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Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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Kapitel 1
Wenn einen die Vergangenheit nicht loslässt
    Heutzutage ist es eine traurige Tatsache, dass es mehr aufgegebene Fabrikhallen gibt als solche, die noch in Betrieb sind. Und sehr viele dieser verlassenen Hallen, die dem Verfall und dem Ruin anheimgegeben wurden, sind zu üblen Orten geworden. Durchdrungen von der Erinnerung an eine Vergangenheit, die sie nicht vergessen, und an Menschen, die nicht vergeben können.
    Es gibt eine Menge Arten, auf die ein Gebäude zu so einem üblen Ort werden kann. Manchmal passiert etwas Furchtbares und verseucht die Umgebung mit genug Schrecken und Leid – oder zumindest in ausreichender Weise mit all den kleinlichen Bosheiten und moralischen Verbrechen, die dem Menschen anhaften –, um die übersinnliche Ebene dort für immer zu vergiften.
    Es sind Menschen, die Orte zu üblen Orten machen, und üble Orte sind Geisterbahnen, um die Lebenden mit den Sünden der Toten zu plagen. Es ist mehr als die bloße Arbeit, die Menschen in Fabriken tun, und sie lassen immer etwas von sich selbst dabei zurück.
***
    Aus diesem Grund fuhr ein verbeulter alter Kleinbus, dessen Kotflügel angerostet und dessen Reifen schon nicht mehr ganz prall waren, auf einen von Unkraut überwucherten Parkplatz und hielt dort mit quietschenden Bremsen an. Der Parkplatz lag außerhalb einer Fertigungshalle, die einmal der Firma Winter Industries gehört hatte. Der Motor des Kleinbusses erstarb mit einer Reihe von erleichterten Hustern. Die langsame, trübe Stille des Abends kehrte wieder zurück.
    Das große alte Gebäude stand offen und war den Elementen ausgesetzt: eine strikt minimalistische Struktur aus Stahl und Beton, die jetzt, wo sie keinen Zweck und keine Funktion mehr erfüllte, etwas verloren und unbehaglich aussah. Zerbrochenes Glas in den Fenstern, übereinander gesprühte Graffiti auf den Mauern, das meiste davon zusammenhanglos und verblasst wie verschwindende Stimmen aus der Vergangenheit. Die großen Tore vorn waren mit meterlangem, gelbem Absperrband versiegelt. Die abgerissenen Enden peitschten traurig im böigen Wind hin und her.
    Aus dem klapprigen alten Kleinbus traten jetzt JC Chance, Melody Chambers und Happy Jack Palmer.
    Die Geisterjäger des Carnacki-Instituts.
    Es war früher Abend, die Sonne würde bald untergehen. Auf den schweren Wolken am Horizont waren blutrote Flecken zu sehen, während die Sonne tief über dem Horizont hing und den Tag aufgab. Überall lagen Schatten auf dem Gelände, lang und tief und dunkel. Das Abendlicht sah schmutzig und zerstört aus, irgendwie verletzt. Der böige Wind machte einige halbherzige Versuche, ein paar Blätter rund um ein verlassenes Auto zu jagen, schien aber eigentlich keine richtige Lust dazu zu haben. Die Werkhalle stand still und reglos da und barg Finsternis.
    JC schlenderte über den Parkplatz auf die verlassene Fabrik zu wie ein General, der im Herzen ein Schlachtlied summt. Er war immer dann am glücklichsten, wenn er sich kopfüber in eine Situation stürzen konnte, in der es um Leben und Tod ging und gleich die ganze Welt auf dem Spiel stand. Am liebsten mit beiden Beinen gleichzeitig und nach ihm die Sintflut. Das war auch der Grund, warum er es so schwer gehabt hatte, Partner zu finden, die mit ihm mithalten konnten. Die meisten Leute waren vernünftiger. Jetzt blieb er vor dem Gebäude stehen und ließ seinen Blick darüber schweifen, die Fäuste in die Hüften gestemmt und ein breites, freches Grinsen auf dem Gesicht. JC liebte Geheimnisse und Herausforderungen. Und Gelegenheiten, unirdischen Dingen dorthin zu treten, wo es wehtat.
    JC war groß und schlank, laut und selbstsicher, voller Energie und viel hübscher, als gut für ihn war. Er war Ende zwanzig, trug seine Mähne dunklen, lockigen Haars wie ein Rockstar und hatte einen vanilleeisfarbenen, dreiteiligen Anzug angelegt, der überraschende Eleganz und Stil besaß. Er hatte dazu die gewaltigste und dunkelste Sonnenbrille, die er hatte finden können, aufgesetzt. Und das aus gutem Grund. Schon allein die Art, wie er hier auf dem Parkplatz stand, vermittelte den Eindruck, als sei der Sheriff nach Tombstone gekommen, um aufzuräumen.
    Melody Chambers trottete über die gerissenen Betonplatten und zog einen Einkaufswagen hinter sich her, auf dem sich ein großer Stapel ihres höchsteigenen Spezial-Equipments befand. Melody war der Wissenschafts-Freak im Team und stolz darauf. Sie benutzte Technologie wie eine Waffe, um dem Übernatürlichen etwas Vernunft
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