nur ein Musiker von Weltruf ist, sondern auch ein Kenner der Geschichte des Instruments, das er spielt. Jedenfalls liegt er zu neunundneunzig Prozent richtig. Doch es gibt keinen Zweifel, dass sich die Angelegenheit, wenn sie Michela überlassen bliebe, in die Länge ziehen würde. Nicht nur das, die Frau würde sie zwar heimlich, aber legal verkaufen wollen, und die zwei Milliarden würden - nach Abzug verschiedener Kosten und Prozente und wegen unseres Staates, der sich wie ein Wegelagerer darauf stürzen und sein Teil verlangen würde - am Ende auf weniger als eine
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